Die Ringvorlesung des Präsidenten der Justus-Liebig-Universität Gießen beleuchtet Krisenphänomene und Chancen, die ein vereintes Europa für die Zukunft bietet –
Vortrag von Dr. Emmanuel Alloa am 10. Dezember 2018
Europa sei eine Welt von gestern, so lautete das verzweifelte Vermächtnis des Schriftstellers Stefan Zweig mitten in der Katastrophe des Kontinents. Nach 1945 ist der Westen wie ein Phönix aus der Asche auferstanden, im Jahr 1990 wurde die auf der Konferenz von Jalta beschlossene Teilung Deutschlands überwunden. Doch heute mehren sich Stimmen, die Europa erneut bedroht sehen – von innen und von außen. Die Ringvorlesung des Präsidenten der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) nimmt in diesem Wintersemester unter dem Titel „Europa. Eine Welt von gestern?” aus verschiedenen Blickwinkeln eine Zeitdiagnose vor und behandelt aktuelle Krisenphänomene, aber auch die Chancen, die ein vereintes Europa als Welt von morgen hat. Im Jahr vor der Wahl zum neunten Europäischen Parlament bietet die JLU damit wertvolle Einblicke in einen hochaktuellen Themenkomplex.
In seinem Vortrag „Wider die Silikonisierung Europas: Plädoyer für eine andere digitale Öffentlichkeit“ am 10. Dezember 2018 argumentiert Dr. Emmanuel Alloa, dass wir einem gigantischen Missverständnis aufsitzen, wenn wir meinen, die Digitalisierung befördere automatisch mehr Stimmenvielfalt und Beteiligungsmöglichkeiten. Allen Versprechen des Silicon Valley zum Trotz sei Technologie niemals neutral, und Europa brauche endlich ein Bewusstsein dafür, dass es keine transparenten Medien gibt. Nur auf dieser Basis, so Alloa, lassen sich tragfähige Architekturen für einen europäischen digitalen Raum entwerfen.
Dr. Emmanuel Alloa ist Research Leader in Philosophie an der School of Humanities and Social Sciences der Universität St. Gallen, wo er von 2012 bis 2016 Assistenzprofessor war. Er studierte in Freiburg im Breisgau, Padua, Berlin und Paris und lehrte u. a. am Collège international de Philosophie und an der Universität Paris 8. Emmanuel Alloa war Fellow und Gastprofessor an der Columbia University, am IKKM Weimar, an der Universidade Belo Horizonte, an der Universität Lyon III und der Universität Wien. Er forscht an der Schnittstelle von Kulturphilosophie, Medientheorie, Ästhetik und Sozialphilosophie. Im Jahr 2016 erhielt Alloa den Latsis-Preis für seine wissenschaftlichen Leistungen, und 2017 war er Thinker in Residence an der Königlich Belgischen Akademie der Wissenschaften und Künste.
Gegenwärtig ist er Vizepräsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetik. Unlängst erschien von ihm der Band Transparency, Society, Subjectivity. Critical Perspectives (hg. mit Dieter Thomä, London: Palgrave Macmillan 2018).
Termin
10. Dezember 2018 • Dr. Emmanuel Alloa
Wider die Silikonisierung Europas: Plädoyer für eine andere digitale Öffentlichkeit
Weitere Termine
21. Januar 2019 • Prof. Dr. Peter-André Alt
Universitäten für Europa
28. Januar 2019 • Prof. Dr. Steffen Mau
Europäische Vergesellschaftung: Das Europa der Leute
7. Februar (Donnerstag) 2019 • Lesung und Autorengespräch • Navid Kermani
Entlang den Gräben. Eine Reise durch das östliche Europa bis nach Isfahan
Alle Vorträge finden jeweils um 19.15 Uhr in der Aula im Universitätshauptgebäude, Ludwigstraße 23, 35390 Gießen, statt.
Kontakt
Prof. Dr. Claus Leggewie
Inhaber der Ludwig-Börne-Professur an der Justus-Liebig-Universität Gießen
Zentrum für Medien und Interaktivität
Ludwigstraße 34, 35390 Gießen
Telefon: 0641 99-16351
E-Mail: claus.leggewie@zmi.uni-giessen.de
http://Weitere Informationen
http://www.uni-giessen.de/ringvorlesung
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, jedermann
Gesellschaft, Politik, Recht
überregional
Buntes aus der Wissenschaft
Deutsch
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