Es ist so einfach, beim Autohändler ein neues Auto zu bestellen. Welche Maschinerie der Kunde in Bewegung setzt, davon ahnt er nichts. Dank der Software OTD-Sim hat der Hersteller logistische Prozesse im Blick und der Kunde die gewünschte Ware schneller in der Hand. Die Entwickler werden heute in Duisburg mit dem Joseph-von-Fraunhofer-Preis geehrt.
Trotz Massenproduktion zählt in der Automobilindustrie Individualität: Jeder Kunde kann sich aus einer breiten Palette von Sonderausstattungen und Extras sein individuelles Gefährt zusammenstellen. Selbst ein millionenfach produzierter VW Golf wird deshalb nur etwa zweimal pro Jahr mit genau der gleichen Ausstattung ausgeliefert. Das erfordert viel Flexibilität, denn für die Produktion eines modernen Autos wollen circa fünfzigtausend Einzelteile verwaltet werden. Materialflüsse von Zulieferern aus allen Himmelsrichtungen laufen schließlich an der Produktionsstraße im Werk eines Herstellers zusammen. Diese Ströme schneller und zuverlässiger zu lenken, ermöglicht eine Software, die Forscher aus dem Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML in Dortmund entwickelt haben.
"Ineffiziente Materialströme bedeuten Kosten - für das Unternehmen wie den Kunden", betont Axel Wagenitz vom IML. "Für die Hersteller ist es daher enorm wichtig, die Übersicht über alle Materialflüsse und Kosten zu behalten." Wagenitz und sein Team überprüften in einem Projekt für die Volkswagen AG eine Änderung in der Werkslogistik. Das hatte weit reichende Folgen: Schließlich wollte VW wissen, ob es möglich ist, alle Teilprozesse der Produktion in einem Computermodell darzustellen - bis hinunter zum kleinsten Einzelteil. "Um diese Aufgabe lösen zu können, mussten wir ein völlig neues Werkzeug entwickeln, denn bestehende Software war dafür nicht leistungsstark genug", erinnert sich Wagenitz. Das Ergebnis: Order to Delivery Simulation, kurz OTD-Sim. Das Programm kann vom Eingang der Bestellung bis zur Auslieferung des fertigen Fahrzeugs alle Details darstellen. Wichtige Fragen, wie: "Wo sind welche Teile?" und "Wo werden diese wann am nötigsten gebraucht?" können innerhalb von Minuten beantwortet werden. Früher dauerte das oft Tage. Trotz der immensen Vielfalt der abgebildeten Bauteile gelang es den Wissenschaftlern, die Software bedienerfreundlich und einfach zu gestalten. Für diese Entwicklung erhält das IML-Team den Joseph-von-Fraunhofer-Preis 2003.
Die Software arbeitet darüber hinaus zeitlos. Neben der Ist-Situation können auch zukünftige Ereignisse, wie die Neueinführung von Automodellen, simuliert werden. Das macht OTD-Sim zu einem wertvollen Hilfsmittel für die Planung. Außerdem schult die Software den Blick für Zusammenhänge in der Produktion über die engen Grenzen einer Abteilung hinaus. Diesen Lerneffekt nutzt VW: Alle Nachwuchsmanager müssen eine Pflichtschulung an dem OTD-Sim Planspiel absolvieren.
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Joseph-von-Fraunhofer-Preis - Forschen für die Praxis
Seit 1978 verleiht die Fraunhofer-Gesellschaft alljährlich Preise für herausragende wissenschaftliche Leistungen ihrer Mitarbeiter, die anwendungsnahe Probleme lösen. Mehr als 200 Forscherinnen und Forscher haben diesen Preis inzwischen gewonnen. In diesem Jahr werden drei Preise mit jeweils 10 000 Euro vergeben. Eine ebenfalls begehrte Trophäe ist die silberne Anstecknadel mit dem Profil des Namenspatrons.
Preisträger:
Dipl.-Inform. Axel Wagenitz
Telefon 02 31 / 97 43-2 57, Fax -7 72 57, wagenitz@iml.fraunhofer.de
Dr. Bernd Hellingrath
Telefon 02 31 / 97 43-2 33, helling@iml.fraunhofer.de
Dipl.-Inform. Jürgen Wloka
Telefon 02 31 / 97 43-4 22, wloka@iml.fraunhofer.de
http://www.iml.fraunhofer.de
http://www.fraunhofer.de/mediendienst
Die Logistiker Dr. Bernd Hellingrath, Axel Wagenitz und Jürgen Wloka (von links) erhalten einen Prei ...
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Informationstechnik, Verkehr / Transport
überregional
Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte
Deutsch
Die Logistiker Dr. Bernd Hellingrath, Axel Wagenitz und Jürgen Wloka (von links) erhalten einen Prei ...
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