idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
13.02.2019 16:10

Neu entdeckte Schildkrötenart steht kurz vor der Ausrottung

Judith Jördens Senckenberg Pressestelle
Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen

    Dresden, 13.02.2019. Senckenberg-Wissenschaftler Uwe Fritz hat gemeinsam mit einem internationalen Team eine neue Art aus der Familie der Weichschildkröten beschrieben. Die neu entdeckte Schildkröte mit dem charakteristisch gefleckten Panzer lebt in Vietnam und Teilen Chinas und ist akut vom Aussterben bedroht. Die Studie erscheint heute im Fachjournal „ZooKeys“.

    Variegatus ist lateinisch und bedeutet übersetzt „gefleckt“ – diese Bezeichnung trägt nun eine Schildkröte aus Nordvietnam und China im wissenschaftlichen Namen. „Und das nicht ohne Grund! Der etwa 23 Zentimeter lange gelb-graue Panzer dieser Schildkrötenart weist eine sehr auffällige Zeichnung mit großen grün-schwarzen Flecken auf. Diese morphologische Besonderheit entlarvte die Tiere unter anderem als bisher unbeschriebene Art“, erläutert Professor Dr. Uwe Fritz von den Senckenberg Naturhistorischen Sammlungen in Dresden.

    Fritz hat mit einem deutsch-ungarisch-vietnamesischen Forscherteam den Panzerträger aus der Familie der Weichschildkröten anhand genetischer und morphologischer Untersuchungen nun als neue Art beschrieben. Im Unterschied zu den meisten Schildkröten haben Weichschildkröten keinen harten hornbedeckten Panzer, sondern einen flexiblen Lederpanzer. Fritz erklärt: „Sogenannte ‚Chinesische Weichschildkröten’ wurden lange Zeit für eine einzige weit verbreitete Art gehalten, die von Ostsibirien bis Vietnam vorkommt. Umso genauer wir aber hinsehen, desto mehr Arten verstecken sich unter dem bisherigen Namen Pelodiscus sinensis. Die jetzt von uns neu beschriebene Art Pelodiscus variegatus ist bereits die fünfte Art aus dieser Gattung“.

    Und diese Neubeschreibungen sind nicht ohne Folgen: Galten Chinesische Weichschildkröten bisher als nicht bedroht und weit verbreitet, „reduziert“ jede neu entdeckte Art die einzelnen Bestände. „Wenn man die vormals zusammengefassten Arten in die real vorhandenen Arten ‚aufsplittet’, nimmt automatisch auch die Größe des Verbreitungsgebiets und die Anzahl der Individuen pro Art ab. Die neu entdeckte Flecken-Weichschildkröte wurde bisher zu der 1997 von chinesischen Forschern entdeckten, Zwerg-Weichschildkörte Pelodiscus parviformis gezählt. Pelodiscus parviformis galt bereits als vom Aussterben bedroht. Dadurch, dass die südlichen Vertreter nun aber Flecken-Weichschildkröten sind, ist der Weltbestand beider Arten noch kleiner als gedacht“, erläutert der ungarische Erstautor Balázs Farkas.

    Gefahr droht der neu entdeckten Art nicht nur durch die Fischerei – Weichschildkröten sind ein geschätztes Nahrungsmittel in der ostasiatischen Küche – und Lebensraumvernichtung: In Nordvietnam wurde offenbar auch noch eine fremde Art angesiedelt, die in Konkurrenz zur Flecken-Weichschildkröte treten und sie möglicherweise verdrängen könnte.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Uwe Fritz
    Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden
    Tel. 0351 - 795841 4326
    Uwe.Fritz@senckenberg.de


    Originalpublikation:

    Farkas B, Ziegler T, Pham CT, Ong AV, Fritz U (2019) A new species of Pelodiscus from northeastern Indochina (Testudines, Trionychidae). ZooKeys 824: 71-86. https://doi.org/10.3897/zookeys.824.31376


    Bilder

    Die neu entdeckte Flecken-Weichschildkröte
    Die neu entdeckte Flecken-Weichschildkröte
    Prof. Dr. Thomas Ziegler, Zoo Köln
    None

    Neu entdeckt und schon bedroht: Pelodiscus variegatus.
    Neu entdeckt und schon bedroht: Pelodiscus variegatus.
    Prof. Dr. Thomas Ziegler, Zoo Köln
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Die neu entdeckte Flecken-Weichschildkröte


    Zum Download

    x

    Neu entdeckt und schon bedroht: Pelodiscus variegatus.


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).