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05.11.2003 15:11

Baubeginn für Großprojekt der Hirnforschung

Kornelia Suske Pressestelle
Klinikum der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg

    Am 5. November wurde in Magdeburg der Grundstein für den europaweit ersten 7-Tesla-Ultrahochfeld-Magnetresonanztomographen gelegt. "Mit dem Gerät werden sich Hirnfunktionen berührungslos und ohne Strahlenbelastung mit bislang unerreichbarer Genauigkeit untersuchen lassen", sagte Prof. Dr. Henning Scheich, Direktor des Leibniz-Instituts für Neurobiologie. "Wir werden damit wissenschaftliches Neuland betreten."

    Das Gerät soll im Magdeburger Hirnforschungszentrum "Center of Advance Imaging (CAI)" zum Einsatz kommen. CAI ist eines von fünf zukünftig besonders geförderten Bildgebungszentren in Deutschland. Darin arbeiten Wissenschaftler des Leibniz Instituts für Neurobiologie und der Otto-von-Guericke-Universität zusammen.

    Die Magnet-Resonanz-Tomographie ist eine nicht mehr wegzudenkende Methode der klinischen Diagnostik und neurologischen Forschung. Die auf Supraleitung beruhende Bildgebungstechnologie der funktionellen Magnetresonanztomographie ermöglicht es, die Arbeit von Nervenzellen und ihre Störungen an jedem Ort innerhalb des Gehirns berührungslos und ohne schädliche Nebenwirkungen zu beobachten. Diese Technik beginnt die Kenntnisse der menschlichen Hirnmechanismen in revolutionärer Art und Weise zu erweitern. Daran haben die Magdeburger Forscher des CAI mit ihren Ergebnissen bereits einen bedeutenden Anteil, wobei ihre Forschungen bislang an Magnetresonanztomographen mit einer Feldstärke von 1,5 und 3 Tesla durchgeführt werden.

    Die Verwendung ultrastarker Magnetfelder von der 140000-fachen Stärke des Erdmagnetfelds, die mit dem neu zu errichtenden 7-Tesla-Gerät erzeugt werden, erlaubt es, auch sehr schwache Signale des Gehirns und der damit verbundenen subtilen Verarbeitungsschritte innerhalb der Hirnstrukturen zu erfassen und zu untersuchen. "Damit kann es möglich werden, bisher nicht erfassbare Störungen normaler Hirnaktivität zu diagnostizieren.", so Prof. Dr. Hans-Jochen Heinze, Direktor der Klinik für Neurologie II, Universität Magdeburg. Ein weiterer Vorteil besteht in der verbesserten Erfassung des Hirnstoffwechsels mittels Spektroskopie. Ein Feld von 7 Tesla erlaubt die gleichzeitige Unterscheidung einer größeren Vielzahl von chemischen Substanzen, so dass der Hirnstoffwechsel im Detail verfolgt werden kann. Hierdurch eröffnen sich neue Wege zur Diagnostik und Therapie für eine Vielzahl neurologischer Störungen und Erkrankungen, wie Alzheimer, Epilepsie, Schizophrenie sowie Störungen nach erlittenem Schlaganfall.

    In technischer Zusammenarbeit mit der Firma Siemens Medical Solutions soll das Magdeburger Hirnforschungszentrum durch den Aufbau des Ultrahochfeld-Magnetresonanztomographen die Erforschung des menschlichen Gehirns weiter vorantreiben. Für den Hersteller und Betreiber stellt der 7-Tesla-Ultrahochfeld-Magnetresonanztomograph eine technologische und wissenschaftliche Herausforderung dar. So wird der Magnet eine Länge von mehr als drei Metern haben und ein Gewicht von fast 32 Tonnen. Um die hohe Feldstärke von 7 Tesla zu erreichen, werden ca. 400 Kilometer supraleitender Niob-Titan-Draht benötigt. Zur Aufrechterhaltung der Supraleitung befindet sich die Magnetspule in einem Kryostaten, der mit 1750 Litern flüssigem Helium gekühlt eine Temperatur von minus 269 Grad Celsius aufrecht erhält.

    Die neuen Möglichkeiten des 7-Tesla-Gerätes werden eine hohe Anziehungskraft für internationale Forscher auf dem Gebiet der Hochfeld-Magnetresonanztomographie und deren Anwendung in der neurologischen Forschung haben. Wichtige Impulse werden in diesem Zusammenhang auch von einem neu zu errichtenden Lehrstuhl Magnetresonanzphysik an der
    Otto-von-Guericke-Universität erwartet. Mit dem Bau des ersten europäischen 7-Tesla-Ultrahochfeld-Magnetresonanztomographen wird die Bedeutung Magdeburgs als Bildgebungszentrum innerhalb Deutschlands hervorgehoben und ein wichtiger Beitrag zum Ausbau der Forschungslandschaft in den neuen Bundesländern geleistet. Die Realisierung des Projektes wird aus Mitteln der EU, des Landes Sachsen-Anhalt und des Bundes in einer Gesamthöhe von 10 Millionen Euro ermöglicht.

    Kontakt:
    Dr. Sabine Staak, Leibniz-Institut für Neurobiologie
    Telefon: (0391) 6263218
    E-Mail: staak@ifn-magdeburg.de

    weitere Informationen zum Leibniz-Institut im WWW:
    http://www.ifn-magdeburg.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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