Im Rahmen eines Forschungsprojektes der Hochschule Fresenius, der Hochschule für Philosophie und dem Klinikum Bogenhausen in München sind Studierende der Hochschule Fresenius und der Hochschule für Philosophie unter der Betreuung von Prof. Dr. Kristin Härtl, Prof. Dr. Andreas Beivers (Hochschule Fresenius), Prof. Dr. med. Eckhard Frick (Hochschule für Philosophie, Forschungsstelle Spiritual Care, Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Klinikum rechts der Isar der TU München und Prof. Dr. med. Christoph Dodt (Notfallzentrum Klinikum Bogenhausen) der Frage nachgegangen, ob Patienten und Angehörige in der Notaufnahme spirituelle Bedürfnisse haben.
München. Patienten, die in die Notaufnahmen von Krankenhäusern kommen, befinden sich in einer gesundheitlich bedrohlichen und beängstigenden Situation. Über die medizinische Versorgung hinaus, benötigen sie Ansprechpartner, die ihnen Fragen beantworten, Ängste nehmen und Unsicherheiten abbauen. Aufgrund der aktuellen gesundheitspolitischen Reformen und des Strukturwandels des Krankenhausmarktes, wird verstärkt auch die Patientenzufriedenheit und die Behandlungsqualität in den Fokus gerückt. So sind Krankenhäuser gemäß des Krankenhaus-Strukturgesetztes dazu verpflichtet, Patienten nach ihrer Zufriedenheit zu befragen und die Ergebnisse zu publizieren.
Ein möglicher Ansatz, Patienten und Angehörige aufzufangen, ist das „Spiritual Care“-Konzept. Spiritual Care meint zunächst die gemeinsame Sorge der Gesundheitsberufe um die spirituellen Nöte, Krisen und Wünsche kranker Menschen, unabhängig von deren Religion und kultureller Herkunft. Ziel der Untersuchung war es herauszufinden, ob es sowohl in der Patienten-, wie auch Angehörigengruppe spirituelle und religiöse Bedürfnisausprägungen gibt, die perspektivisch auch im Rahmen der medizinischen Behandlung Beachtung finden könnten.
Erhoben wurden die Daten anhand eines demografischen Fragebogens und dem Spiritual Needs Questionnaire SpNQ-20 (Büssing et al.), mit dem die Dimensionen religiöse und existenzielle Bedürfnisse, das Bedürfnis nach innerem Frieden und das Bedürfnis, etwas aktiv zu geben oder zu verschenken erfasst wurden. Die Ergebnisse: Es konnte ein grundsätzliches Interesse der Patienten an spiritueller Unterstützung nachgewiesen werden. So gaben 53 Prozent der Befragten mindestens ein mittleres Bedürfnis nach innerem Frieden an und 61 Prozent hatten einen mittleren bis großen Wunsch, aktiv etwas zu geben oder zu verschenken. Ältere Menschen haben ein größeres Bedürfnis nach Spiritualität als jüngere. In der Gruppe der Angehörigen hat auch der Bildungsabschluss einen signifikanten Einfluss auf die spirituelle Bedürfnisausprägung. Frauen äußern bei den meisten Skalen signifikant höhere spirituelle Bedürfnisse als Männer. Der Familienstand scheint hingegen die Bedürfnisskalen nicht zu beeinflussen, es ließ sich kein signifikanter Zusammenhang feststellen.
„Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Patienten in einer akuten Notfallsituation ein Bedürfnis nach Ganzheitlichkeit haben. Auch wenn die medizinische Akutsituation im Vordergrund steht, wünschen viele Patienten, dass auch ihre psychosozialen Belastungen und spirituellen Bedürfnisse gesehen werden“, so Prof. Dr. Härtl. „Spiritual Care stellt dabei nicht nur eine positive Ressource für kranke Menschen dar, sondern hat auch Auswirkungen auf die Krankenhausmitarbeiter und die gesamte Unternehmenskultur“, führt die Psychologieprofessorin weiter aus.
Auch für Krankenhäuser könne der Spiritual-Care-Ansatz positive Auswirkungen mit sich führen, ergänzt Prof. Dr. Beivers. So führen unter anderem informationsbedingte, sprach- und kulturgebundene Barrieren sowie eine mangelnde Befriedung spiritueller Bedürfnisse oftmals zu erhöhten und unnötigen Kosten für Diagnostik, Therapie und letztendlich auch zu schlechten Behandlungsergebnissen. „In einer Folgeuntersuchung wollen wir nun auch die Spiritual Needs von Krankenhausmitarbeitern beleuchten“, erklärt der Professor für Gesundheitsökonomie.
Prof. Dr. Kristin Härtl
Professorin für Klinische Psychologie
Hochschule Fresenius · Fachbereich Wirtschaft & Medien
Business School · Media School · Psychology School
Infanteriestraße 11a · 80797 München
Tel. +49 (0)89 2000373-75 · Fax: +49 (0)89 2000373-30
kristin.haertl@hs-fresenius.de
PROF. DR. rer. pol. ANDREAS BEIVERS
Professor für Volkswirtschaftslehre
Studiendekan Management und Ökonomie im Gesundheitswesen
der Business School an der Hochschule Fresenius in München
T +49 89 2000373-46 · F +49 89 2000373-30
beivers@hs-fresenius.de
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Philosophie / Ethik, Psychologie, Religion, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.
Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).
Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.
Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).
Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).