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09.05.2019 11:41

Ein neues Gesundheitsprogramm für arme und benachteiligte Menschen in Indien

Julia Bird Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg

Konsortium aus Institute of Global Health (HIGH) am Universitätsklinikum Heidelberg, Deutsches Institut für Entwicklungspolitik und City, University of London begutachtet Umsetzung und Erfolg eines neuen Krankenversicherungssystems in Indien / Im Auftrag der deutschen Entwicklungszusammenarbeit wird die Evaluierung mit rund einer Million Euro für einen Zeitraum von 18 Monaten gefördert

In Indien lebt nach wie vor ein großer Teil der Menschen in Armut. Sie können sich einfachste Gesundheitsdienstleistungen wie z.B. Arztbesuche nicht leisten. Ein neues Krankenversicherungssystem mit dem Ziel der sozialen Absicherung von armen und benachteiligten Menschen soll nun Abhilfe schaffen. Umsetzung und Erfolg wird in den nächsten 18 Monaten von einem Konsortium unter Federführung von PD Dr. Manuela De Allegri vom Heidelberg Institute of Global Health (HIGH), Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg, begutachtet. Ob das neue System von den Menschen angenommen wird und inwieweit es die Lage verbessert, untersuchen die Experten unter anderem in Interviews mit Betroffenen, Ärzten und politisch Verantwortlichen.

Die Einführung des neuen Krankenversicherungssystems wird im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH unterstützt. Für die 18-monatige Evaluierung steht ein Budget von knapp über einer Million Euro zur Verfügung. Die Ergebnisse sollen die politische Entscheidungsfindung in Indien und die Beratungsleistungen internationaler Partner unterstützen.

Neben den Heidelberger Wissenschaftlern sind das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (DIE), City, University of London (UK), sowie die Marktforschungsinstitute IQVIA (Indien) und Nielsen (Indien) beteiligt. „Wir wollen gemeinsam herausfinden, ob sich die Lage der Familien tatsächlich verändert und wie sich die Qualität von Gesundheitsdienstleistungen in den beteiligten Krankenhäusern entwickelt“, sagt PD Dr. De Allegri.

Etwa eine halbe Milliarde arme und benachteiligte Menschen sollen profitieren

Indien ist mit 1,3 Milliarden Einwohnern eines der bevölkerungsreichsten Länder der Welt. Es ist Mitglied in der Gruppe der zwanzig wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G20) und seine Wirtschaft entwickelt sich rasant. Die sozioökonomischen Probleme des Landes bleiben allerdings eine Herausforderung, da nach wie vor ein großer Teil der Bevölkerung unter der Armutsgrenze lebt. Arme und benachteiligte Menschen haben normalerweise keine Krankenversicherung in Indien und müssen Medikamente sowie Arzt- und Krankenhauskosten aus eigener Tasche bezahlen. Abhilfe schaffen soll die neue Krankenversicherung Pradhan Mantri Jan Arogya Yojana (PM-JAY), die zu den größten Versicherungen in den Entwicklungs- oder Schwellenländern zählt.

Vor zehn Jahren hatte Indien bereits das Vorgängersystem Rashtriya Swasthya Bima Yojana (RSBY) eingesetzt, in dessen Rahmen rund 41 Millionen Haushalte krankenversichert waren. Im September 2018 wurde es durch das PM-JAY abgelöst, von dem nun etwa eine halbe Milliarde arme und benachteiligte Menschen profitieren sollen. Die Kostenübernahme pro Haushalt wurde mehr als verzehnfacht und eine Reihe weiterer Behandlungen wurden eingeschlossen.

Blick auf die praktische Umsetzung

Vor Ort will das Konsortium erfragen, ob die berechtigten Familien über ihren Anspruch und die Leistungen Bescheid wissen und welche Erfahrungen sie mit der Versicherung haben. Wichtig ist vor allem, ob sie seit der Einführung tatsächlich weniger Geld für Behandlungen aufbringen müssen, die bisher oft bis zu 60 Prozent der Familienausgaben ausmachten. Ein einfacher Arztbesuch kostet im Durchschnitt 500 Indische Rupien (INR) und ein stationärer Krankenhausaufenthalt zwischen 11.000 und 25.000 INR – das sind beträchtliche Summen für viele der Ärmsten, die oft mit weniger als 150 INR am Tag auskommen müssen. „Da verwundert es nicht, dass nach jüngsten Schätzungen etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung im Krankheitsfall in die Armut gedrängt werden,“ sagt PD. Dr. De Allegri. Neben den Patienten befragen die Wissenschaftler auch Krankenhausangestellte und Ärzte zu ihren Erfahrungen in der Umsetzung der Krankenversicherung und zu Qualität von Gesundheitsdienstleistungen. Zusätzlich werden politische Entscheidungsträger befragt.

Indiens Regierung arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt an umfassenden Reformen seines Gesundheitssystems; allerdings stehen derzeit nur 1,2 Prozent (2018) des Bruttoinlandsprodukts zur Verfügung, verglichen mit über 11 Prozent in Deutschland. Während der private Gesundheitssektor boomt, fehlen in der staatlichen Versorgung Ärzte, Pflegepersonal und Krankenhäuser vor allem im ländlichen Raum. Allerdings sind auch hier Änderungen zu erwarten: die indische Regierung hat angekündigt, bis zum Jahr 2025 die Ausgaben für öffentliche Gesundheit auf 2,5 Prozent des BIP zu erhöhen.

Entwicklungsziel Globale Gesundheit

„Die Ergebnisse werden nicht nur für Indien, sondern auch für die deutsche Entwicklungspolitik von Bedeutung sein. Immerhin versteht sich Deutschland zunehmend als wichtiger Akteur beim Entwicklungsziel einer globalen Gesundheit, bei der alle Menschen Zugang zu Gesundheitsdienstleistungen haben“, sagt Dr. Nishant Jain, Leiter des Deutsch-Indischen Programms soziale Sicherung der GIZ, das die indische Regierung zu Design und Umsetzung von PM-JAY berät.

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg: Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang
Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der bedeutendsten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät Heidelberg der Universität Heidelberg zählt zu den international renommierten biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung innovativer Diagnostik und Therapien sowie ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und engagieren sich in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 klinischen Fachabteilungen mit fast 2.000 Betten werden jährlich rund 65.000 Patienten vollstationär, 56.000 mal Patienten teilstationär und mehr als 1.000.000 mal Patienten ambulant behandelt. Gemeinsam mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum und der Deutschen Krebshilfe hat das Universitätsklinikum Heidelberg das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg etabliert, das führende onkologische Spitzenzentrum in Deutschland. Das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland. Derzeit studieren ca. 3.700 angehende Ärztinnen und Ärzte in Heidelberg.
www.klinikum-heidelberg.de


Wissenschaftliche Ansprechpartner:

PD Dr. Manuela De Allegri
AG Health Economics and Health Financing
Heidelberger Institut für Global Health (HIGH)
Tel.: +49 (0)6221 56-35056
E-Mail: manuela.de.allegri@urz.uni-heidelberg.de
https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/DeAllegri-Manuela.141414.0.html

oder
Laura Di Lorenzo, Gruppenadministratorin
Tel.: +49 (0)6221 56-35039
E-Mail: laura.di.lorenzo@uni-heidelberg.de


Weitere Informationen:

https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Health-Economics-and-Health-Financing.705...
https://www.die-gdi.de/forschung/projekte/details/wirkungsmessung-der-pmjay-kran...


Bilder

PD Dr. Manuela De Allegri, Heidelberger Institut für Global Health
PD Dr. Manuela De Allegri, Heidelberger Institut für Global Health
Universitätsklinikum Heidelberg
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Ergänzung vom 09.05.2019

Der Weblink zu weiteren Informationen beim Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) ändert sich zu:

https://www.die-gdi.de/forschung/projekte/wirkungsmessung-der-pmjay-krankenversi...


Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
überregional
Forschungsprojekte, Kooperationen
Deutsch


 

PD Dr. Manuela De Allegri, Heidelberger Institut für Global Health


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