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17.11.2003 10:56

10 Jahre Thomas-S.-Knuth-Preis

Michaela Scheicher Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
HfP - Hochschule für Politik München

    Rede des Rektors der Hochschule für Politik
    Prof.Dr. Peter Cornelius Mayer-Tasch
    anläßlich der Verleihung der Silbernen Ehrennadel
    der Hochschule für Politik an Herrn Thomas Knuth
    am 8.11.2003 in der Münchner Stuck-Villa

    Sehr verehrte Festgäste,
    meine Damen und Herren,

    nicht nur Sie und ich, nicht nur wir als Privatpersonen, auch Hochschulen brauchen Freunde. Allesamt brauchen wir Freunde, um uns in den Stürmen des Lebens im Gleichgewicht zu halten, um die Niederungen wie die Höhen unseres Alltags- wie unseres Sonntagslebens würdig zu bestehen. Und dort, wo in freundschaftlichem Zusammenwirken Tiefen überbrückt und Untiefen umschifft worden sind, gilt es dann auch, gemeinsam zu feiern. Der heutige festliche Abend, zu dem die Freunde der Hochschule für Politik geladen haben, hat ein solches Ereignis im Auge. Wir feiern heute das 10-jährige Bestehen des Thomas-Knuth-Preises für Absolventen der Hochschule für Politik. Und daß wir dabei nicht nur den Stifter des Preises im besonderen, sondern auch die ganze Gemeinschaft der Freunde im allgemeinen im Auge haben, der wir viel zu verdanken haben, versteht sich von selbst.

    Von Herrn Dr. Dieck haben Sie gehört, in welchŽ vielfältiger Weise uns der Stifter des Preises zur Seite steht, nicht nur durch die Förderung der Publikation hervorragender Diplomarbeiten, sondern auch durch die Förderung von Investitionen und Aktionen, die wir aus unserem knapp bemessenen Hochschul-Budget sonst nicht finanzieren könnten, die aber der allgemeinen Hochschulökologie (wenn ich dies einmal so ausdrücken darf) und damit einer für Lehre und Lernen gedeihlichen Atmosphäre zuträglich sind. Dankbar erinnere ich mich etwa daran, wie wir auf einer Hochschulexkursion in die Türkei und nach Nordzypern dem lange gehegten Wunschtraum eines Brunnens für die Hochschulterrasse in Gedanken eine erste Form geben konnten. Und dankbar bin ich nicht zuletzt auch für die jüngste Frucht an diesem mäzenatischen Baum im Hochschulgarten - für die Stiftung der unserer korporativen Identität äußerst förderlichen Hochschultalare nämlich, die bei der Diplomfeier im Juli dieses Jahres ihre Einweihung erfahren haben.

    In einer Zeit schmaler und sich zusehends weiter schmälernder Etats ist nicht nur der soziale Raum, sind insbesondere auch Kultur und Wissenschaft auf Mäzenatentum angewiesen. Ich sage Mäzenatentum und meine damit auch Mäzenatentum - und nicht etwa das, was wir (Gott seiŽs geklagt, des Deutschen bald nicht mehr Mächtigen) mit dem Anglizismus 'Sponsoring' zu umschreiben pflegen. Während die parakommerzielle Förderung, das den eigenen Zwecken des Sponsors nicht minder als den geförderten dienende Sponsoring für den Sponsor oft die billigste Art ist, gewisse gewerbliche Werbungsziele zu erreichen, ist das - heute größtenteils durch Stiftungen und immer seltener durch Einzelpersönlichkeiten bewirkte - Mäzenatentum zumindest im Ansatz altruistisch, aus einem sozialen und ideellen Zusammenhang heraus entwickelter Ausdruck eines Gefühls der Solidarität mit der geförderten Person, Institution oder Aktion.

    Der geistige Ahnherr speziell der Kunst- und Wissenschaftsförderung war Gaius Cilnius Maecenas (70-8 v.Chr.). Er wurde zum Namensgeber für dieses soziale Phänomen. Als Berater und Freund des Kaisers Augustus mit sozialer Macht und großem Reichtum gesegnet, hatte er einen großen Kreis von Dichtern und Wissenschaftlern um sich geschart, die er großzügig unterstützte. Die prominentesten seinem Kreis zugehörigen Dichter waren Vergil und Horaz. Aus meiner Gymnasialzeit habe ich noch die Hexameter im Ohr, mit denen Horaz seine Carmina dem einem alten etruskischen Königsgeschlecht entstammenden Gönner widmet: "O Maecenas atavis edite regibus ..." Wie eng diese soziale und geistige Bindung gewesen sein mochte, mag man daran ermessen, daß Maecenas dem wohl bedeutendsten römischen Dichter ein Landgut in den Sabiner Bergen verehrte, und dieser auch neben seinem Förderer die letzte Ruhestätte fand.

    Im Blick auf die Segnungen dieser frühen Kulturföderung rief der im ersten (nach-) christlichen Jahrhundert lebende und schreibende Dichter Martial aus: "Wenn sich Maezene einstellen, so werden Dichter wie Vergil nicht ausbleiben". Mit diesem - in Martials Epigrammen nachzulesenden, wohl auch durch persönliche Hoffnungen gewürzten - Ausruf war aus dem mit einer soziokulturellen Leistung verbundenen Namen ein Gattungsname geworden.

    Ohne die Bereitwilligkeit von Mäzenen, einem - wie auch immer bemessenen - Anteil ihres Einkommens oder Ihres Vermögens diesem oder jenem Aspekt des Gemeinwohles zuzuwenden, wären in den folgenden Jahrhunderten zahllose soziale und kulturelle Leistungen nicht möglich gewesen. Nicht zuletzt galt dies für Kunst und Wissenschaft. "Kunst ohne Gunst bleibt umsunst" weiß ein altdeutsches Wort. Jene Gunst ist da etwa gemeint, die Walther von der Vogelweide um 1220 von Kaiser Friedrich II. von Hohenstaufen erfuhr und ihn jubeln ließ: "Ich hân mîn lêhen, al die werlt, ich hân mîn lêhen". Nunmehr sein "eigen fiure" entzünden zu können, war ihm hohes Glück.

    Zunächst waren es Kaiser und Könige, Fürsten und Adelige jedweden Ranges - in der Nachfolge der mittelalterlichen Kirchen- und Klösterstifter - Persönlichkeiten wie Ludwig XIV, August der Starke, Friedrich der Große oder Herzog Karl August von Weimar, die (wenn auch nicht ohne machtpolitische Hintergedanken) bedeutende Zeichen säkularer Kunst- und Wissenschaftsförderung gesetzt haben. Als das Bürgertum wirtschaftlich erstarkte, bestätigte das Großbürgertum den neugewonnenen Status durch ein bemerkenswertes Mäzenatentum. Seit den industriellen und technologischen Revolutionen des 19. und 20. Jahrhunderts traten neben den Staat als Motor der Kulturförderung in wachsendem Maße auch große und mittlere Wirtschaftsunternehmen. Bis zum heutigen Tag aber gibt es auch noch Einzelpersönlichkeiten, die aus mehr oder minder stark ausgeprägtem Idealismus wie Goethes "König von Thule" "alles ihren Erben" gönnen mögen, den "Becher" ihres Mäzenatentums jedoch "nicht zugleich". Auch die Erhaltung dieses schönen Hauses und sein Übergang in die Öffentliche Hand haben wir hochgesinnten Mäzenen zu verdanken - Hans-Joachim und Amélie Ziersch nämlich, die sich damit für alle Zeiten ins kulturelle Ehrenbuch der Stadt München eingetragen haben.

    Ich möchte meine kleine Ansprache nicht zu einer gelehrten Abhandlung über die vielen Facetten des Mäzenatentums werden lassen, weiß ich doch, daß dieser Abend in erster Linie der Geselligkeit gewidmet sein soll. Darauf hinweisen möchte ich aber doch, daß Mäzenatentum nicht selten dort ansetzte und noch immer ansetzt, wo die sozusagen offizielle - die fürstliche oder spätere und heutige staatliche - Förderung andere Wege nimmt oder gar völlig aussetzt. Und so darf man denn auch froh sein, daß auch der Geist des Mäzenatentums weht, wo, wann und wie er will.

    Die Hochschule für Politik hat - Gott Lob! - von den Repräsentanten der Volkssouveränität ihr "Lehen" erhalten. Auch kann sie in ihrem Kamin das eine oder andere "fiure" entzünden. Das Holz freilich für die nötige Durchwärmung ihres Lern-, Lehr- und Forschungsbetriebes wird zusehends knapp. Ich möchte diesen schönen Abend nicht dazu nutzen, unseren angestammten 'Holzlieferanten' ins Gewissen zu reden. Wohl aber dazu, zu betonen, daß wir um unserer kleinen, aber feinen Hochschule willen (die freilich in den letzten beiden Jahren einen wachsenden Zustrom von Studenten zu verzeichnen hat), froh sind, wenn von unseren Freunden ab und zu auf- und nachgelegt wird. Auch der Stifter des Thomas-Knuth-Preises gehört zu denen, die ab und an auf- und nachlegen. Und dafür sind wir ihm aufrichtig dankbar.

    (Und nun wird es feierlich, weshalb ich mir die Amtskette anlegen lasse): Um seiner mäzenatischen Verdienste um die Hochschule für Politik willen verleihe ich Herrn Thomas Knuth im Namen der Hochschulleitung die neu gestiftete, unser Aristoteles-Siegel tragende Ehrennadel der Hochschule für Politik. Jenseits der aufrichtigen und dankbaren Anerkennung der uns bewiesenen Förderung verbinden wir mit dieser Verleihung die Hoffnung, daß diese erste nicht die letzte Ehrennadel sein wird, die wir um mäzenatischer Verdienste willen an Freunde der Hochschule werden verleihen können. "Wer stiftet, will anstiften", sagte Bundespräsident Rau vor auf den Tag genau 4 Jahren, am 8. November 1999 also, in seiner Laudatio auf Clara Freifrau von Arnim, die die nachgelassenen Schriften des Dichterpaares Achim und Bettina von Arnim in die Stiftung Weimarer Klassik eingebracht hatte. Ich unterstelle dem ersten Träger der Ehrennadel der Hochschule für Politik, daß auch er in diesem Sinne nicht nur Stifter, sondern auch Anstifter sein will.

    Herzlichen Glückwunsch, Herr Knuth!

    (Prof. Dr. P. C. Mayer-Tasch)
    Rektor


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Politik, Recht
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft
    Deutsch


     

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