idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
15.01.2019 11:13

Mehr Beschäftigte, weniger Auszubildende

Dr. Harald Wilkoszewski Informations- und Kommunikationsreferat
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH

    Duale Ausbildung in den größten börsennotierten Unternehmen rückläufig

    Während die Zahl der Beschäftigten in vielen Konzernen neue Rekorde erzielt, verliert die duale Ausbildung in den größten börsennotierten Unternehmen an Bedeutung. Im Jahr 2017 bildeten diese Unternehmen ein Viertel weniger junge Menschen aus als noch 2013. Das zeigt eine Analyse von Robert Scholz vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB). Gründe für diese Entwicklung sind der Trend von der dualen Ausbildung hin zum dualen Studium, die Internationalisierung der Ausbildung sowie branchenspezifische Effekte.

    Im Jahr 2017 hatten die 195 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland zusammen 6,2 Millionen Beschäftigte weltweit und ca. 125.000 duale Auszubildende in Deutschland. Bundesweit gab es in diesem Jahr etwa 1,3 Millionen Auszubildende.

    Für 57 börsennotierte Unternehmen konnte die Entwicklung der Ausbildungsaktivitäten von 2007 bis 2017 untersucht werden. Bis 2013 blieb die Zahl der dual Auszubildenden in diesen Unternehmen mit jährlich 47.000 Auszubildenden stabil. Nach 2013 stellten die Unternehmen zwar insgesamt mehr Mitarbeiter ein, verringerten aber ihre Ausbildungsaktivitäten: Die Zahl der Auszubildenden sank von 2013 bis 2017 um etwa ein Viertel auf rund 35.000 Auszubildende (siehe Grafik). Rückläufig ist die duale Ausbildung vor allem im Energie- und Telekommunikationsbereich, bei Banken und Finanzdienstleistern sowie bei den Zulieferern für den Fahrzeugbau. Einen geringen Zuwachs verzeichnet dagegen der Medizin- und Gesundheitsbereich.

    „Der deutliche Rückgang der Auszubildenden steht nicht nur im Gegensatz zur positiven Beschäftigungsentwicklung, sondern auch zum oft beklagten Fachkräftemangel“, sagt WZB-Forscher Robert Scholz.

    Ein Grund für die rückläufige Entwicklung ist, dass ein Teil der bisher dualen Ausbildungsstellen durch duale Studienplätze ersetzt wird. „Wir beobachten eine verstärkte Tendenz von der Werkstatt ins Büro, wie wir sie für die Beschäftigung schon seit Jahrzehnten kennen“, sagt Scholz. Rechnet man die dual Auszubildenden und dual Studierenden zusammen, machen die Studierenden in den untersuchten Unternehmen bereits etwa ein Fünftel aller Auszubildenden aus – Tendenz steigend. Allerdings kompensieren die Studierenden nicht den Wegfall der Auszubildenden. Unterm Strich ist der Rückgang bei der Zahl der dual Auszubildenden in den Betrieben größer als die Zunahme der Stellen im dualen Studium.

    Zudem findet ein erheblicher Teil der beruflichen Ausbildung inzwischen an ausländischen Standorten der Unternehmen statt. In Unternehmen, die nicht ausschließlich in Deutschland ausbilden, ist derzeit jeder vierte Auszubildende dauerhaft im Ausland tätig. Fast alle Unternehmen, die ausländische Produktions-, Vertriebs- oder Umschlagsstandorte unterhalten, haben seit 2007 ihre Ausbildungsaktivitäten im Ausland verstärkt.

    Weiterhin erklären branchenspezifische Entwicklungen den Rückgang bei der dualen Ausbildung. So ist beispielsweise der Banken- und Finanzdienstleistungssektor im Umbruch. In sieben exemplarisch ausgewählten Unternehmen hat sich die Zahl der Auszubildenden seit 2011 von 5.549 Personen auf 2.839 im Jahr 2017 fast halbiert. Hauptursachen sind Restrukturierungen in vielen Banken oder die Digitalisierung im direkten Kundengeschäft. Ähnlich wirkt sich die zunehmende Dezentralisierung im Energiesektor aus. Allein bei vier ausgewählten Unternehmen dieser Branche ging die Zahl der Auszubildenden von 7.339 (2008) auf 4.219 (2017) zurück.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Robert Scholz
    Tel.: 030-25491-109
    robert.scholz@wzb.eu


    Originalpublikation:

    Robert Scholz: Mehr Beschäftigte, weniger Auszubildende. Warum die duale Berufsausbildung in Deutschland schwächelt, in: WZB-Mitteilungen (2018), Heft 162, Seite 34-37


    Bilder

    Entwicklung von Beschäftigung und Ausbildung in börsennotierten Unternehmen 2007 bis 2017
    Entwicklung von Beschäftigung und Ausbildung in börsennotierten Unternehmen 2007 bis 2017

    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Gesellschaft, Pädagogik / Bildung, Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Entwicklung von Beschäftigung und Ausbildung in börsennotierten Unternehmen 2007 bis 2017


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).