idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
18.10.2003 10:47

Cothenius-Medaille der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina an Andreas Oksche (Gießen)

Prof.Dr. Jutta Schnitzer-Ungefug Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina

    Akademie Leopoldina ehrt ihr Mitglied Professor Dr. Dr. h.c. mult. Andreas Oksche (Gießen) für sein wissenschaftliches Lebenswerk, seine Forschungsarbeiten zum Pinealorgan mit besonderer Betonung der extraokulären Photorezeption.

    Menschen und Tiere besitzen eine innere Uhr, die die Körperfunktionen in Abhängigkeit von der Tageszeit reguliert und verändert. Diese tagesrhythmischen Veränderungen sind seit langem bekannt, aber erst im 20. Jahrhundert konnte aufgeklärt werden, wodurch diese Rhythmen zustande kommen. Der Schrittmacher für diese innere Uhr befindet sich im Gehirn. Bei niederen Wirbeltieren wird diese Funktion der Zirbeldrüse (Pinealorgan) zugeschrieben, die direkt lichtempfindlich ist und das Hormon Melatonin produziert, welches den Schlaf-Wach-Rhythmus steuert. Oksche hat in vergleichenden anatomischen Untersuchungen nachweisen können, dass das Pinealorgan der Amphibien ein Sinnesorgan mit Lichtsinneszellen ist, d.h. diese Sinneszellen befinden sich nicht im Auge, sind also extraokulär. Unter Oksches Leitung wurde das Gießener Institut zu einer weltweit bekannten Stätte neuroendokrinologischer und neurobiologischer Forschung mit hoher wissenschaftlicher Produktivität, die zahlreichen Gästen beste Arbeitsmöglichkeiten bot und aus der nicht wenige Wissenschaftler mit gutem Namen hervorgegangen sind. Die Arbeit seines Instituts umfasste auch Fragen des Zwischenhirn-Hypophysensystems, der circumventrikulären Organe und der sekretorischen Leistung der Neuroglia. Das übergeordnete Thema war die sensorische und sekretorische Kapazität des Gehirns unter besonderer Beachtung der photoneuroendokrinen Systeme. Herausragende Verdienste hat Oksche durch seine Tätigkeit in Herausgebergremien erworben. Hervorgehoben seien hier die Herausgeberschaft des Handbuches der Mikroskopischen Anatomie und seine jahrzehntelange und bis heute andauernde Verantwortung als Herausgeber der Zeitschrift "Cell and Tissue Research" (vormals "Zeitschrift für Zellforschung"), die ein bedeutendes internationales Publikationsorgan für Zellbiologie und funktionelle mikroskopische Anatomie ist. Von 1980 bis 1982 war Oksche Mitglied des Wissenschaftsrates.

    Andreas Oksche erhält die Cothenius-Medaille der Akademie Leopoldina, wie es in der Urkunde heißt, "in Würdigung seines Lebenswerkes zum Pinealorgan mit besonderer Betonung der extraokulären Photorezeption".

    Zur Person: Andreas Oksche (Jahrgang 1926) schloss 1952 in Marburg sein Medizinstudium ab und wurde im gleichen Jahr promoviert. Die mit "summa cum laude" bewertete Promotionsschrift "Der Feinbau des Organon frontale bei Rana temporaria und seine funktionelle Bedeutung" war zugleich der Einstieg in sein späteres Forschungsgebiet. Als Assistent am Anatomischen Institut der Universität Marburg knüpfte er Kontakte zu den Entdeckern der Neurosekretion Ernst und Berta Scharrer am Albert Einstein College of Medicine in New York und wurde 1957 als Stipendiat des Deutschen Akademischen Austauschdienstes dort tätig. 1960 erfolgte die Habilitation zum Thema "Die Beteiligung der Neuroglia an sekretorischen Leistungen und Stoffwechsel-vorgängen des Zentralnervensystems unter besonderer Berücksichtigung des Subkommissuralorgans" an der Universität Marburg. Nach dreijähriger Tätigkeit bei Wolfgang Bargmann am Anatomischen Institut in Kiel, erhielt er 1964 den Ruf an die Justus-Liebig-Universität Gießen und übernahm 1966 die Leitung des Anatomischen Instituts. Seit 1973 ist er Mitglied der Akademie Leopoldina (Sektion Anatomie und Anthropologie). Ihr diente er von 1984 bis 1993 als gewählter Adjunkt für Medizin (Region Hessen) und von 1992 bis 1998 als Senator für die Sektion Anatomie.

    Preis und Preisvergabe: Die Vergabe der goldenen Cothenius-Medaille erfolgte am 17. Oktober 2003 im Rahmen der feierlichen Eröffnung der Jahresversammlung der Akademie Leopoldina in Halle (Saale). Die Jahresversammlung 2003 steht unter dem Themenschwerpunkt "Energie".

    Die Cothenius-Medaille, die auf eine Stiftung des Mitglieds und Director Ephemeridum Christian Andreas von Cothenius (1708-1789) zurückgeht, wurde 1792 erstmals verliehen. Zu Beginn waren es Preisfragen aus der praktischen Medizin, für deren Bearbeitung die Medaille vergeben wurde. Seit 1954 vergibt die Leopoldina sie für das herausragende wissenschaftliche Lebenswerk an Mitglieder der Akademie. Sie trägt die Inschrift: "Als Anerkennung der Tüchtigkeit derer gestiftet, die das Wohl der Sterblichen fördern".


    Weitere Informationen:

    http://www.leopoldina-halle.de/25_03.htm


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Personalia
    Deutsch


     

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).