idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
29.11.2018 13:30

Gratwanderung: Immer mehr „späte“ Mütter

Dr. Inga Freund Wissenschaftsadministration und -kommunikation
Institut für Demographie

    Das FWF-Projekt „Die biologisch Uhr tickt“ („Running against the clock” - RAC) misst „späte“ Mutterschaft. Die Autorin der aktuellen Studie, Eva Beaujouan, ging der Frage nach, ob und wie der Kinderwunsch von Frauen über 35 Jahren realisiert wird, und wie stark biologische Grenzen von Mutterschaft eine Rolle spielen.

    Die Zahl der Frauen, die im fortgeschrittenen Alter Mütter werden, nahm in vielen Ländern Europas stark zu. In Österreich hatte im Jahr 2014 jedes fünfte Neugeborene eine Mutter im Alter 35+, zu Beginn der 1980er Jahre waren es nur 7%. Dieser Trend ist am stärksten verbreitet unter gebildeten Frauen und der starke Anstieg von weiblichen Studierenden in den letzten Jahrzehnten war wesentlich für das Verschieben von Mutterschaft in spätere Jahre. Auch ein instabiler Arbeitsmarkt, eine immer schlechtere wirtschaftliche Situation von jungen Erwachsenen in ganz Europa, Änderungen im Partnerschaftsverhalten und effiziente Verhütungsmittel führten zu einem Hinausschieben von Elternschaft.

    Immer mehr Frauen im Alter 35+ wünschen sich Kinder, vor allem kinderlose Frauen. Laut Mikrozensus-Befragungen wünschten sich im Jahr 2016 in Österreich 62% der 35-39-jährigen kinderlosen Frauen ein oder mehrere Kinder, gegenüber 21% im Jahr 1986. Aber viele dieser Frauen werden wegen mit dem Alter abnehmender Fruchtbarkeit Probleme haben, ihre Pläne zu realisieren. Tatsächlich bestätigen für Österreich Daten aus den „Generations and Gender“-Befragungen 2008 und 2012 einen starken Zusammenhang zwischen dem Alter von Frauen und der Realisierung ihrer Kinderwünsche: Im Alter von 30 Jahren konnten zwei Drittel der österreichischen Frauen innerhalb von vier Jahren ihre Kinderwünsche realisieren, mit Mitte 30 waren es 40%, Ende 30 nur 20%. Nur weniger als 10% der Frauen im Alter 40+ war es möglich, ihren Kinderwunsch zu erfüllen.

    Können sich Frauen im fortgeschrittenen Alter auf assistierte Reproduktionsmedizin verlassen? Ihr Einsatz hat vor allem unter Frauen im Alter 40+ stark zugenommen. Dennoch sind mit diesem Alter die Chancen niedrig schwanger zu werden, die Schwangerschaft auszutragen und ein Baby zu bekommen, wenn Frauen ihre eigenen Eizellen verwenden. Die Chancen auf ein Baby sind viel höher, wenn Eizellen von jüngeren Spenderinnen oder eigene Eizellen, die in jungen Jahren eingefroren wurden, zum Einsatz kommen.

    Dabei gibt es Argumente für Elternschaft in jungen als auch in späteren Jahren. Biologische und gesundheitliche Gründe sprechen für Elternschaft in jungen Jahren. Eine gefestigtere ökonomische Situation, größere Stabilität in der Partnerschaft und generell mehr Freude und Glück an Elternschaft in höherem Alter sprechen für späte Elternschaft. Zudem möchten die meisten Frauen und Männer ihre Ausbildung abschließen, einen Job und andere Lebensziele erreichen, bevor sie Eltern werden. Generell ist in Österreich, wie auch in anderen europäischen Ländern, eine stabile Partnerschaft zentral, um Kinder zu planen.

    Das RAC Projekt wurde gefördert vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) (P 28071-G22). Es wurde in 2016-2017 unter der Leitung von Isabella Buber-Ennser am Institut für Demographie/ Österreichische Akademie der Wissenschaften (VID/ÖAW) durchgeführt.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Eva Beaujouan
    Vienna Institute of Demography
    Austrian Academy of Sciences
    Welthandelsplatz 2, 1020 Vienna
    T +43 1 31336-5275
    eva.beaujouan@oeaw.ac.at


    Originalpublikation:

    Beaujouan, Eva (2018). Late fertility intentions and fertility in Austria. VID Working Paper 6/2018. Vienna: Vienna Institute of Demography.
    https://www.oeaw.ac.at/fileadmin/subsites/Institute/VID/PDF/Publications/Working...

    Sobotka, T., & Beaujouan, É. (2018). “Late Motherhood in Low-Fertility Countries: Reproductive Intentions, Trends and Consequences”. In D. Stoop (Ed.), Preventing age related fertility loss, Springer International Publishing Switzerland, pp. 11–29.

    https://www.oeaw.ac.at/fileadmin/subsites/Institute/VID/PDF/Publications/Working...


    Weitere Informationen:

    https://www.oeaw.ac.at/vid/research/research-projects/rac-running-against-the-cl...
    https://www.oeaw.ac.at/vid/
    http://www.wittgensteincentre.org/


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).