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25.04.2019 09:34

In 30 Jahren wird jeder zweite Schweizer schon gekifft haben

Rita Ziegler Kommunikation
Universität Zürich

    Bis ins Jahr 2045 wird fast die Hälfte der Schweizer Bevölkerung schon einmal Cannabis konsumiert haben. Gemäss einer neuen Studie der Universität Zürich wird dann auch die Zahl der aktiven Konsumentinnen und Konsumenten um 50 Prozent höher sein als im Jahr 2015 – ausser die Schweiz reguliert den Konsum und Markt neu.

    Länder wie Kanada oder Uruguay haben den Cannabis-Konsum und -Markt auf unterschiedliche Weise neu reguliert. Auch in der Schweiz wird diskutiert, wie der Anbau, Konsum und Handel gesetzlich neu geregelt werden könnte. Damit verbunden ist die Befürchtung, dass als Folge mehr Jugendliche Cannabis konsumieren und mehr gesundheitliche Probleme entstehen werden. Für eine sachliche Debatte ist es hilfreich zu wissen, wie sich der Cannabiskonsum unter den heutigen Gesetzen entwickeln wird. Forscherinnen und Forscher der Universität Basel und der Universität Zürich haben darum hochgerechnet, wie der Cannabiskonsum in der Schweiz bis zum Jahr 2045 zunehmen wird. Dazu wurden Daten repräsentativer Befragungen von mehr als 56000 Personen zu ihrem Cannabis-Konsum verwendet.

    50 Prozent mehr aktive Konsumenten

    Demnach steigt der Anteil der Bevölkerung, die schon einmal Cannabis konsumiert haben, von 28 Prozent im Jahr 2015 auf voraussichtlich 42 Prozent im Jahre 2045. Bei gleichbleibender Gesetzeslage wird also in rund 30 Jahren fast die Hälfte der Bevölkerung Erfahrungen mit Cannabis gemacht haben. Der Anteil der aktiv konsumierenden Personen steigt gemäss Prognose von 2,7 Prozent auf 3,4 Prozent im Jahr 2045. «Angesichts der Bevölkerungsentwicklung nimmt die Zahl der aktiv Konsumierenden von circa 203000 auf 314000 Personen zu», sagt Carlos Nordt von der Psychiatrische Universitätsklinik Zürich.

    Mehr psychische Erkrankungen erwartet

    Gemäss den Prognosen wird eine wachsende Zahl von Menschen ihr Cannabis auf dem Schwarzmarkt kaufen. Der THC-Gehalt der dort gekauften Drogen nimmt seit vielen Jahren zu, was das Risiko für gesundheitliche Schäden wie beispielsweise Psychosen erhöhen kann. «Durch den vermehrten Konsum von zunehmend hochpotentem Cannabis wird wahrscheinlich auch die Verbreitung psychischer Folgeerkrankungen ansteigen», befürchtet Carlos Nordt. Mit neuen gesetzlichen Regulierungen könnte zum Beispiel der THC-Gehalt kontrolliert oder präventive Massnahmen getroffen werden.

    Schwarzmarkt ausschalten

    Die Forschenden sind der Ansicht, dass mit innovativen, zeitlich und lokal begrenzten Projekten alternative Regulierungen des Cannabiskonsums erprobt werden sollen. Damit liesse sich wissenschaftlich untersuchen, mit welchen Massnahmen sich gesundheitliche Probleme am besten reduzieren lassen. «Den Cannabis-Konsum weiterhin der unkontrollierten Entwicklung des Schwarzmarktes zu überlassen, kann keine Lösung sein», so Nordt.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. phil. Carlos Nordt
    Zentrum für Abhängigkeitserkrankungen
    Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik
    Psychiatrische Universitätsklinik Zürich
    Tel.: +41 44 384 24 08
    E-Mail: cnordt@bli.uzh.ch


    Originalpublikation:

    Marc Vogel, Carlos Nordt, Raoul Bitar, Lukas Boesch, Marc Walter, Erich Seifritz, Kenneth M. Dürsteler, Marcus Herdener. Cannabis use in Switzerland 2015-2045: A population survey based model. International Journal of Drug Policy. DOI: 10.1016/j.drugpo.2019.03.008


    Weitere Informationen:

    https://www.media.uzh.ch/de/medienmitteilungen/2019/Cannabis.html


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Kulturwissenschaften, Medizin, Psychologie
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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