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06.06.2019 13:49

Zahl der Begleiterkrankungen ist bei Nierenpatienten besonders hoch

Janina Wetzstein Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V.

    Rund 4 bis 6 Millionen Menschen in Deutschland sind von einer Nierenschwäche betroffen. Weil das Nachlassen der Nierenfunktion keinerlei Schmerzen verursacht, wird es oft erst spät erkannt. Für die Patienten kann das schwerwiegende Folgen haben: Die Zahl der möglichen Folgeerkrankungen ist bei nephrologischen Patienten so hoch wie in keinem anderen medizinischen Fachbereich. Daher müsse bei der Behandlung von Nierenerkrankungen immer der ganze Patient gesehen werden, betonen Experten der Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM).

    Die Nephrologie verkörpere damit auf ganz besondere Weise die Einheit der Inneren Medizin, die dem Gründer der DGIM, Friedrich Theodor von Frerichs, so sehr am Herzen gelegen habe. Die Ausstellung über ihn im Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité ist ab 7. Juni 2019 für Besucher geöffnet. Heute um 16 Uhr beginnt die Eröffnungsveranstaltung zur Ausstellung.

    Die Niere ist viel mehr als nur ein Ausscheidungsorgan. Sie reguliert unter anderem den Salzhaushalt, trägt zur Blutbildung bei und ist eng mit dem Protein-, Energie- und Knochenstoffwechsel verbunden. „Störungen der Nierenfunktion wirken sich daher prinzipiell auf den ganzen Körper aus“, sagt Professor Dr. med. Jürgen Floege, Vorsitzender der DGIM und Direktor der Klinik für Nieren- und Hochdruckkrankheiten, rheumatologische und immunologische Erkrankungen an der Uniklinik der RWTH Aachen. Die Behandlung nephrologischer Patienten zähle damit zu den komplexesten Aufgaben der Medizin.

    Mit Zahlen unterfüttert wurde dieser Eindruck unlängst durch kanadische Mediziner, die die Krankendaten von knapp 2,6 Millionen Versicherten auswerteten und Patienten unterschiedlicher Fachärzte auf die Komplexität ihres Gesundheitszustands hin analysierten. Demnach haben Nierenpatienten die höchste Zahl von Komorbiditäten (im Mittel 4,2 zusätzliche Erkrankungen), die größte Zahl verschriebener Medikamente (durchschnittlich 14,2), das höchste Sterberisiko (6,6 Prozent pro Jahr) und das größte Risiko, binnen eines Jahres stationär pflegebedürftig zu werden (2,0 Prozent). „Damit weisen nephrologische Patienten bei vier von neun Komplexitäts-Parametern die höchsten Werte auf und liegen auch bei der Ermittlung der Gesamtkomplexität an erster Stelle“, sagt Floege – eine Beobachtung, die sich mit seiner Erfahrung aus der nephrologischen Praxis deckt.

    Denn eine Niereninsuffizienz ist der stärkste Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Auch Ödeme wie das „Wasser in den Beinen“ oder „Wasser in der Lunge“ sind eine häufige Folge der Niereninsuffizienz, ebenso wie Störungen des Nervensystems, die mit Konzentrationsstörungen und Desorientiertheit einhergehen können. Nicht zuletzt wird auch der Knochenstoffwechsel in Mitleidenschaft gezogen, sodass das Risiko von Knochenbrüchen ansteigt. „Man kann etwas pauschaliert sagen, dass Patienten mit Niereninsuffizienz in vielerlei Hinsicht schneller altern als Nierengesunde“, sagt Floege.

    Aufgrund der vielfältigen Auswirkungen, die eine Nierenschädigung auf andere Organsysteme hat, müsse der Nephrologe stets den ganzen Patienten im Blick behalten, betont der DGIM-Vorsitzende. Dabei gelte es auch, mögliche Wechselwirkungen zwischen Medikamenten zu berücksichtigen – 90 Prozent aller Medikamente werden über die Nieren ausgeschieden – und die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit Kollegen anderer Fachbereiche zu suchen. Damit verkörpert die Nephrologie in besonderem Maße das, was Theodor von Frerichs als das Idealbild der Inneren Medizin ansah und worauf er mit der Gründung der DGIM hinarbeitete: Die Innere Medizin sollte eine Einheit bilden, deren Teildisziplinen stets im Austausch bleiben - und jeder Einzelne sollte sich trotz der notwendigen Spezialisierung doch immer den breiten Blick des ganzheitlich ausgebildeten Internisten bewahren.

    Neuste Erkenntnisse über den DGIM-Gründer Friedrich Theodor von Frerichs erfahren Interessierte im Medizinhistorischen Museum der Charité Berlin ab dem 7. Juni 2019.

    Quelle:
    Marcello Tonelli et al.: Comparison of the Complexity of Patients Seen by Different Medical Subspecialists in a Universal Health Care System
    JAMA Network Open. 2018;1(7):e184852. doi:10.1001/jamanetworkopen.2018.4852

    – Bei Abdruck Beleg erbeten –

    Terminhinweis:

    Eröffnung der Ausstellung zu Friedrich Theodor Frerichs im Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité

    Termin: Donnerstag, 6. Juni 2019, 16.00 Uhr
    Ort: Hörsaalruine im Berliner Medizinhistorischen Museum der Charité
    Anschrift: Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Charité Mitte, Charitéplatz 1, 10117 Berlin, Geländeadresse: Virchowweg 16

    Ausstellungsdauer: 7. Juni bis 20. Oktober 2019

    Kontakt für Journalisten:
    Pressestelle der DGIM
    Janina Wetzstein
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-457/-295
    Fax: 0711 8931-167
    E-Mail: wetzstein@medizinkommunikation.org
    http://www.dgim2019.de
    http://www.dgim.de | http://www.facebook.com/DGIM.Fanpage/ | http://www.twitter.com/dgimev


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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