Die Deutsche Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie (DGSF) distanziert sich von dem therapeutischen und pädagogischen Vorgehen, das in dem umstrittenen Kinofilm „Elternschule“ präsentiert wird. Dort werde vor allem das scheinbare Versagen von Eltern im „Kampf“ gegen ihre Kinder gezeigt. Dagegen helfe dann nur noch das Behandlungsprogramm des Fachpersonals der Klinik, das die Eltern als Zuschauer „aushalten“ müssten. Der Fachverband betont in seiner Stellungnahme, dass systemisches Arbeiten mit Familien hingegen immer die Eltern als „Experten für ihre Kinder“ sehe, die in einem geschützten Rahmen eigene Lösungen finden können.
In dem Dokumentarfilm „Elternschule“ werden Kleinkinder gezeigt, die gegen die Trennungen von ihren Müttern heftig protestieren. Die DGSF betont, dass dieses als problematisch gezeigte Verhalten der Kinder aus Hilflosigkeit entstehe. Trennungen würden von Babys und kleinen Kindern zunächst als „existentielle Not“ erlebt. Je weniger ein Kind mit den „Notfallprogrammen Kampf und Flucht“ eine existenzielle Bedrohung meistern könne, umso mehr blieben nur noch die Reaktionen der Erstarrung und Unterwerfung übrig, um emotional zu überleben. „Ein solches Unterwerfen als pädagogischen Erfolg darzustellen, halten wir für zweifelhaft“, schreibt die der systemische Fachverband in seiner Stellungnahme.
Im Dokumentarfilm über die Arbeit der der psychosomatischen Abteilung der Kinder- und Jugendklinik Gelsenkirchen würden Kinder „als strategisch ausgefeilte Täter“ dargestellt. Dies gebe kaum Raum für eine „systemische Haltung“, die geprägt sei vom Respekt für bisherigen Lösungsversuche der einzelnen Familien und von der Zuversicht, dass diese auch unter extremen Bedingungen eigene Vorstellungen von Lösungen entwickeln können: „Systemische Therapie / Familientherapie hat den Kontext des gesamten Bindungssystems im Blick, statt sich auf reine Verhaltensmuster und kurzfristige Interaktionen zu fokussieren.“ Im Fokus stünden die familiären Beziehungen und die Ermutigung zur Entwicklung eigener, familiärer Veränderungskompetenzen, so die DGSF-Stellungnahme.
„Dieser Film ist – anders als der Titel andeutet – keine nachahmenswerte ‚Schule‘ für Eltern!“, betont DGSF-Vorsitzender Dr. Björn Enno Hermans: „Familien in derart schwierigen Lebenssituationen, wie sie im Film dargestellt sind, brauchen systemübergreifende Hilfen, bei denen Gesundheitswesen und Jugendhilfe kooperieren.“ Diese Hilfen seien erfolgreich möglich, ohne dass Kinder den im Film gezeigten Maßnahmen ausgesetzt werden müssen.
Zur Stellungnahme:
Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie, Beratung und Familientherapie zu dem Dokumentarfilm „Elternschule“
https://www.dgsf.org/themen/stellungnahmen-1/stellungnahme-zum-dokumentarfilm-el...
verantwortlich:
Bernhard Schorn, DGSF
Jakordenstraße 23, 50668 Köln
Fon (0221) 168860-11 (-0) | Fax (0221) 168860-20
E-Mail: schorn@dgsf.org
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
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überregional
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Deutsch
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