Für die Zukunft der Krankenversicherung hat die Rürup-Kommission zwei Möglichkeiten ins Gespräch gebracht: Pauschalprämienmodell und Bürgerversicherung. Das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) befürwortet das Pauschalprämienmodell als Ausgangsbasis für weitere, dringend notwendige Reformen. Zudem sollte parallel die Kosteneffizienz und Transparenz bei den Leistungserbringern und -vermittlern verbessert werden.
Das RWI hält das so genannte "Pauschalprämienmodell" für geeigneter als eine "Bürgerversicherung", um zukünftig die Krankenversicherung zu finanzieren. Beide Modelle beruhen auf den Vorschlägen der "Rürup-Kommission" (Regierungskommission für die Nachhaltigkeit in der Finanzierung der Sozialen Sicherungssysteme). Bei der Pauschalprämie zahlt jeder gesetzlich Versicherte den gleichen Krankenkassenbeitrag, die bisher im System integrierte Umverteilungsfunktion übernimmt ein staatliches Transfersystem. Das Modell der Bürgerversicherung sieht demgegenüber prinzipiell vor, dass sich alle Bürger im Rahmen einer Grundsicherung in der gesetzlichen Krankenkasse pflichtversichern müssen.
Das Pauschalprämienmodell ist flexibler einsetzbar
Generell sollte eine Reform des Gesundheitssystems nicht nur auf kurzfristige Beschäftigungs-, Wachstums- und Verteilungseffekte zielen, sondern vielmehr die Effizienz des Systems steigern und ökonomische Fehlanreize vermeiden. Hier ermöglicht das Pauschalprämienmodell eine individuellere Ausgestaltung der Krankenversicherungsverträge bezüglich Selbstbeteiligungsvereinbarungen und Bonussystemen. Die Pauschalen variieren dabei zwar nicht mit dem Einkommen, können aber mit der Risikoabdeckung und den gewünschten Leistungen schwanken. Anreizmechanismen lassen sich so besser und flexibler gestalten. Das Pauschalprämienmodell bietet deshalb eine gute Ausgangsbasis für weitere, dringend notwendige Reformen zur Vermeidung von Fehlanreizen. Es ist der Bürgerversicherung daher in Bezug auf Nachhaltigkeit überlegen.
Hinsichtlich Beschäftigungs- und Wachstumsfreundlichkeit ist ebenfalls anzunehmen, dass langfristig das Pauschalprämienmodell eine tendenziell positivere Wirkung entfalten kann. Diese Einschätzung beruht unter anderem darauf, dass sich die Belastung der Arbeitgeber nicht automatisch mit steigenden Krankenversicherungsbeiträgen erhöht.
Die Wirkungen beider Modelle im Hinblick auf soziale Gerechtigkeit und administrativen Aufwands können erst bewertet werden, wenn konkretere Umsetzungsvorschläge vorliegen.
Zuerst Kosteneffizienz und Transparenz verbessern
Auch wenn das Pauschalprämienmodell der Bürgerversicherung überlegen scheint, ist es nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Ziel einer umfassenden Gesundheitsreform sollte es sein, die Kosteneffizienz im Gesundheitswesen zu steigern. Dazu ist es erforderlich, den Wettbewerb zwischen den zentralen Akteuren - Leistungserstellern, Kassenärztlichen Vereinigungen und Kassen - zu erhöhen, die Transparenz bezüglich Qualität und Kosten der medizinischen Leistungen zu verbessern sowie Potenziale zur Kostensenkung konsequent zu nutzen.
Ihre Ansprechpartner dazu:
Dr. Boris Augurzky, Tel.: (0201) 81 49-203
Harald Tauchmann, Tel.: (0201) 81 49-259
Sabine Weiler (Pressestelle), Tel.: (0201) 81 49-213
http://www.rwi-essen.de/pls/portal30/docs/FOLDER/PUBLIKATIONEN/RWIMAT/RWI_MAT005...
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Gesellschaft, Politik, Recht, Wirtschaft
überregional
Forschungsergebnisse, Wissenschaftspolitik
Deutsch
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