idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
12.11.2018 11:41

Poetische Sprachmelodie: Ein entscheidendes Bindeglied zwischen Musik und Sprache

Marilena Hoff Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik

    Empirische Studie vergleicht vertonte und unvertonte Gedichte mit überraschendem Ergebnis

    Forschungen zu Ähnlichkeiten von Musik und Sprache haben vielfach musikalische Metren mit dem Rhythmus natürlicher und poetisch metrisierter Sprache verglichen, nicht aber nach einem genuinen Gegenstück zu musikalischer Melodie in der Sprache von Gedichten gesucht. Linguistische Forschung zu melodischen Konturen in natürlicher Sprache ist außerdem sehr auf einzelne syntaktische Phrasen und Sprechakte beschränkt (z.B. die am Schluss ansteigende Intonation einer Frage). Unsere Studie zu poetischer Sprachmelodie geht als erste über diese Beschränkungen hinaus. Wir analysierten Rezitationen ganzer Gedichte durch mehrere Sprecher/innen auf potentiell konvergente Konturen von Tonhöhe- und Tondauer-Verläufen, die inhärente Eigenschaften der Texte selbst sein könnten.

    Die Resultate zeigen, dass die Strophen einzelner Gedichte über viele Einsprechungen hinweg in der Tat distinkte sich wiederholende Konturen von Tonhöhe- und Tondauerwerten zeigen, ganz ähnlich wie gesungene Lieder und andere musikalische Stücke. Mehr noch: Je höher der Gedicht-spezifische Autokorrelationswert für die melodische Ähnlichkeit der Tonhöhe- und Tondauerwerte über die einzelnen Strophen hinweg ist, desto höher waren auch die Bewertungen für subjektiv wahrgenommene Melodizität, die Studienteilnehmer spontan abgaben. Ein Vergleich von Gedichten, die vertont worden, mit solchen, die unvertont geblieben sind, ergab zusätzliche unabhängige Evidenz für unser Konstrukt einer genuinen poetischen Sprachmelodie: Komponisten haben vorzugsweise Gedichte vertont, die auf unserem statischen Melodiemaß hohe Werte erzielen.

    Die sich wiederholenden Tonhöhe- und Tondauerkonturen poetischer Sprachmelodien sind weder an Wiederholungen bestimmter Muster syntaktischer Prosodie gebunden noch auf einzelne Sprecher beschränkt. Sie haben vielmehr eine inhärente musikalische Gestaltqualität, die sich aus der kunstvollen Selektion und Kombination von Worten in Form poetischer Strophen ergibt. Diese Entdeckung hat großes Potential für ein vertieftes Verständnis der Ähnlichkeiten von Musik und Sprache.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Winfried Menninghaus
    Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik
    Direktor der Abteilung Sprache und Literatur
    Grüneburgweg 14, 60322 Frankfurt am Main
    Tel. 069 8300479-101
    E-Mail: martina.wuelfert@ae.mpg.de


    Originalpublikation:

    Menninghaus, W., Wagner, V., Knoop, C. A., & Scharinger, M. (2018). Poetic Speech Melody: A Crucial Link Between Music and Language. PLoS ONE 13(11): e0205980. doi: 10.1371/ journal.pone.0205980


    Bilder

    Poetische Sprachmelodie:  Ein entscheidendes Bindeglied zwischen Musik und Sprache
    Poetische Sprachmelodie: Ein entscheidendes Bindeglied zwischen Musik und Sprache
    F. Bernoully
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Sprache / Literatur
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Poetische Sprachmelodie: Ein entscheidendes Bindeglied zwischen Musik und Sprache


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).