Die Menschen in England haben bereits im späten zweiten und frühen ersten Jahrtausend vor Christus Feingewichte und Waagen benutzt, um materiellen Wert zu messen. Das hat Prof. Dr. Lorenz Rahmstorf, Wissenschaftler an der Universität Göttingen und Projektleiter des ERC-Projekts „Weight and Value“, herausgefunden. Er verglich Goldobjekte aus der mittleren und späten Bronzezeit von den britischen Inseln und aus Nordfrankreich und stellte fest, dass diese auf der gleichen Gewichtseinheit basierten. Damit bestätigt er die Hypothese der Forschergruppe des Projekts, dass metrologisches Wissen bereits damals in vielen Regionen Europas bekannt war.
(pug) Bislang nahm man oft an, dass Austausch während der Bronzezeit in Nordwesteuropa in erster Linie sozial eingebettet war, beispielsweise als Geschenktausch. Die Existenz genauer Gewichtseinheiten ermöglichte den Menschen jedoch schon damals, Wertrelationen zwischen verschiedenen Waren wie Metallen – vielleicht auch für Wolle und Getreide – präzise darzustellen, Gewinne zu berechnen, Währungen zu erschaffen und abgemessene Metallmengen anzusammeln. „Offenbar standen hinter dem Austausch bereits damals auch wirtschaftliche Interessen von Handelspartnern“, erläutert Rahmstorf, Direktor des Seminars für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen. „Wir können also durchaus von regelrechtem Handel sprechen.“
Überraschend am nun erbrachten statistischen Nachweis der Gewichtseinheit ist vor allem, dass diese sehr gut kompatibel und womöglich sogar identisch mit der dominanten ostmediterranen Gewichtseinheit der Zeit ist. Das wäre ein Anzeichen, dass metrologisches Wissen großräumig weitergegeben und möglicherweise über reisende Händler vermittelt wurde. Während man bereits wusste, dass die Menschen in den technologisch fortschrittlichen Schriftkulturen des Ostmittelmeerraums und Westasiens, etwa in Griechenland, Ägypten oder Mesopotamien, solche Gewichte und Waagen als Hilfsmittel benutzten, deuten die Erkenntnisse nun darauf hin, dass es solche Wertbemessungssysteme auch in vielen, wenn nicht allen Teilen des prähistorischen bronzezeitlichen Europas bereits gab. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass wir die Komplexität des frühen Warenaustauschs und des Handels während der Bronzezeit in Europa bislang unterschätzt haben“, so Rahmstorf. Weitere Informationen über das Projekt „Weight and Value“ sind im Internet unter www.uni-goettingen.de/de/572018.html zu finden.
Prof. Dr. Lorenz Rahmstorf
Georg-August-Universität Göttingen
Philosophische Fakultät
Seminar für Ur- und Frühgeschichte
Nikolausberger Weg 15, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-25081
E-Mail: lorenz.rahmstorf@uni-goettingen.de
Internet: www.uni-goettingen.de/de/569487.html
Lorenz Rahmstorf. Scales, weights and weight-regulated artefacts in Middle and Late Bronze Age Britain. Antiquity 2019. https://doi.org/10.15184/aqy.2018.257
Gewichtsreferenzierter tordierter Goldring „Gold bar torc“ (L. ca. 15 cm; 367,1 g) aus Castlemount, ...
British Museum
None
Prof. Dr. Lorenz Rahmstorf
Heiko Marx, Seminar für Ur- und Frühgeschichte, Georg-August-Universität Göttingen
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Geschichte / Archäologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
Gewichtsreferenzierter tordierter Goldring „Gold bar torc“ (L. ca. 15 cm; 367,1 g) aus Castlemount, ...
British Museum
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Prof. Dr. Lorenz Rahmstorf
Heiko Marx, Seminar für Ur- und Frühgeschichte, Georg-August-Universität Göttingen
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