idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
07.03.2019 09:30

Übertriebene Hygiene fördert Antibiotikaresistenz

Mag. Christoph Pelzl, MSc Kommunikation und Marketing
Technische Universität Graz

    Grazer Forschende präsentieren in Nature Communications erste Ansätze, wie die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen in Krankenhäusern verhindert werden kann.

    Weltweit steigt die Zahl der Menschen, die an antibiotikaresistenten Keimen erkranken und sterben. Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht eine der wichtigsten globalen Herausforderungen darin, die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen zu verstehen und Gegenmaßnahmen zu entwickeln. Hierzu initiierte Gabriele Berg, Leiterin des Instituts für Umweltbiotechnologie der TU Graz, eine interdisziplinäre Zusammenarbeit im Rahmen ihres durch den FWF geförderten Forschungsprojektes Plant-associated microbial communities in indoor environment. Dabei wurde untersucht, wie die mikrobielle Kontrolle – das Ausmaß der Reinigungs- und Hygienemaßnahmen – die Entwicklung von Resistenzen beeinflusst. Die Forschung erfolgte gemeinsam mit nationalen Partnern der Medizinischen Universität Graz im Rahmen der interuniversitären Kooperation von BioTechMed-Graz sowie mit internationalen Partnern. Die Ergebnisse der Forschungsarbeit wurden jetzt in Nature Communications publiziert.

    Vergleich von mikrobiell stark und mikrobiell kaum kontrollierten Räumen
    Die Forschenden verglichen das Mikrobiom sowie das Resistom – also alle vorhandenen Mikroorganismen und Antibiotikaresistenzen – an der Intensivstation der Universitätsklinik für Innere Medizin am LKH-Universitätsklinikum Graz mit mikrobiell stark kontrollierten Reinräumen der Luft- und Raumfahrtindustrie sowie mit öffentlichen und privaten Gebäuden, die mikrobiell kaum kontrolliert werden. Die Analysen zeigen, dass in Räumen mit hohem Hygieneniveau die mikrobielle Vielfalt abnimmt, sich aber die Diversität der Resistenzen erhöht. „In stark mikrobiell kontrollierten Umgebungen der Intensivstation und der industriell genutzten Reinräume finden sich vermehrt Antibiotikaresistenzen, die ein hohes Potential aufweisen, sich mit Krankheitserregern zu verbinden“, erklärt Studienleiter Alexander Mahnert vom Institut für Umweltbiotechnologie der TU Graz, der jetzt an der Medizinische Universität Graz forscht.

    Erste Maßnahmen zur Verhinderung von Resistenzen

    Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass eine stabile mikrobielle Vielfalt in klinischen Bereichen der Ausbreitung von Resistenzen entgegenwirkt. „Die mikrobielle Kontrolle von Krankheitserregern wird schon bei Kulturpflanzen und auch am Menschen im Rahmen der Stuhltransplantation erfolgreich angewendet. Unsere Studie ist eine erste Basis dafür, solche Ideen zukünftig auch in Innenräumen zu verfolgen“, so Berg. Regelmäßiges Lüften, Zimmerpflanzen, der gezielte Einsatz von nützlichen Mikroorganismen oder die Reduktion von antibakteriellen Reinigungsmitteln könnten erste Strategien sein, um die mikrobielle Vielfalt zu erhalten oder zu verbessern.

    In einem nächsten Schritt möchte das Forschungsteam an der TU Graz nun biotechnologische Lösungen für eine maßgeschneiderte mikrobielle Vielfalt entwickeln und implementieren.

    Kooperationspartner:
    Institut für Umweltbiotechnologie der TU Graz; Universitätsklinik für Innere Medizin der Medizinischen Universität Graz; BioTechMed Graz; Zentrum für Mikrobiologie und Umweltsystemwissenschaft, Universität Wien; Department of Life Sciences, Ben-Gurion University of the Negev Israel,
    Centro Nacional de Biotecnologia, CSIC, Madrid, Spanien


    Das Forschungsprojekt Plant-associated microbial communities in indoor environment ist im Field of Expertise „Human & Biotechnology“ verankert, einem von fünf Forschungsschwerpunkten der TU Graz.

    Zur Originalpublikation Man-made microbial resistances in built environments in Nature Communications 10, Article number: 968 (2019)


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Gabriele BERG
    Univ.-Prof. Dipl.-Biol. Dr.rer.nat.
    TU Graz | Institut für Umweltbiotechnologie
    Petersgasse 10-12/I, 8010 Graz
    Tel: +43 316 873 8310
    E-Mail: gabriele.berg@tugraz.at

    Alexander MAHNERT
    Dr. techn. Msc. Bakk. rer. nat.
    Interactive Microbiome Research
    Medizinische Universität Graz
    Auenbruggerplatz 15
    8036 Graz
    Tel: +43 316 385 72815
    E-Mail: alexander.mahnert@medunigraz.at


    Originalpublikation:

    Zur Originalpublikation "Man-made microbial resistances in built environments" in Nature Communications 10, Article number: 968 (2019): https://doi.org/10.1038/s41467-019-08864-0


    Weitere Informationen:

    https://www.tugraz.at/institutes/ubt/home/
    http://inneremedizin.uniklinikumgraz.at/Seiten/default.aspx
    https://biotechmedgraz.at/
    http://cmess.csb.univie.ac.at/
    http://in.bgu.ac.il/en/natural_science/LifeSciences/Pages/default.aspx
    https://www.cnb.csic.es/index.php/en/


    Bilder

    Untersuchungsgegenstand war unter anderem die Intensivstation der Universitätsklinik für Innere Medizin am LKH-Universitätsklinikum Graz;
    Untersuchungsgegenstand war unter anderem die Intensivstation der Universitätsklinik für Innere Medi ...
    © Med Uni Graz
    None

    Gabriele Berg, Leiterin des Instituts für Umweltbiotechnologie der TU Graz
    Gabriele Berg, Leiterin des Instituts für Umweltbiotechnologie der TU Graz
    © Lunghammer – TU Graz
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Gesellschaft, Medizin, Umwelt / Ökologie
    überregional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Untersuchungsgegenstand war unter anderem die Intensivstation der Universitätsklinik für Innere Medizin am LKH-Universitätsklinikum Graz;


    Zum Download

    x

    Gabriele Berg, Leiterin des Instituts für Umweltbiotechnologie der TU Graz


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).