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07.11.2003 13:50

Mannheimer Unitag: Sprachpreis für wissenschaftliche Abschlussarbeit

Achim Fischer Abteilung Kommunikation
Universität Mannheim

    Sprachpreis geht an Juristen Dr. Markus Grosch/ Rektor Arndt fordert Autonomie für Hochschulen und tritt Spannungen zwischen den Universitäten
    Heidelberg und Mannheim entgegen/ Festrede des Ex-Bundeswirtschaftsministers Dr. Werner Müller

    Im Rahmen ihres Universitätstages verlieh die Universität Mannheim heute als erste bundesdeutsche Hochschule einen Preis für die sprachliche Qualität wissenschaftlicher Abschlussarbeiten. Der "Preis für Sprache und Wissenschaft" hatte bei seiner Auslobung zu Beginn des Jahres für bundesweites Aufsehen gesorgt. Nun erhielt der Mannheimer Jurist Dr. Markus Grosch die Auszeichnung für seine Doktorarbeit zum Thema Unterlassungsurteile. Das Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro wurde durch den Duden-Verlag und den C.F. Müller-Verlag gestiftet.

    Auf dem Unitag forderte der Mannheimer Uni-Rektor Professor Dr. Hans-Wolfgang Arndt mehr Eigenständigkeit für die öffentlichen Hochschulen. "Die Strukturen der Wissenschaftsbürokratie lähmen uns." Zugleich trat er dafür ein, Spannungen zwischen den benachbarten Universitäten Heidelberg und Mannheim abzubauen. Er kündigte an, die Universität Mannheim noch viel stärker als bisher als Ort der kulturellen und geistigen Auseinandersetzung in der Region zu etablieren.

    Die Jury des Mannheimer Sprachpreises entschied sich einstimmig für Groschs Arbeit: "Ihm ist es gelungen, ein wissenschaftliches Problem trotz dessen Schwierigkeit und Komplexität gut lesbar und meist auf Anhieb verständlich darzustellen. Mehr noch: Viele Passagen erreichen ein stilistisches Niveau, das als beispielhaft für deutsche Sachprosa gelten kann - wie es die Satzung unseres
    Preises fordert," lobt Jury-Vorsitzender und Stil-Experte Professor Dr. Theo Stemmler bei der Verleihung des Preises und fügt hinzu: "Kein hermetischer Jargon, keine verschraubte Syntax verwehrt dem Leser den Zugang zum Text - und andererseits macht kein parataktischer Asthmastil, keine schlichte Wortwahl den Text zu einer wohlfeilen Beute für Anspruchslose." Zur Jury zählen neben Stemmler auch der Leiter der Dudenredaktion, Dr. Matthias Wermke, Dr. Martin Cramer vom Heidelberger C.F. Müller-Verlag und Uni-Rektor Arndt als Initiator des Preises.

    Der Preisträger Dr. Markus Grosch, Jahrgang 1972, ist heute Partner der Mannheimer Anwaltssozietät Schilling & Grosch. Durch die Spezialisierung der Kanzlei auf Gewerblichen Rechtsschutz steht seine prozessuale Tätigkeit in engem inhaltlichem Bezug zu Wettbewerbs-, Marken- und Patentrecht. Vor seiner Dissertation bei Professor Dr. Egon Lorenz studierte Grosch in Mannheim und Yale, USA, und arbeitete in der renommierten Kanzlei Schilling, Zutt & Anschütz. Der ehemalige Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes hält nach wie vor engen wissenschaftlichen Kontakt zur Universität Mannheim und publiziert im Bereich Prozessrecht und gewerblicher Rechtschutz.

    Die fast 500 Seiten starke Arbeit Groschs kreist im Kern um die Frage, ob einem Wettbewerber auf Dauer etwas untersagt bleiben kann, was allen anderen erlaubt ist. Unter dem für Laien zunächst etwas kryptischen Titel " Rechtswandel und Rechtskraft bei Unterlassungsurteilen. Zugleich ein Beitrag zum Verhältnis von Zeit und Recht sowie eine Kritik der Dogmatik vom materiellen Unterlassungsanspruch" entwickelt Grosch darin am Beispiel der Brauerei Warsteiner die These, dass die Rechtskraft von Unterlassungsurteilen im Wettbewerbsrecht von einem Wandel der Rechtssprechung nicht unberührt bleiben kann und darf. Gemeinhin gilt, dass in der Vergangenheit gefällte Urteile auch bei Änderung der Rechtssprechung ihre Gültigkeit bewahren. Abweichend hiervon können zukunftswirkende Urteile aus dem Bereich des Wettbewerbs-, Marken- oder auch Unterhaltsrechts wegen des Gleichbehandlungsgrundsatzes immer nur vorläufig sein, so der Tenor der Untersuchung.

    Uni-Rektor Arndt skizzierte in seiner Ansprache die weitere Entwicklung der Universität Mannheim. Natürlich ständen zwei so eng benachbarte Universitäten wie Heidelberg und Mannheim in Konkurrenz - "und wir nehmen diese Konkurrenz gerne auf". Im Mittelpunkt, so Arndt, müsse jedoch der maximale Nutzen aus beiden Hochschulen für die Region stehen. "Ich bin deshalb überzeugt, dass nicht die Konkurrenz, sondern die Kooperation der beiden Universitäten im Vordergrund stehen sollte".

    Von Land und Bund forderte der Mannheimer Rektor volle Autonomie für die Hochschulen. "Selbst die Frage, ob der Dienstwagen eines Unirektors Winterreifen haben darf, regelt das Wissenschaftsministerium." Arndt reagierte auf eine Anweisung des Landes unlängst auf seine Weise: "Ich habe den Dienstwagen abgeschafft".
    Selbst über Gelder, die die Universität von privaten Geldgebern anwirbt, können die Hochschulen nicht frei verfügen. "Das müssen wir ändern, denn der Staat alleine kann wissenschaftliche Exzellenz nicht finanzieren."

    Im Laufe des Mannheimer Universitätstages wurden neben dem Sprachpreis auch die Träger verschiedener universitätsnaher Stiftungspreise geehrt. Im Anschluss an den Festvortrag "Energiepolitik für die Zukunft" des ehemaligen Bundeswirtschaftsministers und heutigem RAG-Vorstandvorsitzenden Dr. Werner Müller nahmen die jungen Akademiker die Auszeichnungen für ihre herausragenden Abschlussarbeiten, Dissertationen und Habilitationen entgegen. Das Spektrum der ausgezeichneten Arbeiten reichte von Dirk Hanschels rechtswissenschaftlicher Doktorarbeit über Verhandlungslösungen im Umweltvölkerrecht zum Schutz der Ozonschicht und des Klimas über Felix Bierbrauers VWL-Diplomarbeit zur Finanzierung öffentlicher Güter bis zu Nicole Koschates und Nicola Sauers betriebswirtschaftlichen Studien zur Kundenzufriedenheit. Den Preis des DAAD für den besten ausländischen Studierenden erhielt Jan Kittrich. Der junge Tscheche studiert in Mannheim Jura.


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    fachunabhängig
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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