Immer wieder führen Eltern, Lehrkräfte und Bildungspolitiker eine emotional aufgeladene Debatte darüber, wie Grundschulkinder am besten Lesen und Schreiben lernen. Dabei geht es oft darum, welche Ansätze die richtigen sind und ob einzelne Methoden verboten werden sollten. Das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache der Universität zu Köln liefert in diesem Faktencheck wissenschaftlich fundierte Antworten.
In deutschen Klassenzimmern werden viele unterschiedliche Methoden eingesetzt, um den Kindern das Lesen und Schreiben zu vermitteln. Es gibt keine eindeutigen Forschungsergebnisse, mit welchen Methoden dies am besten gelingt. Aus verschiedenen empirischen Studien geht jedoch hervor, dass leistungsstärkere Schüler das Lesen und Schreiben weitgehend unabhängig von der Methode erfolgreich erlernen. Für schwächere Kinder ist hingegen ein strukturierter Unterricht hilfreich, indem die Lehrkraft den Kindern die Systematik der Schrift erklärt. „Die eine richtige Methode für das Lesen- und Schreibenlernen für alle Kinder und alle Lehrkräfte gibt es nicht“, betont Prof. Dr. Michael Becker-Mrotzek, Direktor des Mercator-Instituts für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache.
Ob die viel diskutierte Methode Lesen durch Schreiben, die im öffentlichen Diskurs auch Schreiben nach Gehör genannt wird, dazu führt, dass Schüler schlechte Rechtschreibleistungen haben, ist aus verschiedenen Gründen unklar: Zum einen ist anzunehmen, dass Lehrkräfte Lesen durch Schreiben oftmals nicht in der konzeptionell reinen Form anwenden. Dies würde bedeuten, dass Rechtschreibung zu keinem Zeitpunkt im Unterricht thematisiert wird. Lehrkräfte ergänzen Methoden jedoch häufig um andere Elemente und vermitteln Rechtschreibung – bedingt durch Lehrpläne und Bildungsstandards – zu einem recht frühen Zeitpunkt in der Grundschule. Zum anderen zeigen Studien, die das Lesen und Schreiben in Abhängigkeit von verschiedenen Methoden untersucht haben, dass keine klar überlegen ist. „Es macht keinen Sinn, die Frage, wie Grundschüler am besten Lesen und Schreiben lernen, auf die Methode zu reduzieren und einzelne Konzepte zu verbieten. Viel wichtiger ist, dass Lehrkräfte den Unterricht auf ihre Schüler abstimmen. Die Vermittlung von Rechtschreibung erfordert umfassende didaktische Konzepte. Dafür müssen Lehrkräfte aus- und fortgebildet werden“, fordert Michael Becker-Mrotzek.
Der Faktencheck gibt auch Hinweise, worauf Lehrkräfte in den ersten Schuljahren achten sollten. Kinder lernen die Rechtschreibung nicht als Selbstzweck, sondern, damit sie Texte lesen und selbst verfassen können. „Es ist wichtig, dass Lehrkräfte das Interesse und die Neugier der Kinder am Lesen und Schreiben wecken und erhalten“, betont Dr. Simone Jambor-Fahlen, Autorin des Faktenchecks und stellvertretende Abteilungsleiterin am Mercator-Institut. Jedoch lernt nicht jedes Kind auf die gleiche Art und Weise. Für einige Schüler ist entscheidend, dass Lehrkräfte ihnen die Regeln explizit vermitteln und begründen. Andere müssen Wörter selbst lesen oder schreiben und sich die zugrunde liegenden Regeln erschließen. „Lehrkräfte müssen sich aber auch selbst in der Anwendung der Methode sicher fühlen. Denn aus der Forschung wissen wir, dass die Lehrkraft zentral für den Lernerfolg der Schüler ist.“
Bei Fragen sprechen Sie uns gerne an:
Anna Kleiner, Kommunikation
Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache
Tel. 0221 – 470 7700
anna.kleiner@mercator.uni-koeln.de
Über das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache
Das Mercator-Institut für Sprachförderung und Deutsch als Zweitsprache ist ein von der Stiftung Mercator initiiertes und gefördertes Institut der Universität zu Köln. Es will sprachliche Bildung verbessern. Um dieses Ziel zu erreichen, erforscht und entwickelt es innovative Konzepte, Maßnahmen und Instrumente für sprachliche Bildung. Es bildet regional Lehramtsstudierende aus sowie bundesweit Pädagoginnen und Pädagogen in Kitas, Schulen und der Erwachsenenbildung fort und bereitet wissenschaftliche Erkenntnisse gezielt für Entscheidungsträger in Bildungspolitik und -verwaltung sowie Bildungspraxis auf. Mit seiner Forschung und seinen wissenschaftlichen Serviceleistungen zu sprachlicher Bildung in einer mehrsprachigen Gesellschaft trägt das Mercator-Institut zu mehr Chancengleichheit im Bildungssystem bei.
Weitere Informationen unter www.mercator-institut-sprachfoerderung.de
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Sprache / Literatur
überregional
Forschungs- / Wissenstransfer
Deutsch
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