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11.06.2019 17:44

unibz koordiniert internationales Forschungsprojekt zu "Revenge Porn"

Susanne Pitro Presse und Veranstaltungsmanagement
Freie Universität Bozen

    Revenge Porn oder Rachepornos: Unter diesen Begriffen wird eine kontinuierlich zunehmende Form von Cybergewalt beschrieben, zu der es bislang wenig wissenschaftliche Erkenntnisse gibt. Diese Forschungslücke schließen soll nun das interdisziplinäres Projekt "CREEP - Trust me, it's only for me" der Freien Universität Bozen (unibz). Gemeinsam mit Forschenden der Universität Innsbruck, der University of Cambridge (UK) und der Flinders University (Australien) starteten Wissenschaftler der unibz am Dienstag, 11. Juni, mit einem Kick-off-Workshop ein dreijähriges Forschungsprojekt, das neue Erkenntnisse und Daten zur illegalen Verbreitung von intimen Bildern oder Videos im Internet bringen soll.

    „Vertrau mir, es ist nur für mich“: Der Untertitel des interdisziplinären Forschungsprojektes CREEP sagt bereits viel über ein Phänomen, das vor allem nach den Verzweiflungstaten einiger Opfer wiederholt breite mediale Aufmerksamkeit erhielt: Rachepornos, also die Verbreitung von intimen Bildern oder Videos im Internet ohne Einwilligung der betroffenen Person im Rahmen eines Racheaktes, Missbrauchs oder einer Belästigung. Obwohl die Fälle von Rachepornos zunehmen, gibt es dazu bisher kaum wissenschaftliche Untersuchungen oder Statistiken. Das italienweit erste wissenschaftliche Projekt zum Phänomen der Rachepornos soll diese Lücke schließen, erklärte Kolis Summerer, Professorin für Strafrecht der unibz und Geburtshelferin des Projektes CREEP bei seiner heutigen Vorstellung am Campus der Freien Universität Bozen.

    Um den vielfältigen Aspekten dieser Form von Cybergewalt gerecht zu werden, bringt das Projekt internationale Forscherinnen und Forscher sowie Experten aus der Praxis aus verschiedenen Disziplinen wie Strafrecht, Informatik und Psychologie zusammen. Elf Forschergruppen werden das Phänomen in den kommenden drei Jahren aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten und dafür sowohl qualitative Interviews als auch quantitative Erhebungen durchführen.

    Ein wichtiges Ziel der Forschungsteams der Freien Universität Bozen, der Universität Innsbruck, der University of Cambridge (UK) und der Flinders University (Australien) ist es, das Phänomen der Rachepornografie aus rechtlicher Sicht zu analysieren. „Im Speziellen werden wir prüfen, ob es möglich ist, bei solchen Delikten auf bestehende Strafrechtsbestimmungen – wie jene zu Sexualdelikten, Kinderpornografie und Verletzungen der Privatsphäre – zurückzugreifen“, sagt Kolis Summerer. Darüber hinaus werden die Forscherteams einen aktuellen italienischen Gesetzesentwurf zu Rachepornos auf seine Angemessenheit überprüfen und ihn mit bestehenden Normen in anderen Ländern vergleichen. Aus rechtlicher Sicht werden unter anderem auch die Fragen geprüft, inwiefern Personen, die zur Verbreitung des Bildmaterials beitragen, haftbar gemacht werden können und wo die Grenzen der eingeschränkten Verantwortung von minderjährigen Tätern liegen. „Laura Valle, Professorin für Privatrecht sowie Wirtschafts- und Vertragsrecht der unibz, wird schadenersatzrechtliche Aspekte und weiter Maßnahmen zum Opferschutz beleuchten, auch in Bezug auf die Verpflichtungen von Betreibern der jeweiligen Internetplattformen“, so Summerer.

    An der Fakultät für Informatik der unibz wird man untersuchen, welche digitalen Plattformen besonders häufig für Rachepornografie genutzt werden und welche Maßnahmen diese zum Schutz vor einem solchen Missbrauch vorsehen. Forscher Sergio Tessaris arbeitet daran, Instrumente zum Schutz privater Daten zu entwickeln, damit potenzielle Opfer der Verwendung ihrer Fotos und Filme besser vorbeugen können. Der Forscher wird dabei das Thema Sicherheit im Netz und die Richtlinien für das Teilen von Inhalten im Internet vertiefen und analysieren, in welchem Ausmaß künstliche Intelligenz eingesetzt werden kann, um intime und private Inhalte im Netz ausfindig zu machen.

    Um die Motivationen der Täter soll es in einem weiteren Arbeitspaket gehen: Was bringt Menschen dazu, intime Fotos im Internet zu teilen? Und was sind die psychologischen Folgen, wenn diese Bilder ohne Einwilligung der Beteiligten veröffentlicht werden? Solchen Fragen widmen sich Antonella Brighi von der Fakultät für Bildungswissenschaften und Phillip T. Slee von der Flinders University in Australien. Sie wollen auf Basis ihrer Forschungsergebnisse Profile von typischen Opfern und Tätern erstellen. Häufig betroffen von solch illegalen Praktiken sind Ex-PartnerInnen oder bekannte Persönlichkeiten, ein Großteil der Opfer ist weiblich. In Zusammenarbeit mit dem Netzwerk gegen Gewalt soll in diesem Rahmen auch der Zusammenhang von Rachepornografie und Geschlechterungleichheit untersucht werden.

    Im Laufe des Forschungsprojektes sollen mehrere Workshops und eine Abschlusstagung organisiert werden, um das erworbene Wissen zwischen Experten, Betroffenen und Wissenschaftlern aus verschiedenen Fachbereichen zu teilen. Wer sich über die Aktivitäten der Forschungsgruppe informieren will, findet auf der Homepage des Projektes creep.projects.unibz.it laufend Neuigkeiten.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof.in Kolis Summerer
    kolis.summerer@unibz.it
    Fakultät für Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen
    Regensburger Allee 16
    I- 39042 Brixen


    Weitere Informationen:

    https://creep.projects.unibz.it/


    Bilder

    Vorstellung des Forschungsprojektes in Bozen: Koordinatorin Prof.in. Kolis Summerer (links) und Forscher Sergio Tessaris bei der Pressekonferenz (mit einem Vertreter der staatlichen Postpolizei).
    Vorstellung des Forschungsprojektes in Bozen: Koordinatorin Prof.in. Kolis Summerer (links) und Fors ...
    unibz
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Lehrer/Schüler, Studierende, Wissenschaftler
    Gesellschaft, Informationstechnik, Psychologie, Recht
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

    Vorstellung des Forschungsprojektes in Bozen: Koordinatorin Prof.in. Kolis Summerer (links) und Forscher Sergio Tessaris bei der Pressekonferenz (mit einem Vertreter der staatlichen Postpolizei).


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