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17.11.2003 12:46

Ernst-Zander-Preis 2003: Wie Großaktionäre den Unternehmenserfolg beeinflussen

Dr. Josef König Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Der Einfluss von Großaktionären erhöht nicht unbedingt den Unternehmenserfolg: Erst wenn ein Aktionär mehr als zwei Drittel der Stimmrechte hält, tut er der Firma gut. Das fand die RUB-Wirtschaftswissenschaftlerin Dr. Franca Ruhwedel heraus, die für ihre Arbeit als eine von zwei Preisträgern mit den diesjährigen Ernst-Zander-Preis ausgezeichnet wird (Verleihung am 21. November 2003).

    Bochum, 17.11.2003
    Nr. 352

    Wie Großaktionäre den Unternehmenserfolg beeinflussen
    Unternehmenswert ermitteln, Besteuerung einbeziehen
    Ernst-Zander-Preis wird verliehen

    Der Einfluss von Großaktionären erhöht nicht unbedingt den Unternehmenserfolg: Erst wenn ein Aktionär mehr als zwei Drittel der Stimmrechte hält, tut er der Firma gut. Das fand Dr. Franca Ruhwedel in ihrer Dissertation "Eigentümerstruktur und Unternehmenserfolg" (Lehrstuhl für Internationale Unternehmensrechnung, Prof. Dr. Bernhard Pellens) heraus. Für ihre Arbeit wird sie als eine von zwei Preisträgern mit den diesjährigen Ernst-Zander-Preis ausgezeichnet, der am 21. November 2003 (16 Uhr, Hörsaal HGC 10) vom Stifter persönlich verliehen wird. Sie teilt sich den Preis mit Dr. Volkmar Dinstuhl, der in seiner Arbeit "Konzernbezogene Unternehmensbewertung" (Lehrstuhl für Controlling, Prof. Dr. Hans Dirrigl) einen einfachen Weg fand, bewährte Methoden der Unternehmensbewertung auf das seit 2001 gültige Steuersystem umzustellen.

    Unterschiedliche Anreize für Großaktionäre

    Der deutsche Kapitalmarkt ist seit jeher durch die Dominanz von Großaktionären und Verflechtungen großer Konzerne untereinander geprägt. Unter dem Stichwort "Deutschland AG" wird das schon lange kritisiert, denn Großaktionäre beeinflussen unternehmerische Entscheidungen, was nicht immer im Interesse aller Aktionäre sein muss. Dr. Franca Ruhwedel stellte die Diskussion erstmals auf ein wissenschaftliches Fundament. Sie analysierte die unterschiedlichen Anreize, die Großaktionäre leiten: Zum einen haben sie aufgrund des erheblichen finanziellen Engagements Grund, das Management zu kontrollieren und den Unternehmenserfolg positiv zu beeinflussen. Sofern sie sich jedoch primär von Eigeninteressen und nicht von denen aller Aktionäre leiten lässt, können sie auch negativ auf den Unternehmenserfolg wirken.

    Kontrolle oft in einer Hand

    Dr. Ruhwedels Analyse zeigt, dass die Kontrolle deutscher Aktiengesellschaften meist in der Hand eines oder weniger großer Aktionäre liegt. 83,6 Prozent der 238 Stichprobenunternehmen hatten Ende 2000 einen Aktionär mit einem Stimmrechtsanteil von mindestens 25 Prozent. Bei mehr als der Hälfte befanden sich die Stimmrechte im Mehrheitsbesitz (59,7 Prozent) und 32,4 Prozent hatten sogar einen Aktionär mit einem Stimmrechtsanteil von über 75 Prozent. In vielen Unternehmen stellt ein anderes Unternehmen den größten Aktionär, die Verflechtung ist somit den Erwartungen entsprechend hoch. Die Analyse des Einflusses von Großaktionären auf den Unternehmenserfolg zwischen 1997 und 2000 zeigt eine eher negative Wirkung von Stimmrechtsbündelungen auf den Unternehmenserfolg. Zwischen dem Stimmrechtsanteil des größten Aktionärs und dem Unternehmenserfolg gemessen durch das Marktwert/Buchwert-Verhältnis besteht ein hoch signifikanter nichtlinearer Zusammenhang. Zunehmende Stimmrechtskonzentrationen wirken sich für kleinere und mittlere Anteile demnach negativ aus; erst wenn der Großaktionär mehr als zwei Drittel der Stimmrechte hält, übt eine zunehmende Konzentration wieder einen positiven Einfluss aus.

    Formel einfach modifizieren

    Wie viel ist ein Unternehmen wert? Bei der Beantwortung dieser Frage ist es wichtig, die Besteuerung zu berücksichtigen. Im Jahr 2001 wurde die Unternehmenssteuerreform umgesetzt: Da das Unternehmen Körperschafts- und Gewerbesteuer zahlt, müssen die Aktionäre auf ihre Dividenden nur noch den halben Steuersatz entrichten (Halbeinkünfteverfahren). Dr. Dinstuhl entwickelte in seiner preisgekrönten Arbeit eine einfache Methode, um bewährte Formeln zur Errechnung des Unternehmenswerts für das neue Steuersystem zu modifizieren. Seine theoretischen Erkenntnisse wendete er dann auf die Bewertung von Konzernen und deren Segmente an.

    Zander-Preis würdigt Bestleistungen

    Der Ernst-Zander-Preis wird dieses Jahr zum neunten Mal an der Ruhr-Universität Bochum vergeben. Mit ihm werden alljährlich herausragende wissenschaftliche Leistungen (Habilitationen, Dissertationen, Diplomarbeiten und andere wissenschaftliche Arbeiten) aus allen Fakultäten der Ruhr-Universität, insbesondere aber aus den Fakultäten für Wirtschaftswissenschaft, Rechtswissenschaft und Ingenieurwissenschaft ausgezeichnet. Die Auswahl der preiswürdigen Arbeiten erfolgt auf Vorschlag des Instituts für Unternehmungsführung und Unternehmensforschung der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft durch den Vorstand der Alwin Reemtsma-Stiftung, der neben Vorstandsmitgliedern namhafter Großunternehmungen auch der Kanzler der Ruhr-Universität angehört.

    Weitere Informationen

    Dr. Martin Seidler, Geschäftsführer des Instituts für Unternehmensführung und Unternehmensforschung (IUU), Fakultät für Wirtschaftswissenschaft der Ruhr-Universität, GC 4/32, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-22235, Fax: 0234/32-14260, E-Mail: martin.seidler@ruhr-uni-bochum.de, Internet: http://www.iuu.ruhr-uni-bochum.de


    Weitere Informationen:

    http://www.iuu.ruhr-uni-bochum.de


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Politik, Recht, Wirtschaft
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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