Interessenvertretung bei Crowdwork
Das Essen wird bei Deliveroo bestellt, die Fahrt bei Uber: Digitale Technik lässt neue Arbeitsformen entstehen. Immer mehr Unternehmen vergeben Aufträge über Online-Plattformen als Crowdwork. Kurzfristig springen meist Solo-Selbstständige ein, die sich den vorgegebenen Bedingungen beugen. In einer neuen Studie untersucht das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) Initiativen zur Interessenvertretung der Crowdworker.
„Die Plattformökonomie ist eine der größten Herausforderungen für die Arbeitsregulierung in den entwickelten Volkswirtschaften“, stellen die IAQ-Forscher Prof. Dr. Thomas Haipeter und Dr. Fabian Hoose fest. Für eine kollektive Interessenvertretung fehlen die betrieblichen Strukturen und der direkte Austausch zwischen den Beschäftigten. In der Crowd gelten keine betrieblichen Mitbestimmungsrechte oder Informationspflichten. Eine Absicherung gegen Verdienstausfälle im Krankheitsfall oder ausbleibende Bezahlung für bereits erbrachte Tätigkeiten gibt es nicht.
Inzwischen haben Beschäftigte und Gewerkschaften mehrere Initiativen gestartet, um in der Plattformökonomie bessere Arbeitsbedingungen durchzusetzen und Plattformregeln zu formulieren. Dazu gehören die Initiative Fair Crowd Work der IG Metall (in Kooperation mit anderen Gewerkschaften), die Beratung für Selbstständige der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und die Initiative zur Gründung von Betriebsräten bei Essenslieferdiensten. Die Kampagne „Liefern am Limit“ der Rider in Köln profitierte von der Ortsabhängigkeit des Gig-Working. Die Fahrradkuriere konnten sich während ihrer Arbeit, in Pausen oder unterwegs treffen. „Für die Entwicklung solidarischer Interessenbekundungen bleiben offenbar auch bei digital koordinierter Arbeit direkte Kommunikation und das Gespräch von Angesicht zu Angesicht wichtig“, so die Forscher. Solche Initiativen profitierten jedoch, wenn sie die organisatorische Unterstützung durch etablierte Organisationen wie Gewerkschaften erhalten.
Die Entwicklung der Plattformökonomie strahlt nach Einschätzung der IAQ-Forscher immer mehr auch in traditionelle Bereiche von Erwerbsarbeit aus. Hier zeige sich, welche Interventionsmöglichkeiten es auch bei digitaler Arbeitsorganisation gibt und wie Online-Kommunikation nicht nur für Effektivitätssteigerungen oder Kontrollzwecke, sondern auch für die Aushandlung von guten Arbeitsbedingungen für digital Arbeitende genutzt werden können.
Redaktion: Claudia Braczko, Tel. 0157/71283308, claudia.braczko@uni-due.de
Prof. Dr. Thomas Haipeter, 0203 37 91812; thomas.haipeter@uni-due.de;
Dr. Fabian Hoose, 0203 37 93624; fabian.hoose@uni-due.de
http://www.iaq.uni-due.de/iaq-report/
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter
Gesellschaft, Politik, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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