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12.11.2003 21:15

Günzburg und der Fall Josef Mengele

Klaus P. Prem Stabsstelle Kommunikation und Marketing
Universität Augsburg

    Sven Keller über "Die Heimatstadt und die Jagd nach dem NS-Verbrecher" ---

    Dem "Günzburg-Mythos", also den Konsequenzen, die es für jene schwäbische Kleinstadt hatte, Geburts- und Heimatstadt des 1949 in Südamerika abgetauchten "Todesengels" von Auschwitz, Josef Mengele, gewesen zu sein, widmet sich die am Augsburger Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte (Prof. Dr. Andreas Wirsching) entstandene Magisterarbeit von Sven Keller, die jetzt als Band 87 in der Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte erschienen ist (Oldenbourg-Verlag, München 2003, 211. S. ISBN 3-486-64587-0). Das Buch wird am Donnerstag, dem 13. November 2003, in Günzburg vorgestellt (Beginn 20.00 Uhr im Forum am Hofgarten, Jahnstraße 2, Eintritt 4,00/2,50 Euro).

    Josef Mengele (1911-1979), Spross einer Günzburger Unternehmerfamilie, war einer jener Mediziner, die auf der Rampe von Auschwitz Abertausende in die Gaskammern schickten; er nutzte seine Verfügungsgewalt über die Gefangenen zu grausamen Menschenversuchen mit meist tödlichem Ausgang. Als "Todesengel" von Auschwitz war er jahrelang der meistgesuchte NS-Verbrecher der Welt. Da er 1949 mit Hilfe seiner Familie nach Südamerika geflohen war, wo er sich erfolgreich verbarg, musste er sich jedoch nie für seine Taten verantworten.

    IM FOKUS VON ERMITTLERN UND MEDIEN

    Ein erster Haftbefehl erging 1958, aber erst im Zuge des Frankfurter Auschwitzprozesses (1963-1965) wurde eine breite Öffentlichkeit auf Josef Mengele aufmerksam. Schnell rückte damit auch seine Heimatstadt Günzburg in den Fokus von Ermittlern und Medien. Es entstand der "Günzburg-Mythos": Die soziale und ökonomische Vorrangstellung der Unternehmerfamilie Mengele nährte die Vorstellung, der ganze Ort sei in eine Verschwörung zum Schutze des flüchtigen Massenmörders eingebunden.

    PROJEKTIONEN AUF UND REAKTIONEN IN GÜNZBURG

    Sven Keller analysiert im Kontext der Biographie Mengeles und der Entwicklungsphasen westdeutscher Vergangenheitsbewältigung die Projektionen, mit denen die schwäbische Kleinstadt von außen belegt wurde, und die Reaktionen von Bürgern und Kommunalpolitik auf den "Günzburg-Mythos" - ein Mythos mit immerhin einem wahren Element: Als 1985 bekannt wurde, dass Josef Mengele sechs Jahre zuvor beim Baden ertrunken war, erfuhr die Öffentlichkeit auch, dass der engste Familienkreis bis zuletzt Kontakt mit ihm gehalten und noch seinen Tod verschwiegen hatte.

    DER AUTOR

    Sven Keller, Jahrgang 1976, hat nach seinem Abitur (1996) und dem anschließenden Zivildienst von 1997 bis 2002 an der Universität Augsburg und an der Universitá degli Studi di Roma II im Rahmen eines Magisterstudiums Neuere und Neueste Geschichte, Poltikwissenschaft, Alte Geschichte und Germanistik studiert; parallel zum Studium hat er als Praktikant bzw. als studentische Hilfskraft im Bayerischen Wirtschaftsarchiv und am Institut für Zeitgeschichte in München sowie an zwei historischen Lehrstühlen der Universität Augsburg gearbeitet. Nach dem Abschluss seiner Magisterarbeit hat Keller in diesem Jahr an der Universität Augsburg ein Promotionsstudium im Fach Neuere und Neueste Geschichte aufgenommen.

    BUCHPRÄSENTATION MIT PODIUMSDISKUSSION

    Bei der von der Stadt Günzburg, dem Augsburger Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte, dem Historischen Verein Günzburg, dem Institut für Zeitgeschichte München-Berlin und dem Oldenbourg Verlag gemeinsam veranstalteten Buchpräsentation am 13. November wird sich an einen Vortrag Kellers eine Podiumsdiskussion anschließen, an der sich neben Keller selbst der Günzburger Altoberbürgermeister Dr. Rudolf Köppler, der Mengele-Biograph Ulrich Völklein, der Historiker Zdenek Zofka und Dr. Jürgen Zarusky vom Institut für Zeitgeschichte beteiligen.
    ________________________________________________

    KONTAKT UND WEITERE INFORMATIONEN:
    Sven Keller
    c/o Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte
    Universität Augsburg
    86135 Augsburg
    Telefon 0821/598-2496
    oder: http://www.cellarius.de


    Weitere Informationen:

    http://www.cellarius.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Geschichte / Archäologie, Politik, Recht
    regional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     


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