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12.11.2003 14:39

Symposium zur Migrationspsychiatrie - Vorurteile: Nein, Urteile!

Jens Oliver Bonnet Konzernbereich Unternehmenskommunikation/Pressestelle
LBK Hamburg GmbH

    Am Freitag, dem 14. November 2003 findet im Klinikum Nord-Ochsenzoll des LBK Hamburg das 4. Symposium "Transkulturelle Psychiatrie und Migration" statt. Rund 120 Experten aus vielen verschiedenen Berufsgruppen diskutieren hier über die besonderen Probleme von Einwanderern, Aussiedlern, Asylanten und Asylbewerbern, Gastarbeitern und weiteren aus anderen Ländern und Kulturen stammenden Bevölkerungsgruppen.

    Migranten erkranken in etwa gleicher Häufigkeit an psychotischen und psychosenahen Erkrankungen wie die im Gastland verwurzelten Menschen, aber um etwa ein Drittel häufiger an so genannten Stresskrankheiten mit psychosomatischen Folgen. Sie sind oft Ausdruck der besonderen Belastung während der Anpassungphase an die Gastkultur. Häufig werden die körperlichen und psychischen Symptome und Beschwerden von Migranten nicht richtig erkannt und die zugrundeliegenden Probleme bei der Therapie nicht ausreichend berücksichtigt. Kulturelle und sprachliche Barrieren zwischen Patienten und Therapeuten erschweren Diagnostik und Therapie, diagnostische Fehleinschätzungen kommen deshalb bei Migranten häufiger vor. Aus diesem Grund werden bei Migranten nicht nur mehr Medikamente verordnet und invasive diagnostische Eingriffe durchgeführt, sie werden sogar häufiger operiert als einheimische Patienten mit der gleichen Erkrankung. Neben der unnötigen Belastung und Gefährdung der Betroffenen entsteht so auch ein volkswirtschaftlicher Schaden.
    Schließlich geht es hier nicht um eine Randgruppenproblematik. Zehn Prozent der Bevölkerung, in Hamburg sogar 16-18 Prozent sind Migranten, in Kürze hat jedes fünfte Kind in Deutschland mindestens einen Elternteil mit Migrationshintergrund!

    Bei der Therapie sollten ethnische Besonderheiten und Vorstellungen berücksichtigt werden, auch die Einbeziehung von Familienangehörigen wird von hiesigen Therapeuten oft unterschätzt. Weitere Probleme sind vielfach zu hohe Zugangsschwellen zum psychiatrischen Versorgungssystem sowie ein geringer transkulturell-psychiatrischer Ausbildungsstand der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Gesundheitssystem. So findet nur etwa die Hälfte der zu erwartenden Klientel die professionelle Hilfe, die sie benötigt.

    Das Symposium am Freitag soll helfen, die psychosoziale Betreuung von Migranten in Hamburg und im ganzen Bundesgebiet zu verbessern. In letzter Zeit ist das Thema Psychiatrie für Migranten nicht zuletzt durch die Problematik ärztlicher Gutachten bei Abschiebungen ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. Hier gilt es, das Verständnis in der Gesellschaft und auch in den Ämtern für die besonderen Probleme von Menschen aus anderen Kulturkreisen zu fördern und so die Basis für einen gerechten Umgang mit diesen Patienten zu finden. Die häufig geäußerte Forderung, die Migranten sollten sich halt an die Gastkultur anpassen, führten meist in die Irre, sagt Dr. Marianne Röhl von der III. Psychiatrischen Abteilung im Klinikum Nord: "Es geht darum, in Deutschland Integrationsvorstellungen zu entwickeln, die in anderen Ländern längst selbstverständlich sind."


    Weitere Informationen:

    http://www.klinikum-nord.lbk-hh.de
    http://www.lbk-hh.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin, Philosophie / Ethik, Politik, Psychologie, Recht, Religion
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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