Bochum, 29.02.1996 Nr. 42
UEber die soziale Lage der Deutschen SOEP - die groesste Laengsschnitterhebung in der Bundesrepublik
Erstmals foerdert DFG sechs Forschungsfreisemester fuer RUB-Prof
Erstmals ermoeglicht die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) nach Empfehlung durch den Wissenschaftsrat einem Hochschullehrer, sechs Semester lang fuer ein Forschungsprojekt beurlaubt zu werden. Ab April 1996 ist Prof. Dr. Gert Wagner (Lehrstuhl fuer Sozialpolitik und oeffentliche Wirtschaft, Fakultaet fuer Sozialwissenschaft der RUB) fuer sein Projekt "Sozio-oekonomisches Panel (SOEP)" freigestellt. Das SOEP ist eine umfassende Laengsschnittuntersuchung privater Haushalte in Deutschland, die er zusammen mit dem Deutschen Institut fuer Wirtschaftsforschung (DIW, Berlin) durchfuehrt. Die DFG finanziert die Lehrstuhlvertretung aus Sondermitteln. Fuer die RUB-Studierenden ist damit nicht nur fuer Ersatz gesorgt; sie profitieren auch davon, dass Prof. Wagner sie weiterhin in seine Forschungen einbinden wird.
Wie Deutsche leben und wie sie sich fuehlen
Das SOEP ist die groesste sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Laengsschnitterhebung in Deutschland. Die Daten des SOEP geben Auskunft sowohl ueber objektive Lebensbedinungen als auch ueber subjektiv wahrgenommene Lebensqualitaet, ueber den Wandel in verschiedenen Lebensbereichen und die Abhaengigkeiten, die zwischen verschiedenen Lebensbereichen und deren Veraenderungen existieren. Seit 1984 werden etwa 15.000 Personen (seit 1990 auch in Ostdeutschland) zu ihrer wirtschaftlichen und sozialen Situation befragt. Prof. Wagner ist fuer die Erhebung und die Aufbereitung dieser Daten verantwortlich. Die Daten werden von ueber 150 Forschern in der ganzen Welt ausgewertet (weitere Informationen zum SOEP findet man im WorldWideWeb unter http://www.diw-berlin.de/soep/).
Keine "Zwei-Drittel-Gesellschaft"
Mit dem SOEP haben Prof. Wagner und seine Mitarbeiterinnen zum Beispiel herausgefunden, dass die Einkommensarmut in Ostdeutschland - entgegen dem Anschein in der Tagespresse - nicht groesser als in Westdeutschland ist. Insgesamt kann man in Deutschland keineswegs von einer "Zwei-Drittel-Gesellschaft" sprechen. Allerdings sind zum Beispiel die Chancen, ein Gymnasium zu besuchen - auch dies ist ein SOEP-Ergebnis - nach wie vor fuer "Arbeiterkinder" deutlich geringer als fuer die Sproesslinge von Akademikern. Die Verlaufsdaten des SOEP zeigen auch, dass die Bildungschancen fuer diejenigen Kinder besonders schlecht sind, die in der Vorschulzeit keinen Kindergarten (oder aehnliche Einrichtungen) besucht haben. Anders ausgedrueckt: Der Besuch eines Kindergartens gehoert heutzutage zur "Normalbiographie". Wagner wagt deshalb die These: Wenn Eltern ihr Kind keine derartige Einrichtung besuchen lassen, ist dies ein Fruehindikator fuer spaetere Probleme in der Schule und am Arbeitsmarkt.
Forschung und Lehre ergaenzen sich gut
Ein grosses Forschungsprojekt wie das SOEP kostet einen Hochschullehrer ohne Zweifel viel Zeit. Gert Wagner ist es deswegen wichtig zu betonen, dass das SOEP beweist, dass Forschung und Lehre sich sehr gut ergaenzen, weil auch Studierende mit diesen Daten arbeiten koennen. Mehrere Diplomarbeiten entstanden an der RUB mit den SOEP-Daten seit Prof. Wagners Berufung nach Bochum gegen Ende des Jahres 1992; zwei dieser Arbeiten wurden besonders ausgezeichnet: Eine methodisch orientierte Arbeit ueber die Wohnzufriedenheit von West- und Ostdeutschen erhielt 1995 den Preis der RUB als beste Arbeit aus der Fakultaet fuer Sozialwissenschaft, eine zweite Arbeit, die die soziale Lage von Ost-West-Pendlern untersucht, wird von der "Kommission fuer den sozialen, politischen und wirtschaftlichen Wandel" (KSPW) in einem Sammelband mit preisgekroenten Abschlussarbeiten - gekuerzt - abgedruckt. Aus zwei weiteren Diplomarbeiten konnten die RUB-Absolventen Veroeffentlichungen in Fachzeitschriften machen. Gegenwaertig nutzen zwei Studierende Prof. Wagners die weltweiten Kontakte des SOEP, um an der Syracuse University, New York, und am Trinity College in Dublin ihre Diplomarbeiten vorzubereiten.
Mitglied der Enquete-Kommission "Demographischer Wandel"
Die sozialoekonomischen Analysen, die Prof. Wagner mit dem SOEP durchfuehrt, sind auch einer der Gruende fuer seine im letzten Jahr erfolgte Berufung in die Enquete Kommission "Demographischer Wandel" des Deutschen Bundestages. Auch davon profitieren seine Studierenden: Durch die Erfahrungen in der Enquete-Kommission wird insbesondere die sozialpolitische Lehre an der RUB angereichert.
Weitere Informationen: Prof. Dr. Gert Wagner, Ruhr-Universitaet Bochum, Fakultaet fuer Sozialwissenschaft, 44780 Bochum, Tel. 0234/700-2971, email: Gert.G.Wagner@rz.ruhr-uni-bochum.de
Fotos von Prof. Wagner koennen bei Pressestelle der RUB kostenlos bestellt werden.
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
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Deutsch
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