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19.11.2018 09:20

Hommage an einen fast Vergessenen

Angelika Bohn Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Podiumsdiskussion in der Reihe „Artist Talk“ am 21. November zur Erinnerungskultur

    In der Mälzerstraße 11 in Jena ist ein Stolperstein ins Pflaster eingebettet. Wer sich bückt, kann auf der 96 mal 96 Millimeter großen Messingtafel lesen: „Hier wohnte Clara Fanny Rosenthal, Geb. Ellstaetter, Jg. 1863, gedemütigt / entrechtet, Flucht in den Tod, 11.11.41“.

    Mit Stolpersteinen, nachhaltigen Formen der Erinnerung an die Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft, und damit verbundenen Schwierigkeiten und Kritikpunkte wird sich die Podiumsdiskussion „Hommage an einen fast Vergessenen. Eduard Rosenthal. Demokrat – Menschenfreund – Verfassungsvater“ beschäftigen. Sie findet am Mittwoch, 21. November, 19.30 Uhr in der Villa Rosenthal in Jena statt. Den Impulsvortrag hält Prof. Dr. Verena Krieger, Lehrstuhlinhaberin für Kunstgeschichte der Universität Jena und Kuratorin des Wettbewerbs um den Botho-Graef-Kunstpreis. Es diskutieren Anna Warda (Stolpersteinprojekt), Stefanie Endlich (Professorin für Kunst im öffentlichen Raum an der Universität der Künste Berlin), Constanze Mann (Leiterin Stadtarchiv Jena) und Reinhard Schramm (Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen). Das Gespräch in der Villa Rosenthal moderiert Jonas Zipf.

    Stolpersteine sind das größte dezentrale Mahnmal der Welt

    Den Stolperstein für Clara Rosenthal hatte der Künstler Gunter Demnig im Sommer 2010 in Jena vor der Villa Rosenthal gesetzt. Wie hier liegen Demnings kleine Gedenktafeln meist im Pflaster vor Wohnhäusern und erinnern an die Bewohner, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder, wie die 78-jährige Clara Rosenthal, in den Suizid getrieben wurden. Dieses Jahr im Oktober verlegte Gunter Demnig in Frankfurt am Main den 70.000sten Stein. Seine Stolpersteine, heute in 23 europäischen Ländern zu finden, sind das größte dezentrale Mahnmal der Welt.

    Für Claras Mann, den Jenaer Rechtswissenschaftler Eduard Rosenthal, gibt es keinen Stolperstein. Der zweimalige Rektor der Universität Jena und Vater der Thüringer Landesverfassung starb hochgeachtet 1926 in Jena. Unter nationalsozialistischer Herrschaft aber wurde die Würdigung Eduard Rosenthals aufgrund seiner jüdischen Herkunft und seiner demokratischen Gesinnung unterbunden, seither ist sein Bildnis aus der Sammlung von Gelehrtenporträts der Universität Jena verschwunden.

    Rosenthals vielfältiges Engagement hinterließ Spuren, die bis in die Gegenwart reichen. Doch nur an wenigen Stellen in Thüringen wird an seine zahlreichen Verdienste erinnert, heißt es in der Ausschreibung zum Botho-Graef-Kunstpreis 2018. Die Stadt Jena lobt seit 1992 alle drei Jahre den mit 5.000 Euro dotierten Preis für zeitgenössische Bildende Kunst aus.

    In Kooperation mit der Friedrich-Schiller-Universität und unterstützt vom Land Thüringen wurde in diesem Jahr unter dem Thema „Das verschwundene Bildnis – Ehre für Eduard Rosenthal“ ein Wettbewerb für ein dezentrales Denkmal ausgeschrieben, zu dem sieben Künstlerinnen, Künstler und Künstler-Paare eingeladen wurden. Es soll dabei kein Denkmal im traditionellen Sinne entstehen, sondern ein Werk auf der Höhe zeitgenössischer Kunst und Erinnerungskultur, das die Geschichte in ihrer Komplexität und Unabgeschlossenheit erfahrbar macht. Die Einweihung des Denkmals ist für den 100. Jahrestag der Verabschiedung der Thüringer Landesverfassung im Jahr 2020 geplant.

    Termin Podiumsdiskussion:
    Mittwoch, 21. November, 19.30 Uhr, Villa Rosenthal, Mälzerstr. 11 in Jena.
    Der Eintritt ist frei.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, jedermann
    Geschichte / Archäologie, Kunst / Design, Religion
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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