idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
14.11.2018 20:50

Takeda-Oncology-Forschungspreis geht an Heidelberger Forscher

Julia Bird Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

    Patientengruppen werden auf Basis molekularer Eigenschaften besser definiert und der Weg zur Entwicklung neuer Behandlungsoptionen für bösartige Lungentumoren gebahnt / Erfolgreiche Kooperation im Rahmen der Initiative „Deutsches Zentrum für Lungenforschung“

    Dr. Petros Christopoulos, Facharzt für Onkologie an der Thoraxklinik des Universitätsklinikums Heidelberg, sowie Prof. Dr. Rocio Sotillo vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) wurden beim Wettbewerb um den Takeda-Oncology Forschungspreis jeweils mit dem 1. Platz ausgezeichnet. Gewürdigt wurden die Arbeiten der beiden Wissenschaftler über genetische Varianten des sogenannten ALK-positiven „nicht-kleinzelligen Lungenkrebses“, abgekürzt NSCLC. Der mit jeweils 30.000 Euro dotierte 1. Preis wurde während der Jahrestagung der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie in Wien verliehen.

    Eine falsche Genfusion – mehrere Varianten – unterschiedliche Krankheitsverläufe

    Wesentliche Ursache für das Tumorwachstum bei dieser Form des Lungenkrebses ist eine falsche Fusion zweier Gene, bei der das ALK-Gen meistens an ein Gen namens EML4 koppelt. In der Folge produziert die Zelle große Mengen eines krebsfördernden Enzyms. Von der Genfusion existieren jedoch verschiedene molekulare Varianten. Der Preisträger Dr. Petros Christopoulos von der Heidelberger Thoraxklinik fand gemeinsam mit Prof. Dr. Albrecht Stenzinger vom Institut für Pathologie des Universitätsklinikums Heidelberg heraus, dass die Variante V3 mit einem deutlich aggressiveren Krankheitsverlauf und kürzeren Überleben in Verbindung steht. Zudem konnte gezeigt werden, dass zusätzliche Mutationen im zellulären „Reparatur-Gen“ TP53 die Prognose für die Betroffenen weiter verschlechtern. „Das Zentrum für Molekularpathologie hat durch hochmoderne Sequenzierverfahren die Veränderungen im Tumorerbgut bestimmt“, sagt Prof. Dr. Albrecht Stenzinger. „Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig die erfolgreiche interdisziplinäre Zusammenarbeit ist, um Tumorerkrankungen besser zu verstehen und dieses Wissen zum Wohle der Patienten einzusetzen.“

    Neben Dr. Petros Christopoulos erhielt eine weitere Heidelberger Wissenschaftlerin den 1. Preis: Um die oben erwähnten Ergebnisse auf grundlagenwissenschaftlicher Ebene weiterzuverfolgen, hat Prof. Dr. Rocio Sotillo, Leiterin der Kooperationseinheit „Molekulare Grundlagen thorakaler Tumoren“ am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) ein Maus-Modell mit der aggressiven Variante (V3) etabliert. Es gelang ihr zu zeigen, dass die gentechnisch veränderten V3-Mäuse tatsächlich an einer schwereren Form des Lungenkrebses erkrankten als Mäuse, in deren Genen eine andere Variante vorlag.

    Das Ziel: individualisierte und effektivere Behandlungsoptionen für NSCLC-Patienten

    Aufgrund vorangegangener Forschungsarbeiten an der Thoraxklinik und anderen Zentren ist bekannt, dass bei dieser Krebsform durch eine orale Therapie mit Tyrosinkinaseinhibitoren (TKI) durchschnittliche Überlebenszeiten von mittlerweile mehr als fünf Jahren erreicht werden können. Die aktuellen Forschungsergebnisse ermöglichen es nun, zwischen Patientengruppen zu unterscheiden: Betroffene mit den genetischen Varianten V1 oder V2 und intakten TP53 Genen profitieren von einer TKI-Therapie länger als diejenigen mit der aggressiven Variante V3 und/oder TP53 Mutationen. „Die neuen klinischen Erkenntnisse und biologischen Modelle schaffen eine Grundlage, um nun für diese Patienten maßgeschneiderte Behandlungsoptionen zu entwickeln“, sagt Prof. Dr. Michael Thomas, Chefarzt der Abteilung Innere Medizin-Onkologie und Professor für Internistische Onkologie Thorakaler Tumoren. „Einen weiteren Fokus legen wir auf die Wechselwirkung der molekularen Tumoreigenschaften mit dem Immunsystem, weil sie den Schlüssel zur Heilung darstellt.“

    Heidelberg ist ein Standort des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL), einer vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Initiative zur Erforschung und Verbesserung der Situation bei wichtigen Volkskrankheiten. Ein wesentlicher Teil der Arbeiten ist im DZL-Kontext durchgeführt worden. Der Heidelberger Verbund (TLRC-H; Translational Lung Research Center Heidelberg) umfasst neben dem Universitätsklinikum und der Thoraxklinik auch das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) und das Europäische Molekularbiologische Labor (EMBL). Schwerpunkte des DZL, an denen die Thoraxklinik maßgeblich mitwirkt, sind Lungenkrebs (Koordination), COPD, Imaging und Biobanking (Koordination).

    Über die Thoraxklinik

    Die Thoraxklinik-Heidelberg ist eine der ältesten und größten Lungenfachkliniken Europas mit einer über 100 jährigen Geschichte und 310 Planbetten. Als Klinik der Maximalversorgung ist sie seit 2009 als Lungenkrebszentrum der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert. Die Klinik ist Gründungsmitglied des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen Heidelberg (NCT) und arbeitet eng mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) zusammen. Die Thoraxklinik-Heidelberg versorgt als eine Klinik des Universitätsklinikums Heidelberg Erkrankungen der Lunge und des Brustkorbes.

    Jährlich werden ca. 2.300 Operationen im Bereich des Thorax durchgeführt. Alle modernen Diagnose- und Therapieverfahren werden vor Ort angeboten und kontinuierlich weiterentwickelt. Als Partner im Deutschen Zentrum für Lungenforschung (DZL) ist die Thoraxklinik in die standortübergreifende Zusammenarbeit auf dem Feld der Grundlagenwissenschaften und der klinischen Forschung integriert. Die im Jahr 2015 gegründete Thoraxstiftung Heidelberg fördert gezielt Projekte in Wissenschaft, Forschung und Krankenversorgung und Prävention, insbesondere in Bezug auf Erkrankungen der Thoraxorgane.
    Weitere Informationen im Internet unter www.thoraxklinik-heidelberg.de

    Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg: Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

    Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit fast 2.000 Betten werden jährlich rund 65.000 Patienten vollstationär, 56.000 mal Patienten teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum und der Deutschen Krebshilfe hat das Universitätsklinikum Heidelberg das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg etabliert, das führende onkologische Spitzenzentrum in Deutschland. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.700 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.
    www.klinikum-heidelberg.de


    Originalpublikation:

    1. Christopoulos P., et al., EML4-ALK fusion variant V3 is a high-risk feature conferring accelerated metastatic spread, early treatment failure and worse overall survival in ALK+ NSCLC. Int J Cancer, 2018 Jun 15;142(12):2589-2598. doi: 10.1002/ijc.31275.

    2. Christopoulos P., et al., EML4-ALK V3, treatment resistance, and survival: refining the diagnosis of ALK+ NSCLC. J Thoracic Dis, 2018 Jun;10(Suppl 17):S1989-S1991. doi: 10.21037/jtd.2018.05.61.

    3. Christopoulos P., et al., Identification of a highly lethal V3+TP53+ subset in ALK+ lung adenocarcinoma. Int J Cancer, 2018 Sep 26. doi: 10.1002/ijc.31893 [Epub ahead of print].


    Weitere Informationen:

    http://www.thoraxklinik-heidelberg.de
    http://www.dzl.de
    http://www.takeda-onkologie.de


    Bilder

    Dr. Petros Christopoulos.
    Dr. Petros Christopoulos.
    Universitätsklinikum Heidelberg
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Medizin
    regional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Dr. Petros Christopoulos.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).