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14.03.2019 17:04

WFI-Studierende entwickeln Management-Lösungen für internationale Sozialunternehmer

Dipl.-Journ. Constantin Schulte Strathaus Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt

    Mit wegweisenden Ideen das Leben vieler Millionen Menschen verbessern – das ist das Ziel von mehreren internationalen Sozialunternehmern, die bei ihrer Arbeit von Studierenden der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät Ingolstadt der KU unterstützt werden. Die Studierenden gehören zum Teil dem Masterstudiengang „Entrepreneurship und Social Innovation“ an und kooperieren unter Leitung von Prof. Dr. André Habisch (Professur für Christliche Sozialethik und Gesellschaftspolitik) mit der „Bayer Cares Foundation“.

    Diese unterstützt die Unternehmer über zwei Jahre hinweg finanziell dabei, ihre Vorhaben weiterzuentwickeln. „Bei der Projektarbeit der Studenten geht es im Wesentlichen darum, bei den Start-Ups spezielle Management-Herausforderungen zu identifizieren – zum Beispiel aus den Bereichen Finanzierung oder Vermarktung – und dafür dann Lösungsansätze zu entwickeln“, erklärt Professor Habisch.

    Einer der geförderten Sozialunternehmer ist der ghanaische Softwareentwickler Raindolf Owusu, der in seinem Heimatland die App „Bisa“ etablieren möchte, mit der Menschen in abgeschiedenen Gegenden Afrikas einen ersten Kontakt zu Ärzten aufnehmen können. „Bisa“ bedeutet in der ghanaischen Landessprache schlicht „Fragen“. In Ghana steht statistisch gesehen ein Doktor für 8500 Personen zur Verfügung. Zudem leben viele Menschen mehr als einen Tagesmarsch entfernt vom nächstgelegenen Arzt oder Krankenhaus. So haben sie nicht nur schlechten Zugang zu grundlegenden Gesundheitsleistungen, sondern müssen sich vorab orientieren können, an welchen Arzt sie sich wenden, bevor sie dorthin aufbrechen. „Ghana hat eine junge Altersstruktur. Zudem sind Smartphones dort sehr verbreitet und werden im Alltag auch genutzt, um etwa Bezahlungen zu tätigen. Insofern kann man über eine App sehr viele Menschen erreichen“, erklärt Masterstudent Marco Miglietta. Gemeinsam mit Florian Wehle und weiteren Kommilitonen wurde er von Raindolf Owusu damit beauftragt, Wege zu entwickeln, wie sich weitere Ärzte in Deutschland als Ansprechpartner für Bisa-Nutzer finden lassen, um die Wartezeit auf Antworten zu reduzieren. Die Studierenden fanden bei ihrer Recherche heraus, dass für Bisa insbesondere Ärzte im Ruhestand und Medizinstudierende vor Studienabschluss eine geeignete Zielgruppe darstellen, die sich für ein Engagement gewinnen lassen könnten. Mit diesem Wissen entwickelten die Studierenden ein Erklärvideo, das in aller Kürze das Anliegen von Bisa erläutert und dem Betreiber dabei hilft, auf weitere Mitwirkende zuzugehen. „Wir suchen laufend nach Ärzten, die uns unterstützen. Die Arbeiten der Studierenden, die wir in unser Konzept übernehmen, helfen uns sehr dabei, weitere Mediziner zu rekrutieren“, betont Bisa-Gründer Raindolf Owusu.

    Eine weitere von insgesamt sechs Studierenden-Gruppen der WFI kooperiert mit dem Berliner Unternehmen „Coolar“, das sich zum Ziel gesetzt hat, ein neues Kühlsystem für den Einsatz in Entwicklungsländern zu produzieren – insbesondere zur adäquaten Lagerung von Medikamenten und Impfstoffen. Während herkömmliche Kühlschränke eine zuverlässige Stromversorgung benötigen und Kompressoren nutzen, die unter rauen Bedingungen schnell verschleißen, kommt Coolar ohne elektrische Energie und bewegliche Teile aus. Stattdessen machen sich die Entwickler Verdunstungskälte und ein spezielles Gel zunutze, um einen Kühlkreislauf in Gang zu halten. Die Masterstudentin Sarah Kühne und ihr Team haben für das Unternehmen analysiert, ob es die Herstellung komplett selbst übernehmen oder Teile der Produktion auslagern sollte. Dazu sprachen sie mit Industrieexperten und entwickelten unter anderem den Vorschlag, die Einzelteile des Kühlschranks erst im Zielland zusammensetzen zu lassen, um so nebenbei auch die dortige Bevölkerung einzubeziehen. Sie haben außerdem errechnet, welche Variante rentabler ist und eine Einkaufsstrategie erstellt. „Vor allem Hilfsorganisationen und Staaten sind potentielle Abnehmer dieses Kühlsystems“, wie Sarah Kühne und ihre Mitstreiter unter anderem im Kontakt zur Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) erfuhren, die vom Bund getragen wird. „Die Studierenden haben mich und mein Team positiv beeindruckt. Sie erleichtern es uns, eine Fertigungsstrategie zu definieren und eine fundierte Vorauswahl möglicher Partner und Vertragsmodelle zu treffen“, resümiert Coolar-Mitgründer Christoph Göller die Kooperation mit den WFI-Studierenden.

    Diese haben durch die Arbeit mit den Sozialunternehmern auch Ziele für ihren beruflichen Weg aufgezeigt bekommen: „Ich habe durch den Austausch gelernt, dass man Gutes tun und damit Geld verdienen kann, und konnte mein Wissen anwenden. Ein Startup-Unternehmen könnte ich mir auch für meine eigene Perspektive vorstellen“, sagt Kühne. Die enge Verbindung zur Praxis sowie die Vermittlung von ethischem Verantwortungsbewusstsein sind Aspekte, die sich auch im aktuellen Studienqualitätsmonitor widerspiegeln, für den 1100 Studierende der KU repräsentativ befragt wurden. Hinsichtlich der Vermittlung von ethischem Verantwortungsbewusstsein sowie kritischem und fachübergreifendem Denken haben die Studierenden an der KU eine überdurchschnittlich hohe Erwartung an ihre Universität, die sie in gleicher Weise an der KU stärker gefördert sehen als der Bundesdurchschnitt. Die Förderung von Autonomie und Selbstständigkeit erleben 70 Prozent der Befragten an der Katholischen Universität als besonders stark ausgeprägt, während dies andernorts nur zu 58 Prozent so beurteilt wird. Darüber hinaus loben die Studierenden der KU im gleichen Maße die Vermittlung von Teamfähigkeit, was im bundesweiten Vergleich lediglich 40 Prozent der Befragten berichten.

    Über den Studienqualitätsmonitor:

    Seit 2007 erstellt das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung gemeinsam mit der AG Hochschulforschung der Universität Konstanz jährlich den Studienqualitätsmonitor. Die repräsentative Befragung gibt aus Perspektive der Studierenden Aufschluss darüber, wie sich die Studienbedingungen und die Studienqualität darstellen. Die aktuelle Auswertung des Studienqualitätsmonitors zeigt, dass die Studierenden im bundesweiten Vergleich deutlich zufriedener als die Kommilitoninnen und Kommilitonen anderer Hochschulen. Sie schätzen unter anderem das Engagement der Lehrenden, den guten Kontakt unter den Studierenden, den Praxisbezug der Lehrveranstaltungen sowie die Vermittlung von ethischem Verantwortungsbewusstsein und Teamfähigkeit.


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    Bei einem mehrtägigen Bootcamp in Berlin haben sich die Studierenden-Gruppen zum Projekt-Auftakt intensiv mit den Sozialunternehmern ausgetauscht.
    Bei einem mehrtägigen Bootcamp in Berlin haben sich die Studierenden-Gruppen zum Projekt-Auftakt int ...
    Vosen/upd
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    (v.l.) Sarah Kühne, Manuela Kössler, Florian Wehle und Marco Miglietta gehören zu den Masterstudierenden, die sich Management-Herausforderungen der Sozialunternehmen annahmen.
    (v.l.) Sarah Kühne, Manuela Kössler, Florian Wehle und Marco Miglietta gehören zu den Masterstudiere ...
    Schulte Strathaus/upd
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Wirtschaft
    überregional
    Studium und Lehre
    Deutsch


     

    Bei einem mehrtägigen Bootcamp in Berlin haben sich die Studierenden-Gruppen zum Projekt-Auftakt intensiv mit den Sozialunternehmern ausgetauscht.


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    (v.l.) Sarah Kühne, Manuela Kössler, Florian Wehle und Marco Miglietta gehören zu den Masterstudierenden, die sich Management-Herausforderungen der Sozialunternehmen annahmen.


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