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18.10.2003 10:03

Mendel-Medaille der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina an Prof. Peter Propping (Bonn)

Prof.Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina

    Leopoldina ehrt den Humangenetiker für seine wegweisenden Arbeiten auf dem Gebiet der Genetik komplexer Erkrankungen

    Arbeiten auf dem Gebiet der Genetik komplexer Erkrankungen waren zu Beginn von Proppings Laufbahn eher abseits des wissenschaftlichen Interesses. Nahezu bis Ende des letzten Jahrzehnts wurden Untersuchungen zur molekularen Genese multifaktorieller Erkrankungen als wenig erfolgversprechend angesehen. Heute dagegen zählt dieses Gebiet zu den zentralen Themen nicht nur in der Humangenetik, sondern in der gesamten Medizin. Hierzu hat Peter Propping einen wesentlichen Beitrag geleistet.

    Nach dem Medizinstudium in Berlin schloss sich Propping 1970 dem von Friedrich Vogel geleiteten Institut für Anthropologie und Humangenetik der Universität Heidelberg an, ursprünglich mit dem Ziel, eine wissenschaftliche Basis für die spätere klinische Tätigkeit zu erwerben. Angeregt durch das Umfeld in Vogels Institut wandte er sich bald der Neurogenetik zu, wobei für ihn der genetische Einfluss auf Funktionen des menschlichen Gehirns im Mittelpunkt stand. Als Instrument dienten dabei in dieser, aus heutiger Sicht prägenomischen Zeit vergleichende Zwillingsuntersuchungen, u. a. zur Genetik von normalen und durch Alkohol induzierten EEG-Varianten oder auch zu pharmakogenetischen Fragestellungen. Die Familienuntersuchungen zur Monoaminoxidaseaktivität bei affektiven Psychosen und Schizophrenien führten ihn letztlich zu seinem Hauptarbeitsgebiet, der Genetik psychiatrischer Erkrankungen.

    Nach Übernahme des Lehrstuhls für Humangenetik der Universität Bonn (1984) folgten Fall-Kontroll- bzw. Assoziationsstudien zur Bedeutung von Protein- bzw. Genpolymorphismen für verschiedene Formen psychiatrischer Erkrankungen. Die von ihm 1989 verfasste Monographie "Psychiatrische Genetik, Befunde und Konzepte" ist längst ein deutsches Standardwerk. Propping initiierte das DFG-Schwerpunktprogramm "Genetische Faktoren bei psychiatrischen Erkrankungen", in dem von 1991 bis 1997 Kliniker, Genetiker und Epidemiologen sehr erfolgreich zu dem Thema kooperierten. Entscheidende Fortschritte konnten Propping und seine Mitarbeiter in den letzten, durch die Genomanalyse geprägten Jahren vor allem bei der Identifizierung mit psychiatrischen Erkrankungen assoziierten Genombereichen und Genpolymorphismen und bei dem Nachweis von kausalen Genmutationen bei verschiedenen Formen familiärer Epilepsien erzielen. Die von Propping mitgestaltete Entwicklung auf dem Gebiet der Genetik komplexer Erkrankungen ist paradigmatisch für das gesamte Fach der Humangenetik. Im Zusammenhang mit der Entschlüsselung des menschlichen Genoms und der Etablierung neuer molekular-genetischer Methoden sowie der Anwendung komplexer biostatistischer Verfahren bei klinisch wohl charakterisierten Patientenkollektiven konnten wesentliche Fortschritte im Verständnis der genetischen Prädisposition zur Entstehung und dem Verlauf komplexer Erkrankungen erzielt werden. Dank dieser Fortschritte besteht Aussicht, dass die Ergebnisse der Forschungsarbeiten bald auch in die Therapie betroffener Menschen Eingang finden werden.

    Die Leopoldina ehrt Peter Propping mit der Mendel-Medaille dafür, dass er gemeinsam mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den mit ihm kooperierenden Gruppen wesentlich zu dieser Entwicklung beigetragen hat. Nicht zuletzt durch seine Tätigkeit gilt Bonn auch international als ein Zentrum für die genetische Analyse komplexer Erkrankungen.

    Zum Preisträger: Peter Propping (Jahrgang 1942) hat an der Freien Universität Berlin Humanmedizin studiert und promoviert. Als Heisenberg-Stipendiat war er am Institut für Humangenetik der Universität Heidelberg und gleichzeitig am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim tätig. Er habilitierte sich an der Universität Heidelberg für das Fach Humangenetik und übernahm 1984 eine C4-Professur für Humangenetik an der Universität Bonn. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte betreffen seither die Analyse genetisch komplexer Krankheiten, wie die Genetik erblicher Krebserkrankungen, die Genetik idiopathischer Epilepsien bzw. genetischer Veränderungen als Ursache geistiger Behinderungen. Er ist Sprecher des Graduiertenkollegs "Pathogenese von Krankheiten des Nervensystems" (seit 1996), Koordinator des nationalen Verbundprojektes "Familiärer Darmkrebs" der Deutschen Krebshilfe (seit 1999), Sprecher des NeuroNetzes im Nationalen Genomforschungsnetz des BMBF und Mitglied im Nationalen Ethikrat (seit 2001). Im Jahr 2001 wählte die Leopoldina Propping zum Mitglied (Sektion Humangenetik und Molekulare Medizin).

    Preis und Preisvergabe: Die Vergabe der Mendel-Medaille fand im Rahmen der feierlichen Eröffnung der Jahresversammlung der Leopoldina am 17. Oktober 2003 in Halle (Saale) statt. Die Jahresversammlung 2003 steht unter dem Themenschwerpunkt "Energie".

    Mit der Mendel-Medaille, gestiftet 1965 zu Ehren Gregor Mendels (1822-1884), werden Pionierleistungen auf dem Gebiet der allgemeinen und molekularen Biologie bzw. Genetik ausgezeichnet.


    Weitere Informationen:

    http://www.leopoldina-halle.de/28_03.htm


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

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