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15.05.2019 21:00

Schimpansen graben mit Werkzeugen nach Futter

Antje Karbe Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Forschungsteam filmt im Zoo erstmals, wie die Menschenaffen vorgehen, um an vergrabene Leckereien zu kommen

    Um essbare Wurzeln und Knollen auszugraben, nutzen Schimpansen nicht nur ihre Hände, sondern auch spontan Werkzeuge ‒ selbst dann, wenn sie diese Verhaltensweise nie erlernt haben. Dies konnte ein Team der Universitäten Tübingen, Oslo (Norwegen), Linköping (Schweden) und Wisconsin-Madison (USA) mit einer im Zoo durchgeführten Studie zeigen. Dabei wurde auch erstmals gefilmt, wie Schimpansen Werkzeuge zum Graben benutzen. Die Studie wurde im Fachmagazin PLOS ONE veröffentlicht.

    Alba Motes-Rodrigo vom Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Tübingen und Kollegen führten die Experimente im Zoo von Kristian-sand (Norwegen) unter Leitung von Dr. Hernandez-Aguilar (Universität Oslo) durch: In einem ersten Durchlauf vergruben sie (in diesem Fall) Früchte und stellten Aststücke als mögliche Werkzeuge zur Verfügung. Die Schimpansen, die vorher noch nie nach Futter gegraben hatten, zeigten ein Repertoire verschiedener Verhaltensweisen, um an die Früchte zu kommen, beispielsweise durch Graben, Schaufeln, Bohren oder das Vergrößern der Ausgrabungsstelle. Sie nutzten dafür die Aststücke, die sie sorgfältig auswählten ‒ bevorzugt wurden längere Werkzeuge. Sie fertigten auch eigene Werkzeuge an, hauptsächlich aus der im Gehege vorkommenden Vegetation. In einem zweiten Experiment wurde wieder Futter für die Schimpansen vergraben, sie erhielten aber keine fertigen Werkzeuge. In diesem Fall nutzten die Schimpansen beim Ausgraben die Hände häufiger und länger als etwaige Werkzeuge.

    Zwar nahm man bisher an, dass wilde Schimpansen Werkzeuge einsetzen, um unterirdische Speicherorgane von Pflanzen wie Wurzeln und Knollen auszugraben ‒ dies wurde aber nie direkt beobachtet. Die Studie von Motes-Rodrigo und Kollegen hält dieses Verhalten erstmals per Kamera fest.

    Die Wissenschaft geht davon aus, dass der Einsatz von Werkzeugen bei der Suche nach Knollen und Wurzeln in der menschlichen Evolution entscheidend war. „Lebensmittel aus der Erde waren in der Nahrung der Frühmenschen, während des Übergangs von bewaldeten zu trockenen Lebensräumen, vermutlich reichlich vorhanden“, sagt Motes-Rodrigo. Leider wisse man bisher wenig über damalige Werkzeuge oder das Vorgehen der Frühmenschen. „Die Daten unserer Studie tragen zu einem besseren Verständnis des frühen menschlichen Verhaltens bei. Schimpansen dienen uns hier als Verhaltensmodelle.“


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Alba Motes-Rodrigo
    Universität Tübingen
    Institut für Ur- und Frühgeschichte
    Telefon +49 7071 29- 78550
    alba.motes-rodrigo@uni-tuebingen.de


    Originalpublikation:

    Motes-Rodrigo, A., Majlesi, P., Pickering, T.R., Laska, M., Axelsen, H., Minchin, T. C., Tennie, C. and Hernandez-Aguilar, R. A. “Chimpanzee Extractive Foraging with Excavating Tools: Experimental Modeling of the Origins of Human Technology”.
    PLOS ONE, http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0215644


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Biologie, Geschichte / Archäologie
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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