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06.11.2003 13:31

RUB-Sportmedizin: Krafttraining gegen Atemnot

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Übliche Behandlungsformen für Patienten mit Atemnot sollten bisher lediglich verhindern, dass die Krankheit noch weiter fortschreitet. Ganz anders das vom Bochumer Sportwissenschaftler Peter Richard Wright angewandte Therapiekonzept: Erste Studien belegen, dass sein speziell auf COPD-Patienten zugeschnittenes Krafttraining die Leistungsfähigkeit der Lunge zum Teil wiederherstellen kann.

    Bochum, 06.11.2003
    Nr. 340

    Liegestütze für die Lunge
    Spezielle Therapie für COPD-Patienten
    Sportwissenschaftler der RUB entwickelt Krafttraining

    Wenn das morgendliche Anziehen zu einer kraftraubenden Anstrengung und die Sauerstoffflasche zum ständigen Begleiter wird, ist an ein selbstbestimmtes Leben kaum noch zu denken. Diesen Zustand deutlich verbessern zu können, galt bei Patienten mit der chronischen Lungenkrankheit COPD (chronic obstructive pulmonary disease) lange Zeit als nahezu unmöglich. Übliche Behandlungsformen sollten lediglich verhindern, dass die Krankheit noch weiter fortschreitet. Ganz anders das vom Bochumer Sportwissenschaftler Peter Richard Wright angewandte Therapiekonzept: Erste Studien belegen, dass sein speziell auf COPD-Patienten zugeschnittenes Krafttraining die Leistungsfähigkeit der Lunge zum Teil wiederherstellen kann. Die Wilhelm und Günter Esser Stiftung hat Wrights Arbeit mit einem Stipendium ausgezeichnet, das ihm erlaubt, seine Promotion zu diesem Thema abzuschließen.

    Dauerzustand Atemnot

    Viert häufigste Todesursache in Deutschland - diesen unrühmlichen Platz nimmt COPD schon heute ein. Doch während die durch Herzinfarkt und Schlaganfall bedingten Todesfälle in den vergangenen Jahren stetig weniger wurden, steigt die Anzahl der Opfer dieser Lungenerkrankung weiterhin beharrlich in die Höhe. "Meist trifft es Raucher oder Ex-Raucher, aber es gibt auch eine genetische Komponente", beschreibt Wright die Gruppe der Betroffenen. Ihre Atemwege entzünden sich, die Elastizität der Bronchien und die Anzahl der Lungenbläschen nimmt ab, die Bronchialschleimhaut wird geschädigt. Atemnot wird zum Dauerzustand, der oft von Müdigkeit, reduzierter körperlicher Belastbarkeit und sogar von Depressionen und Vereinsamung begleitet wird.

    Maßgeschneidertes vom Therapeuten

    "Frühere Therapien veränderten an der Symptomatik nur wenig und manche führten die Patienten oft geradewegs in einen Teufelskreis", berichtet Wright. Denn das ehemals stark propagierte Konzept "schonen, schonen, schonen" sorgte lediglich dafür, dass sich die Muskulatur schrittweise immer weiter abbaut und sich der Patient so zunehmend schwächer fühlt. Und auch das von manchen Ärzten verschriebene Ausdauertraining lässt sich in der Praxis nur schlecht umsetzen, da hier die akute Atemnot der Betroffenen ein gravierendes Hindernis ist. Stattdessen setzt Wrights Konzept darauf, Muskeln aufzubauen, schrittweise den ganzen Körper zu stärken und so auch hormonelle Veränderungen anzustoßen. Klar, dass ein solches Krafttraining speziell auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Lungenkranken angepasst sein muss. Doch wer sich bloß ein sachtes Armkreisen oder gemütliche Stuhlgymnastik vorstellt, liegt völlig falsch. "Das ist richtig hartes Training", versichert Wright.

    Training zeigt Wirkung

    Insgesamt 40 Patienten nahmen, auf Behandlungs- und Kontrollgruppe verteilt, drei Monate lang an der Studie teil. Dreimal in der Woche und jedes Mal bis zu zwei Stunden trafen sich die 25 Mitglieder der Behandlungsgruppe zu gemeinsamen Bankdrücken, Kniebeugen und anderen schweißtreibenden Übungen. Unter den wachsamen Augen der Therapeuten wurde das Befinden der Patienten regelmäßig überprüft: Belastungstests auf Laufband und Fahrrad sowie Messungen der Lungenleistung spiegelten die körperliche Entwicklung wider, standardisierte Fragebögen die seelische. Ergebnis der Studie: Die Quälerei hat sich gelohnt. Schon nach wenigen Wochen waren die Testpersonen kräftiger, ausdauernder, psychisch stabiler und zuversichtlich geworden. Manche, die zuvor ständig auf Sauerstoff angewiesen waren, konnten nun das zweistündige Training völlig ohne diese Hilfe meistern. Und auch die Lunge selbst hatte von den Übungen profitiert: bei den meisten Patienten zeigte sich, dass die Leistungsabnahme des Organs durchaus rückgängig zu machen ist.

    Weitere Informationen

    Peter Richard Wright, Institut für Sportwissenschaft, Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel: 0234/32-22965, E-Mail: peter.wright@ruhr-uni-bochum.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin, Sportwissenschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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