Im Verbund mit der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Freien Universität Berlin untersucht das Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF) Potsdam das mediale Erbe der DDR. Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) widmen sich ab Dezember 2018 ein dutzend Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Frage, welchen Einfluss in der DDR produzierte Medien auf die Erinnerung an die DDR haben.
„Unsere Vorstellungen von der Vergangenheit werden signifikant durch Medien beeinflusst“, erklärt Frank Bösch, Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung (ZZF), der das Potsdamer Teilprojekt leitet. Doch nicht nur im wiedervereinten Deutschland produzierte Filme wie "Sonnenallee", "Goodbye Lenin" oder "Das Leben der Anderen" prägen unser Bild von der DDR. Frank Bösch betont: „In Schulen, Museen und Gedenkstätten, im Internet oder in der Familie begegnet uns die DDR in medialen Überlieferungen, die vor 1989 entstanden. Medien sind deshalb eine zentrale Brücke zwischen den Jahrzehnten vor und nach dem Mauerfall.“ Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Verbunds wollen in den nächsten vier Jahren untersuchen, wie solche Ton- und Bild-Zeugnisse einst entstanden sind, wie sie tradiert wurden und inwiefern sie die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der DDR beeinflussen.
Auch knapp 30 Jahre nach der friedlichen Revolution ist die Erinnerung an den sozialistischen Staat noch immer gespalten. Während die einen vor allem den Diktaturcharakter des SED-Regimes betonen, loben andere die soziale Sicherheit und den angeblich engeren Zusammenhalt. Inwieweit haben die medialen Überlieferungen aus der DDR zu dieser ambivalenten Erinnerungskultur beigetragen? Um das herauszufinden, untersucht eine Gruppe des Forschungsverbunds Medien, die Wissen über und Erinnerung an die DDR vermitteln. Andere Forscherinnen und Forscher konzentrieren sich auf die Akteure, die diese Medien einst produzierten. Eine dritte Gruppe analysiert die Nutzungen im Alltag, in Museen und Schulen.
Fünf der insgesamt 13 Teilprojekte sind am ZZF Potsdam angebunden: Dr. Peter Ulrich Weiß untersucht den Wandel der ostdeutschen Fernsehlandschaft und dessen Inhalte. Tom Koltermann fragt nach dem Rollen- und Funktionswandel der ostdeutschen Rockmusik. Sandra Starke analysiert private Fotoalben aus der DDR und Nils Theinert die Kommunikation über die DDR-Vergangenheit in den sozialen Medien. Olaf Berg sorgt für die digitale Aufbereitung der Forschung und Quellen. So soll ein digitales Handbuch zum DDR-Film, eine Plattform mit kommentierten DDR-Schmalfilmen und ein Zeitzeugen-Portal entstehen. Darüber hinaus beteiligen sich die Wissenschaftler an dem Filmfestival „Moving History“, das im September 2019 in Potsdam stattfindet und die DDR-Geschichte als Schwerpunkt gewählt hat.
Der Forschungsverbund „Mediales Erbe der DDR“ ist einer von 14 Verbünden, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in einem Wettbewerbsverfahren ausgewählt hat, um die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der DDR und dem SED-Unrecht zu stärken. Sie werden mit insgesamt bis zu 40 Millionen Euro gefördert.
Die Partner des Forschungsverbunds:
LMU München
Prof. Dr. Michael Meyen (Kommunikationswissenschaft), Sprecher
Prof. Dr. Michele Barricelli (Didaktik der Geschichte/Public History)
Prof. Dr. Margit Szöllösi-Janze (Historisches Seminar/Zeitgeschichte)
FU Berlin
Prof. Dr. Martin Lücke (Didaktik der Geschichte), Sprecher
Prof. Dr. Maria Löblich (Kommunikationswissenschaft)
Zentrum für Zeithistorische Forschung (ZZF)
Prof. Dr. Frank Bösch (zugleich Historisches Institut, Universität Potsdam), Sprecher
Dr. Christoph Classen
Dr. Jürgen Danyel
Prof. Dr. Frank Bösch
sekretariat@zzf-potsdam.de
https://zzf-potsdam.de/de/mitarbeiter/frank-bosch
http://Pressemitteilung des BMBF zur Vergabe der Fördergelder, 12. Juni 2018:
https://www.bmbf.de/de/wissensluecken-ueber-die-ddr-schliessen-6346.html
http://Ausschreibung des BMBF, 26. Mai 2017:
https://www.bmbf.de/foerderungen/bekanntmachung-1366.html
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Medien- und Kommunikationswissenschaften
überregional
Forschungsprojekte, Kooperationen
Deutsch
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