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11.03.2019 13:33

Topografie des Rechtsextremismus

Sebastian Hollstein Abteilung Hochschulkommunikation/Bereich Presse und Information
Friedrich-Schiller-Universität Jena

    Zentrum für Rechtsextremismusforschung, Demokratiebildung und gesellschaftliche Integration der Universität Jena veröffentlicht interaktive Landkarte zum Rechtsextremismus in Thüringen

    Seit 2017 sammeln Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftler der Friedrich-Schiller-Universität Jena Daten zum Rechtsextremismus und zur gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit in Thüringen und werten diese im Zentrum für Rechtsextremismusforschung, Demokratiebildung und gesellschaftliche Integration (KomRex) aus. Im Rahmen des Forschungsprojektes „Topografie des Rechtsextremismus in Thüringen“ haben sie nun eine interaktive Landkarte im Internet veröffentlicht, die ihre Arbeit dokumentiert und wertvolle Informationen über die Verbreitung rechtsextremistischer Einstellungen und Aktivitäten im Freistaat liefert. Gefördert wird das in Deutschland einzigartige Projekt vom Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport sowie vom Landesprogramm „DenkBunt – Das Thüringer Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit“.

    Mit der Karte lassen sich zum einen rechtsextreme Aktivitäten und ihre Verteilung über die 23 Thüringer Landkreise und kreisfreien Städte zwischen 2014 und 2017 nachverfolgen. Das umfasst beispielsweise Konzerte, Demonstrationen und fremdenfeindliche Übergriffe. Zudem weisen die Forscher Immobilien der rechtsextremen Szene aus. Die Jenaer Experten greifen dabei auf öffentlich zugängliche Quellen zurück, etwa die Landespolizei Thüringen, parlamentarische Anfragen, die Mobilen Beratung in Thüringen (MOBIT) und Ezra – Mobile Beratung für Opfer rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Erfurt.

    Verankert im Lebensumfeld

    Zum anderen fließen aber auch Daten zur rechtsextremen oder ethnozentrischen Einstellung innerhalb der Bevölkerung der jeweiligen Region ein. Die Angaben dazu stammen aus dem Thüringen-Monitor, im Rahmen dessen die Wissenschaftler der Universität Jena seit fast 20 Jahren Informationen zur politischen Einstellung der Thüringerinnen und Thüringer sammeln. Insgesamt liegen solche Daten nun für etwa 18.000 Thüringer wahlberechtigte Bürgerinnen und Bürger vor, was durchaus repräsentative Angaben für die jeweiligen Landkreise ermöglicht. Ebenso sind in der Karte Wahlergebnisse rechtsextremer Parteien erfasst.

    „Wir wollen mit dieser Karte veranschaulichen, auf welche Weise Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit lokal verteilt und in der Region verankert sind und welche Strukturen sich dort gebildet haben“, sagt Dr. Axel Salheiser von der Universität Jena. „Das führt vor Augen, wie solche Aktivitäten und begleitende Organisationsstrukturen im Lebensumfeld der Thüringer auftreten.“

    Tiefergreifende Analysen

    Die regelmäßig aktualisierte Karte ist zwar ein wichtiger Meilenstein innerhalb des Projektes, doch sie spiegelt nur einen kleinen Teil der Forschungsarbeit wider. Darüber hinaus werten die Wissenschaftler der Universität Jena die vorhandenen Daten statistisch aus und filtern Zusammenhänge heraus. „Die rechtsextreme Szene tritt beispielsweise anders auf, wenn sie in ihrer Umgebung eine eigene Immobilie unterhält“, informiert Salheiser. „Hier finden nicht nur regelmäßig Veranstaltungen statt, sondern in ihrer Umgebung häufen sich auch gewaltsame Übergriffe auf Andersdenkende. Solche Niederlassungen sind Keimzellen des Rechtsextremismus.“

    Die Rechtsextremismusforscher analysieren zudem, welche Rahmenbedingungen in den Regionen die Verbreitung rechtsextremer Einstellungen fördert. So lasse sich beispielsweise erkennen, dass Teile der Bevölkerung in Landkreisen mit ungünstigen sozioökonomischen Bedingungen eher zu einer fremdenfeindlichen Einstellung neigen. Auch Altersstrukturen spielen bei solchen Entwicklungen eine Rolle.

    Mit solchen und vielen weiteren Untersuchungsergebnissen unterstützen die Jenaer Wissenschaftler Initiativen zur Demokratiebildung und -förderung. „Wir geben den Akteurinnen und Akteuren auf diesem Gebiet nicht zuletzt mit der Karte eine fundierte Argumentationsgrundlage an die Hand“, fasst Salheiser zusammen.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Axel Salheiser
    Zentrum für Rechtsextremismusforschung, Demokratiebildung und gesellschaftliche Integration der Universität Jena (KomRex)
    Humboldtstraße 11, 07743 Jena
    Tel.: 03641/930955
    E-Mail: axel.salheiser@uni-jena.de


    Originalpublikation:

    Die interaktive Thüringen-Karte und nähere Informationen zum Projekt „Topografie des Rechtsextremismus“ sind zu finden unter: http://www.komrex.uni-jena.de/topografie.html.


    Bilder

    Ausschnitt der interaktiven Landkarte zum Rechtsextremismus in Thüringen, erstellt von Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftler der Universität Jena.
    Ausschnitt der interaktiven Landkarte zum Rechtsextremismus in Thüringen, erstellt von Sozialwissens ...
    Foto: Jan-Peter Kasper/FSU
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Politik, Recht
    regional
    Forschungs- / Wissenstransfer, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Ausschnitt der interaktiven Landkarte zum Rechtsextremismus in Thüringen, erstellt von Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftler der Universität Jena.


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