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26.10.1998 00:00

FAO: KAPAZITÄT VON FANGFLOTTEN DRASTISCH VERRINGERN

Erwin Northoff Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen

    Rom, 26. Oktober - Die übermässig grossen Kapazitäten der internationalen Fischereiflotten sind für die Überfischung der wichtigsten Meeresfischbestände verantwortlich und sollten deshalb drastisch verringert werden. Dies hat die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) gefordert.

    Die Fangflotten seien in den vergangenen Jahren weiter gewachsen, so die FAO, die vor einer "ökonomischen Verschwendung" warnte. Nur wenn die zu grossen Flotten abgebaut würden, könnten sich hochwertige Fischarten wie der Atlantische Kabeljau, Schellfisch und Thunfisch wieder erholen. Kontrolliert werden müssten auch die Fangkapazitäten der Kleinfischer, um die Küstengebiete und ihre Ressourcen zu schützen.

    In Rom begann am Montag eine fünftägige internationale Fischereikonferenz (26.-30. Oktober), an der 80 Staaten sowie zahlreiche Nichtregierungsorganisationen teilnehmen und über Flottenkapazitäten sowie Beifänge von Haien und Seevögeln beraten. Es wird damit gerechnet, dass ein "Internationales Instrument für das Management von Flottenkapazitäten" verabschiedet wird. Das freiwillige Abkommen soll im Februar 1999 dem FAO-Fischereiausschuss vorgelegt werden.

    Viele wertvolle Fischbestände sind nach Angaben der FAO weltweit überfischt. Die rund 200 wichtigsten Meeresfischbestände sind zu 35 Prozent von sinkenden Fangerträgen betroffen, bei weiteren 25 Prozent sind die Erträge auf einem hohen Niveau konstant geblieben, bei rund 40 Prozent gibt es Zuwächse. "Dies zeigt, dass bei rund 35 Prozent der wichtigsten Fischbestände dringend die Fischerei eingeschränkt werden muss, so dass die Bestände sich erholen können", sagte Moritaka Hayashi, Leiter der FAO-Fischereiabteilung und Beigeordneter Generaldirektor.

    Zu den überfischten Beständen zählen: Atlantischer Kabeljau, Rotbarsch, Schellfisch und Gabeldorsch, Sardine und Sardelle im Atlantik und Pazifik, Granatbarsch, Schwertfisch und Thunfisch wie Roter Thun, Grossenaugenthun und Weisser Thun.

    Weltweit wurden 1997 rund 122 Millionen Tonnen Fisch gefangen (1996: 121 Millionen Tonnen). Bei den Hochseefängen sind die Zuwächse in den vergangenen Jahren gesunken: seit 1990 gab es ein Plus von jährlich 1,6 Prozent, während es zwischen 1984-89 pro Jahr 2,9 Prozent waren.

    Die Zahl der Fangschiffe sei seit 1989 relativ stabil geblieben, so die FAO. Die internationale Fangflotte wird auf 1,2 Millionen Schiffe geschätzt, wobei Asien den höchsten Anteil hat. Zwischen 1990 und 1995 nahmen die Flotten jährlich leicht um 0,9 Prozent zu, während es zwischen 1970 und 1990 jährlich 3,6 Prozent waren. Die Tonnage wird auf derzeit 24 Millionen Tonnen geschätzt, verglichen mit 22 Millionen Tonnen 1990.

    Das Wachstum der asiatischen Fischereiflotte ist hauptsächlich auf China zurückzuführen, das Land mit den meisten Fischereischiffen. Chinas Flotte wird für 1997 auf 450 000 Schiffe mit einer Bruttotonnage von sechs Millionen Tonnen geschätzt. Auf China entfallen damit ein Drittel der Weltfangflotten. Die Russische Föderation erreicht eine Tonnage von rund drei Millionen Tonnen und liegt damit weltweit an zweiter Stelle.

    "Überfischung, die übermässig hohen Flottenkapazitäten verbunden mit dem Bevölkerungswachstum werden die wertvollen Meeresressourcen stark belasten, wenn auf internationaler Ebene nicht bald gehandelt wird", sagte Hayashi.

    "Sollten tatsächlich Flotten abgebaut werden, so ist darauf zu achten, dass die Schiffe nicht andernorts eingesetzt werden und damit weiter zur Überfischung beitragen", so die FAO. In den vergangenen Jahren sind zwar in den Industriestaaten Schiffe aus dem Markt genommen, anschliessend aber in Entwicklungsländern oder in internationalen Gewässern wieder eingesetzt worden. Dies hat die Überfischung teilweise weiter verschärft.

    Das freiwillige Abkommen zur Flottenkapazität, das in Rom verabschiedet werden soll, ruft zu einer "wirksamen, gleichberechtigten und transparenten Kontrolle der Fischereikapazitäten bis zum Jahre 2005" auf. Staaten mit zu hohen Fangkapazitäten sollten "sich bemühen, das bestehende Kapazitätsniveau zunächst zu begrenzen und dann schrittweise zu verringern".

    Der Vertrag schlägt vor, genaue Daten über das Kapazitätsproblem auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene zu ermitteln; es sollten nationale und regionale Pläne zur Kapazitätskontrolle und -verringerung verabschiedet und bis zum Jahre 2001 veröffentlicht werden. Darüberhinaus soll es alle zwei Jahre einen Zustandsbericht geben.

    Die Flottensubventionen, die bereits weltweit sinken, sollten weiter gekürzt werden, um eine der Hauptursachen für das Kapazitätsproblem zu beseitigen. Der Vertrag fordert zudem, die auf Thunfische spezialisierten und in überfischten Meeresgebieten aktiven Flotten "deutlich zu verringern". Auch müsse eine gemeinsame Lösung für das Problem der Billigflaggen gefunden werden.

    Die fünf Länder mit der grössten Tonnage bei Fischereischiffen (decked fishing vessels, 1995, in Millionen BRT)

    China 5.55
    Russische Föderation 2.99
    Japan 1.51
    USA 1.40 (FAO Schätzungen)
    Indien 1.08 (FAO Schätzungen)

    Weitere Information: Erwin Northoff, Medienreferent, 0039-06-5705 3105; e-mail: Erwin.Northoff@fao.org


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Meer / Klima, Tier / Land / Forst, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsprojekte, Wissenschaftliche Tagungen
    Deutsch


     

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