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06.06.2019 15:27

Geschichte der Transparenz in Politik und Gesellschaft

Mareike Hochschild Stabsstelle Kommunikation und Medien
Technische Universität Darmstadt

    Internationale Tagung an der TU Darmstadt vom 18. bis 19. Juni 2019

    Wann immer eine Entscheidung getroffen wird, lassen sich Forderungen nach Transparenz vernehmen. Das ist vor allem in der Politik so, aber auch im Gesundheitswesen, an Universitäten und sogar beim Fußball. Diese Forderungen sind nicht neu, werden aber erst seit ein paar Jahren wissenschaftlich erforscht. Historikerinnen und Historiker setzen sich erstmals damit auseinander: Seit wann gibt es Transparenzforderungen, wer waren die Akteure? Welche Ziele verfolgten sie und mit welchen Mitteln? Die Tagung soll der historischen Forschung Raum für die Beschäftigung mit dem Konzept Transparenz geben.

    Auch wenn ständig danach verlangt wird, ist Transparenz bisher nie vollständig im politischen Alltag erreicht worden. Bei genauerer Betrachtung handelt es sich hierbei um ein durchaus problematisches Konzept. Einerseits gilt sie als Voraussetzung für Demokratisierung und politische Teilhabe, andererseits kann sie auch als Instrument staatlicher Überwachung dienen. Eine historische Auseinandersetzung soll Aufschluss geben, in welchen Kontexten solche Forderungen laut wurden, und so beleuchtet die Tagung die Geschichte der Transparenz seit der Aufklärung. Jens Ivo Engels, TU-Professor für Neuere und Neueste Geschichte, leitet mit Kolleginnen und Kollegen die Tagung und gibt im Gespräch erste Ausblicke.

    TU: Warum ist die TU Darmstadt der richtige Ort für diese Tagung?
    Professor Jens Ivo Engels: Transparenz gilt heute als Gegenkonzept zu Korruption. Seit zehn Jahren gibt es an der TU Darmstadt eine Arbeitsgruppe zur Korruptionsgeschichte. Die Darmstädter Korruptionsforschung ist dabei eine „Marke“ geworden. Zusammen mit unseren Partnern aus Frankreich und drei weiteren Ländern haben wir in den letzten Jahren fast ein Dutzend internationale Tagungen veranstaltet, darunter auch einige in Darmstadt. Seit dem vergangenen Jahr beschäftigen wir uns gemeinsam mit dem Verhältnis von Transparenz und Korruption. In Darmstadt entstehen dazu gerade zwei Doktorarbeiten.

    Welche Gründe gibt es, für oder gegen Transparenz zu sein?
    Transparenz ist im Alltagsverständnis absolut positiv besetzt: Wir alle wünschen uns mehr Transparenz in Verwaltung, Politik, Wirtschaft – eigentlich in allen Lebensbereichen. Gemeint ist, dass die Hintergründe für Entscheidungen offengelegt werden und Informationen zugänglich sind. Dahinter steckt die Vorstellung, so könne man ‚die Mächtigen‘ kontrollieren. Dabei wird häufig übersehen, dass Transparenz auch eine andere Dimension besitzt. Je mehr Staat und Internetkonzerne über den Einzelnen wissen, desto mächtiger können sie werden.

    Welche Rolle spielt das Internet in der Geschichte der Transparenz?
    Einige Internet-Enthusiasten haben das Internet zu einer Art Beglückungsmaschine erklärt, das durch die Verfügbarkeit von Wissen die Politik zugänglicher und partizipativer werden lasse. Julian Assange gehörte in seinen früheren Zeiten dazu und stieß mit Veröffentlichungen geheimer Dokumente unter anderem eine Diskussion über Kriegsverbrechen im Irak-Krieg an. In den letzten Jahren wuchs in Europa das Bewusstsein für die Gefahren, die von der Transparenz unserer Spuren im Internet für die Privatsphäre ausgehen. In China sehen wir derzeit, wie internetgestützte Überwachungssysteme den gläsernen ‚Untertan‘ Wirklichkeit werden lassen, der mit einem Belohnungs- und Bestrafungssystem gesteuert werden soll.

    Was erhoffen Sie sich von der Tagung?
    Das ist die erste Tagung in Deutschland zur Geschichte der Transparenz. Historikerinnen und Historiker entdecken dieses Forschungsfeld gerade erst. Ich erhoffe mir einen Schub für die historische Transparenzforschung in Deutschland und Europa.

    Die Tagung wird organisiert von der deutsch-französischen Forschergruppe HISTRANS, unter Leitung von Frédéric Monier, Olivier Dard und Jens Ivo Engels. Die Forschergruppe besteht seit 2011 und beschäftigt sich mit Fragen der vergleichenden Korruptionsgeschichte und verwandten Themen im 19. und 20. Jahrhundert. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Agence Nationale de la Recherche finanzieren von 2018 bis 2021 das nunmehr dritte Verbundprojekt dieser Gruppe.

    HISTRANS: Historie der Transparenz. Sichtbarmachung von Politik in Deutschland und Frankreich 1890-1990 / Histoire de la Transparence. La politique rendue visible : Allemagne et France, 1890-1990


    Originalpublikation:

    https://www.tu-darmstadt.de/universitaet/aktuelles_meldungen/einzelansicht_23155...


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft, Politik
    überregional
    Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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