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12.12.2018 12:15

Individualisierte Therapie soll Lebensqualität von Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren verbessern

Dr. Anna Kraft Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Dresden

    Patienten mit bösartigen Tumoren im Mund- und Rachenraum leiden trotz erfolgreicher Behandlung oft ein Leben lang unter schweren Nebenwirkungen. Ärzte am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Dresden (NCT/UCC) und am NCT Heidelberg wollen nun in einer klinischen Studie prüfen, ob sich durch eine individualisierte Strahlentherapie die negativen Folgen der Therapie reduzieren lassen. Am Universitätsklinikum Dresden hat nun die erste Patientin ihre Behandlung im Rahmen der Studie begonnen. Sie leidet an einer speziellen Tumorart, die durch humane Papillomviren verursacht wird. Auch an acht weiteren Universitätsklinika in Deutschland können Patienten an der Studie teilnehmen.

    Vorrangiges Ziel einer Krebsbehandlung ist es, den Tumor zu besiegen und das Leben des Patienten zu retten. Doch langfristige Nebenwirkungen können die Lebensqualität der Betroffenen entscheidend beeinflussen. Eine Studie des NCT/UCC Dresden und des NCT Heidelberg zielt darauf ab, die negativen Begleiterscheinungen der Therapie bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren zu verringern. Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Mundtrockenheit, Schluckbeschwerden und Störungen des Geruchs- und Geschmackssinns. Im Rahmen der Studie wird nun die erste Patientin am Universitäts-klinikum Carl Gustav Carus Dresden behandelt. Die Dresdner Künstlerin Elke Heber leidet an einem Tumor des Mund-Rachen-Bereiches, der durch humane Papillomviren (HPV) hervorgerufen wurde. Die vor allem als Auslöser für Gebärmutterhalskrebs bekannten HP-Viren sind in etwa 50 Prozent der Fälle ursächlich an der Entstehung von Kopf-Hals-Tumoren beteiligt – Tendenz steigend. „HPV-verursachte Kopf-Hals-Tumoren sprechen besonders gut auf eine kombinierte Strahlen- und Chemotherapie an. Wir gehen davon aus, dass wir diese Tumoren mit einer verringerten Strahlendosis genauso wirksam behandeln können, wie mit der bislang standardmäßig verabreichten Strahlenmenge. Gleichzeitig hoffen wir so, langfristige gravierende Nebenwirkungen deutlich reduzieren zu können“, erklärt Studienleiterin Prof. Mechthild Krause, Geschäftsführende Direktorin am NCT/UCC Dresden und Direktorin der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Universitätsklinikums Dresden.

    Die multizentrische Studie, die auf Vorarbeiten innerhalb des Deutschen Krebs-konsortiums (DKTK) beruht und an der alle acht DKTK-Zentren, das Nationale Zentrum für Strahlenforschung in der Onkologie und die Arbeitsgemeinschaft für Radiologische Onkologie beteiligt sind, trägt den Namen DELPHI (De-Eskalation der adjuvanten Radio(chemo)therapie für HPV-positive Kopf-Hals-Plattenepithelkarzinome). Anders als beim antiken Orakel spielen Weissagungen und Prophezeiungen hier allerdings keine Rolle. „Wir senken die Strahlendosis unter kontrollierten Bedingungen in einem engmaschig überwachten, zweistufigen Verfahren ab, das höchstmögliche Sicherheit für die Patienten garantiert. Vieles deutet darauf hin, dass ein Teil der Patienten mit der aktuellen Standardbehandlung übertherapiert wird. Dies wollen wir künftig vermeiden“, erklärt Studienleiter Prof. Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ).

    Im Rahmen der Studie werden zunächst 30 Patienten mit durch HPV hervorgerufenen Kopf-Hals-Tumoren nach vorangegangener Operation mit einer Radio-Chemotherapie behandelt. Die Strahlentherapie erfolgt in einem Zeitraum von fünfeinhalb Wochen in 27 Einzelsitzungen. Hierbei wird die Strahlendosis um zehn Prozent gegenüber der Standardtherapie gesenkt. Nach Abschluss der Therapie schließt sich eine zweijährige Beobachtungsphase an, in der die Patienten regelmäßig untersucht werden. Erst nach Abschluss dieses Beobachtungszeitraums sollen weitere 30 Patienten mit einer dann um 20 Prozent verringerten Strahlendosis behandelt werden. Zahlreiche weitere Patienten, die eine Standardtherapie erhalten, dienen als Vergleichsgruppe.

    „Der Ansatz, Nebenwirkungen durch eine reduzierte Strahlentherapie zu senken, ist vielversprechend. Denn HPV-bedingte Kopf-Hals-Tumoren lassen sich im Anschluss an eine Operation durch eine Strahlentherapie lokal sehr gut kontrollieren. Parallel wird in einer internationalen Studie überprüft, ob im Rahmen der Reduktion der Therapie-maßnahmen die Chemotherapie weggelassen werden kann. Beide Studien gemeinsam werden eine wichtige Grundlage für die zukünftige Therapieverbesserung dieser Patienten liefern“, sagt Dr. Amir Abdollahi vom Universitätsklinikum Heidelberg. „Ich freue mich, dass ich die Chance habe, an der Studie teilzunehmen und hoffe, dass ich nach der Behandlung ein weitgehend beschwerdefreies Leben führen kann“, so die Patientin. An der Studie teilnehmen können geeignete Patienten der Universitätskliniken in Berlin, Dresden, Essen, Frankfurt, Freiburg, Heidelberg, Mainz, München und Tübingen.

    Zur Pressemitteilung steht ein Bild in druckfähiger Auflösung zur Verfügung:
    https://www.nct-heidelberg.de/fileadmin/media/nct-dresden/das-nct/newsroom/Bild_...

    BU: Die an einem Kopf-Hals-Tumor erkrankte Dresdner Künstlerin Elke Heber wird mit einer individualisierten Strahlentherapie behandelt, die langfristige Nebenwirkungen der Therapie reduzieren soll. V.l.n.r. Elke Heber und Prof. Mechthild Krause, Geschäftsführende Direktorin am NCT/UCC Dresden und Direktorin der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Universitätsklinikums Dresden.

    Nutzungshinweis für Bildmaterial zu Pressemitteilungen
    Die Nutzung ist kostenlos. Das NCT/UCC Dresden gestattet die einmalige Verwendung in Zusammenhang mit der Berichterstattung über das Thema der Pressemitteilung. Bitte geben Sie als Bildnachweis an: „Quelle: TU Dresden/Stephan Wiegand“. Eine Weitergabe des Bildmaterials an Dritte ist nur nach vorheriger Rücksprache mit der NCT-Pressestelle (Tel. 0351 458 5548, E-Mail: anna.kraft@nct-dresden.de) gestattet. Eine Nutzung zu kommerziellen Zwecken ist untersagt.

    Ansprechpartner für die Presse:

    Dr. Anna Kraft
    Nationales Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Dresden Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Fetscherstraße 74/PF 64
    01307 Dresden
    Telefon: +49 351 458-5548
    anna.kraft@nct-dresden.de
    www.nct-dresden.de

    Holger Ostermeyer
    Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden Pressestelle
    Fetscherstraße 74
    01307 Dresden
    Telefon: +49 351 458-4162
    Fax: +49 351 449210505
    Pressestelle@uniklinikum-dresden.de www.uniklinikum-dresden.de

    NCT/UCC Dresden
    Dresden ist seit 2015 neben Heidelberg der zweite Standort des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT). Das Dresdner Zentrum ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus Dresden, der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität Dresden und des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR).
    Das NCT hat es sich zur Aufgabe gemacht, Forschung und Krankenversorgung so eng wie möglich zu verknüpfen. Damit können Krebspatienten in Dresden und Heidelberg auf dem jeweils neuesten Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse behandelt werden. Gleichzeitig erhalten die Wissenschaftler durch die Nähe von Labor und Klinik wichtige Impulse für ihre praxisnahe Forschung. Gemeinsamer Anspruch beider Standorte ist es, das NCT zu einem internationalen Spitzenzentrum der patientennahen Krebsforschung zu entwickeln. Das Dresdner Zentrum baut auf den Strukturen des Universitäts KrebsCentrums Dresden (UCC) auf, das 2003 als eines der ersten Comprehensive Cancer Center (CCC) in Deutschland gegründet wurde. 2007 wurde das UCC von der Deutschen Krebshilfe e.V. (DKH) als „Onkologisches Spitzenzentrum“ ausgezeichnet. Diese Auszeichnung wurde seither bei jeder Wiederbegutachtung erneuert.
    Die jährliche Förderung des NCT/UCC Dresden beläuft sich nach der Aufbauphase ab 2019 auf 15 Millionen Euro. Diesen Betrag bringen Bund und Freistaat Sachsen im Verhältnis 90 zu 10 Prozent auf. Für die Errichtung eines NCT-Neubaus stellt der Freistaat Sachsen zusätzlich 22 Millionen Euro bereit.

    Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden
    Das Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden bietet medizinische Betreuung auf höchstem Versorgungsniveau. Als Krankenhaus der Maximalversorgung deckt es das gesamte Spektrum der modernen Medizin ab.
    Das Universitätsklinikum vereint 20 Kliniken und Polikliniken, vier Institute und zehn interdisziplinäre Zentren, die eng mit den klinischen und theoretischen Instituten der Medizinischen Fakultät zusammenarbeiten.
    Mit 1.295 Betten und 160 Plätzen für die tagesklinische Behandlung von Patienten ist das Dresdner Uniklinikum das größte Krankenhaus der Stadt und zugleich das einzige Krankenhaus der Maximalversorgung in Ostsachsen. Rund 860 Ärzte decken das gesamte Spektrum der modernen Medizin ab. 1.860 Schwestern und Pfleger kümmern sich um das Wohl der Patienten. Wichtige Behandlungsschwerpunkte des Uniklinikums sind die Versorgung von Patienten, die an Krebs, an Stoffwechsel- und an neurodegenerativen Erkrankungen.
    Deutschlands größter Krankenhausvergleich des Nachrichtenmagazins „Focus“ bescheinigt dem Universitätsklinikum Carl Gustav Dresden eine hervorragende Behandlungsqualität. Die Dresdner Hochschulmedizin belegt deshalb Platz zwei im deutschlandweiten Ranking.


    Bilder

    Die an einem Kopf-Hals-Tumor erkrankte Dresdner Künstlerin Elke Heber wird mit einer individualisierten Strahlentherapie behandelt, die langfristige Nebenwirkungen der Therapie reduzieren soll.
    Die an einem Kopf-Hals-Tumor erkrankte Dresdner Künstlerin Elke Heber wird mit einer individualisier ...
    TU Dresden/Stephan Wiegand
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Die an einem Kopf-Hals-Tumor erkrankte Dresdner Künstlerin Elke Heber wird mit einer individualisierten Strahlentherapie behandelt, die langfristige Nebenwirkungen der Therapie reduzieren soll.


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