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17.11.2003 17:34

Akademie-Preis für Biologie 2003 an Gießener Virologen

Christel Lauterbach Presse, Kommunikation und Marketing
Justus-Liebig-Universität Gießen

    Akademie der Wissenschaften zu Göttingen zeichnete Arbeit von Dr. Dieter Glebe zu Hepatitis B-Viren aus

    Mit dem Akademiepreis für Biologie 2003 der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen ausgezeichnet wurde in diesem Jahr Dr. Dieter Glebe, Institut für Medizinische Virologie der Justus-Liebig-Universität Gießen. Die Preisverleihung fand bei der öffentlichen Jahressitzung der Akademie am vergangenen Freitag in der Aula der Universität Göttingen statt. Ausgezeichnet wurde dabei seine Arbeit "Ein Infektionssystem für Hepatitis B-Viren in Leberzellkulturen von Tupaias". Der Akademiepreis ist dotiert mit 3068 Euro.

    Die Infektion mit dem Hepatitis B-Virus (HBV) war und ist weltweit ein großes gesundheitliches Problem. Über zwei Milliarden Menschen haben Merkmale einer überstandenen HBV-Infektion und mehr als 350 Millionen Menschen sind chronische Träger des Virus.

    Das Hepatitis B-Virus infiziert hauptsächlich Leberzellen und erzeugt dabei sehr häufig eine Leberentzündung, die sogenannte Hepatitis. Die akute Form der Virus-Hepatitis heilt bei Erwachsenen meistens aus; die Infektion kann jedoch auch einen chronischen Verlauf nehmen, wenn es dem Immunsystem des Patienten nicht gelingt, das Virus zu beseitigen. Die chronische Hepatitis B kann zu Leberzirrhose und Leberkrebs führen. Einen wirksamen Schutz vor dem Hepatitis B Virus bietet eine aktive Impfung, die gut verträglich und seit 20 Jahren verfügbar ist. Eine dauerhaft wirksame und verträgliche Therapie für chronisch infizierte Patienten ist zurzeit nicht verfügbar, jedoch aufgrund der hohen Zahl an chronischen Virusträgern weltweit dringend erforderlich.

    Der natürliche Wirt des Hepatitis B-Virus ist nur der Mensch und einige wenige Affenarten. Experimentelle Untersuchungen zur Entwicklung neuer Medikamente und Therapieformen wurden daher bislang an Schimpansen oder bei Operationen entnommenen Proben menschlicher Leber durchgeführt. Die experimentelle Infektion von Schimpansen ist jedoch ethisch nicht zu vertreten und zudem überaus kostspielig. Menschliches Lebergewebe aus chirurgischen Eingriffen (z.B. Leber-Biopsien), das für weitere Untersuchungen durch eine Ethikkommission freigegeben wurde, ist jedoch für Infektionsexperimente in Zellkulturen weniger geeignet und nur sehr selten verfügbar.

    Mitte der 90-er Jahre des letzten Jahrhunderts gelang chinesischen Forschern die experimentelle Infektion des südostasiatischen Spitzhörnchens (Tupaia belangeri) mit Hepatitis B-Virus. Dieser Kleinsäuger, der entgegen früheren Auffassungen nicht zu den Primaten zählt, ist in den Tropenwäldern Asiens beheimatet, und lässt sich in Gefangenschaft züchten. Aus den Lebern von Tupaias lassen sich Zellkulturen herstellen, die mit dem Hepatitis B-Virus infizierbar sind. Doch fehlte bislang der Beweis, dass dieser Vorgang mit der Infektion des Menschen vergleichbar ist. Am Institut für Medizinische Virologie in Gießen gelang dem Preisträger Dr. Dieter Glebe nun der Nachweis, dass isolierte Tupaia-Leberzellen das Virus spezifisch binden und aufnehmen und somit der Infektion beim Menschen entsprechen. Erst auf der Basis dieser Erkenntnis erscheint es sinnvoll, das Tupaia-Infektionssystem zur Entwicklung von neuen Impfstoffen und Medikamenten zu nutzen. Das Infektionssystem wurde zudem soweit optimiert, dass aus einer Tupaia-Leber eine große Anzahl von Versuchen durchgeführt werden können. Man kann also im Sinne des Tierschutzes mit einer kleineren Zahl von Tieren als bisher auskommen. Außerdem ist es nun möglich, auf Schimpansenversuche und Arbeiten mit menschlichen Leberzellen weitgehend zu verzichten.

    Diese Arbeit wurde in der Septemberausgabe 2003 der angesehenen internationalen virologischen Fachzeitschrift "Journal of Virology" (Vol. 77, No.17, Seiten 9511-9521, 2003) publiziert. Die Arbeit wurde im Rahmen des Sonderforschungsbereichs "Invasionsmechanismen und Replikationsstrategien von Krankheitserregern" (SFB 535) der Justus-Liebig-Universität Gießen mit finanzieller Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) erstellt.

    Dr. Dieter Glebe, Jahrgang 1968, ist seit 2000 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Sonderforschungsbereich "Invasionsmechanismen und Replikationsstrategien von Krankheitserregern" (SFB 535). Nach dem Studium der Biologie (Diplom 1994 bei Prof. Dr. Wolfram H. Gerlich, Institut für Medizinische Virologie) wurde er im Jahr 2000 mit einer Arbeit über "Oberflächenstrukturen des Hepatitis B-Virus und ihre Bedeutung für den Infektionsvorgang" bei Prof. Dr. Wolfram H. Gerlich promoviert.

    Kontakt:

    Dr. Dieter Glebe
    Institut für Medizinische Virologie
    Frankfurter Straße 107
    35392 Gießen
    Tel.: 0641/99-41203
    Fax: 0641/99-41209
    e-mail: Dieter.Glebe@viro.med.uni-giessen.de


    Bilder

    Dr. Dieter Glebe
    Dr. Dieter Glebe

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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Informationstechnik, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse, Personalia
    Deutsch


     

    Dr. Dieter Glebe


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