Jährlich vergibt die Deutsche Gesellschaft für Immunologie zwei Promotions- und drei Early-Career-Preise an Nachwuchswissenschaftler, die einen herausragenden Beitrag auf dem Gebiet der Immunologie geleistet haben. Die Preisverleihung fand am 10. September 2019 während des President´s Symposium der zweiten gemeinsamen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Immunologie und der Italienischen Gesellschaft für Klinische Immunologie und Allergologie SIICA in München statt.
Otto-Westphal-Promotionspreis, Dotierung: 1.500 €
Dr. rer. nat. Robin Graf
Der Otto-Westphal Promotionspreis 2019 geht an Dr. Robin Graf, der in seiner herausragenden Dissertation die Relevanz des B-Zell-Rezeptors in der B1-Zell Entwicklung untersucht hat. B-Zellen gehören zu den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und sind als einzige Zellen des Immunsystems in der Lage, Antikörper zu bilden, die körperfremde Antigene (z.B. Eiweiße von Krankheitserregern) binden und zu deren Abbau führen können. Membranständige Antikörper auf der Oberfläche einer B-Zelle werden als B-Zell-Rezeptor bezeichnet, wobei jede B-Zelle einen einzigartigen B-Zell-Rezeptor besitzt, der nur an ein ganz bestimmtes Antigen bindet - diese sogenannte Spezifität ist entscheidend für die Funktionalität des Immunsystems. B-Zellen lassen sich in zwei Typen einteilen: B2-Zellen machen den größten Teil der B-Zellen im Blut und in den lymphatischen Organen wie Milz und Lymphknoten aus. Sie sind als Teil des erworbenen Immunsystems entscheidend an der Immunantwort nach Infekten oder Impfungen beteiligt. B1-Zellen befinden sich vorwiegend im Bauchraum um den Verdauungstrakt sowie im Pleuraraum um die Lungen. Sie unterscheiden sich von B2-Zellen durch ihre Lokalisation, ihre Zell-Eigenschaften und insbesondere ihre Entwicklung. B1-Zellen kommen bei Neugeborenen in großer Zahl vor und nehmen anschließend in ihrer Frequenz mit zunehmendem Alter ab. Im Gegensatz zu B2-Zellen reagieren B1-Zellen oft auf körpereigene Antigene und sind somit „auto-reaktiv“. Da B1-Zellen in einigen Autoimmunkrankheiten, wie der rheumatoiden Arthritis und multiplen Sklerose, gehäuft auftreten können, wird ihnen auch eine Rolle bei Autoimmunerkrankungen zugeschrieben.
Bisher war jedoch unklar, wie sich die B1-Zellen entwickeln. Während eine Hypothese davon ausging, dass sich B1- und B2-Zellen aus unterschiedlichen Vorläuferzellen entwickeln, wurde einer anderen Hypothese zufolge vermutet, dass besondere, auto-reaktive B-Zell-Rezeptoren aufgrund ihrer Spezifität zur Entwicklung von B1-Zellen führen.
Dr. Robin Graf hat sich in seiner Arbeit dieser, seit langem kontrovers diskutierten Frage gestellt und in einem eleganten Mausmodell die entscheidende Rolle der Spezifität des B-Zell-Rezeptors in der Entstehung von B1-Zellen gezeigt. Zusammen mit anderen Wissenschaftlern aus der Gruppe von Prof. Klaus Rajewsky konnte er nachweisen, dass sich selbst ausgereifte B2-Zellen nach einem genetischen Austausch ihres B-Zell-Rezeptors durch in einen B1-typischen B-Zell-Rezeptor in B1-Zellen „verwandeln“. Die so erzeugten B1-Zellen glichen in ihrer Funktion, ihren Oberflächenmarkern und in ihrer Genexpression stark „normalen“ B1-Zellen. Die Erkenntnis, dass dieser Vorgang allein durch den B1-typischen B-Zell-Rezeptor gesteuert wird, verleiht der Spezifität des B-Zell-Rezeptors eine maßgebliche, wenn nicht die Hauptrolle in der wichtigen Entscheidung zwischen B1- und B2-Zelldifferenzierung. Damit beantwortet diese in Science (Graf et al., 2019) publizierte Arbeit von Dr. Robin Graf aus dem Labor von Prof. Klaus Rajewsky grundlegende Fragen auf dem Gebiet der B-Zellentwicklung, die im Feld seit Jahrzehnten diskutiert werden.
Darüber hinaus hat Dr. Robin Graf zwei weitere Publikationen zur B-Zell-Regulation veröffentlicht, in denen er u.a. ein neues bioinformatisches Programm für die Anwendung der CRISPR/Cas9 Technologie entwickelt und der wissenschaftlichen Öffentlichkeit in einer Online-Plattform zur Verfügung gestellt hat. Im Rahmen dieser Arbeiten gewann er auch neue Einblicke in das optimale Design von sgRNAs, den Molekülen, die bei der CRISPR/Cas9 Methode das Ansteuern spezifischer Gene vermittelt.
Dr. Robin Graf studierte Life Sciences and Technologies an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) in der Schweiz. Seine Doktorarbeit fertigte er am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft in Berlin-Buch im Labor von Prof. Nikolaus Rajewsky und Prof. Klaus Rajewsky an und beendete seine Dissertation 2018 mit Auszeichnung.
Die Deutsche Gesellschaft für Immunologie e.V. (DGfI) vergibt an ihre Mitglieder einmal jährlich den Otto-Westphal-Promotionspreis. Dieser Preis wird für die beste im deutschsprachigen Raum durchgeführte Dissertation auf dem Gebiet der Immunologie vergeben, die im jeweils zurückliegenden Kalenderjahr erfolgreich mit der Verleihung des akademischen Titels abgeschlossen wurde (Tag der mündlichen Prüfung ist ausschlaggebend). Eigenbewerbungen und Vorschläge durch andere sind möglich.
Namensgeber des Preises ist Prof. Otto Westphal (1913-2004), Gründungsdirektor des Max-Planck-Instituts für Immunbiologie in Freiburg sowie Gründungsmitglied und langjähriger Präsident (1967-1976) der Deutschen Gesellschaft für Immunologie e.V.. Als Chemiker interessierte sich Otto Westphal vor allem für die Struktur und Funktion von bakteriellen Zellwandbestandteilen. So führte er bahnbrechende Arbeiten zur Beschreibung der Endotoxin-Funktion von Lipopolysacchariden durch und charakterisierte mit immun-chemischen Methoden zahlreiche Antigene von gramnegativen und grampositiven Bakterien.
Mit freundlicher Unterstützung der Dr.-Ing. h.c. F. Porsche AG, Stuttgart-Zuffenhausen
Hans-Hench-Promotionspreis für Klinische Immunologie, Dotierung: 2.000 €
Dr. rer. nat. Isabelle Serr
Dr. Isabelle Serr erhält den Hans-Hench-Promotionspreis 2019 für ihre herausragende Forschung über die Rolle von sogenannten regulatorischen T-Zellen (Tregs) in der Frühphase eines Typ-1-Diabetes. Bei dieser Autoimmunerkrankung zerstören die Abwehrkräfte des Körpers die Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die für die Insulinproduktion zuständig sind. Tregs sind eine spezialisierte Untergruppe der T-Zellen, welche in der Lage, sind in bestimmten Situationen die Aktivierung des Immunsystems zu unterdrücken. Dadurch regulieren sie die Selbsttoleranz des Abwehrsystems, d.h. die Fähigkeit des Immunsystems, körpereigene von körperfremden Stoffen zu unterscheiden. Damit können Angriffe auf körpereigene Organe verhindert werden. Störungen in der Funktion von Tregs können somit das Risiko für die Entstehung von Autoimmunerkrankungen erhöhen. Die Induktion (d.h. die Entwicklung von Zellen von einem weniger in einen stärker spezialisierten Zustand) von Tregs hat ein großes Potenzial, den Autoimmunprozess zu stoppen, indem sie natürliche Mechanismen der Selbsttoleranz wiederherstellt. Dr. Isabelle Serr hat dabei konkret molekulare Mechanismen untersucht, die im Frühstadium des Typ I Diabetes zur Überaktivierung des Immunsystems und zu Defekten in der Treg-Induktion beitragen. Eine Unterbrechung der identifizierten Signalwege führte zu einer geringeren Aktivierung des Immunsystems und einer vermehrten Bildung von Tregs. Ihre Daten kombinieren die Arbeit in Mausmodellen, humanisierten Mäusen und Menschen, um das Verständnis der Anforderungen an eine wirksame Treg-Induktion zu verbessern und wurden unter anderem in Nature Communications (Scherm, Serr et al., 2019, in revision) und Science Translational Medicine (Serr et al., 2018) veröffentlicht. Die durch Dr. Serr identifizierten Signalwege könnten als potenzielle zukünftige Ziele für Kombinationstherapien dienen, die darauf abzielen, die Immunaktivierung zu begrenzen und die Treg-Induktion zu verbessern.
Dr. Isabelle Serr studierte Biologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und am Karolinska Institute Stockholm. Ihre Doktorarbeit fertigte sie in der Arbeitsgruppe von Prof. Carolin Daniel am Institut für Diabetesforschung des Helmholtz Zentrums München an. Seit 2017 arbeitet sie dort als PostDoc.
Die Deutsche Gesellschaft für Immunologie e.V. (DGfI) vergibt an ihre Mitglieder alle zwei Jahre den Hans-Hench-Promotionspreis für Klinische Immunologie. Der Preis wird vom Auswahlgremium der DGfI für die beste im deutschsprachigen Raum durchgeführte Dissertation auf dem Gebiet der Rheumatologie, Schwerpunkt Entzündungsforschung, Autoimmunität, Immundefizienz vergeben. Die Arbeit muss in einem der beiden zurückliegenden Kalenderjahre erfolgreich mit der Verleihung des akademischen Titels abgeschlossen worden sein (Tag der mündlichen Prüfung ist ausschlaggebend).
Namensgeber des Preises ist Hans Hench, Diplom-Ingenieur und Unternehmer aus Inzlingen. Er gründete im Jahre 1988 die Hans-Hench-Stiftung. Sie dient der “Förderung fortbildungswilliger Doktoranden, Diplomanden, Ärzten und Therapeuten auf dem Gebiet der Forschung und Entwicklung der Rheumatologie”.
Stifter des Preises ist die Hans-Hench-Stiftung zur Förderung der Rheumatologie, Stiftung des bürgerliches Rechtes, Sitz: 79110 Freiburg/Breisgau.
Fritz-und-Ursula-Melchers-Postdoktorandenpreis, Dotierung: 1.500 €
Dr. rer. nat. Kathrin de la Rosa (geb. Pieper)
Dr. Kathrin de la Rosa (geb. Pieper) hat als Postdoktorandin im Labor von Prof. Antonio Lanzavecchia mit zwei Veröffentlichungen als Co-Erstautorin in Nature (Tan*, Pieper*, Piccoli* et al., 2016 und Pieper*, Tan*, Piccoli* et al., 2017) einen neuen und völlig unerwarteten molekularen Mechanismus der Antikörper-Vielfalt beschrieben. B-Zellen produzieren eine enorme Vielfalt an Antikörpern, die uns gegen unterschiedlichste Infektionskrankheiten schützen, indem sie Krankheitserreger binden und dadurch neutralisieren und unschädlich machen. Diese Vielfalt basiert auf molekularer Ebene darauf, dass zur Bildung der Bindungsstelle des Antikörpers verschiedene Gensegmente eines bestimmten Chromosomenabschnitts in unterschiedlicher Zusammensetzung zusammengefügt werden. Zudem werden B-Zellen, die durch einen Krankheitserreger aktiviert werden, über eine Reihe nützlicher Mutationen so ausgewählt, dass die Potenz und Wirksamkeit der Antikörper optimiert ist. Manche Erreger entkommen dennoch dem Immunsystem. Plasmodium falciparum, ein Erreger der Malaria, wendet z.B. eine Chamäleon-ähnliche Taktik an: Indem er seine Proteinschicht auf der Zelloberfläche ständig verändert, entkommt er dem Immunsystem, das ständig neue Antikörper gegen den Parasiten bilden muss.
Dr. Kathrin de la Rosa hat mit zwei Kollegen eine neue Klasse von Antikörpern entdeckt, die gleichzeitig gegen verschiedene Varianten des Malariaerregers gerichtet sind. Die beschriebenen Antikörper waren aber nicht nur wegen ihrer breiten Wirksamkeit besonders, sondern auch wegen ihrer neuartigen und überraschenden Struktur, die durch die Anwesenheit eines großen zusätzlichen Fragments gekennzeichnet ist. Dieses Fragment stammt von einem Chromosom, dass eigentlich keine antikörperkodierenden Gene enthält, so dass die Ergebnisse einen neuartigen Mechanismus der Antikörperbildung beschreiben. In Zukunft möchte Dr. de la Rosa den Mechanismus genauer beleuchten, um zu verstehen, wie solche Fragmente in die antikörperkodierenden Gene gelangen und neue Antikörpervarianten erzeugen. Diese neuen Befunde ergänzen nicht nur die langjährige Lehrbuchmeinung zur Antikörperdiversifikation, die beschriebenen Antikörper stellen zudem ein neues Instrument zur Bekämpfung von Malaria dar und sind erfolgsversprechende Kandidaten für die Entwicklung eines Impfstoffs.
Dr. Kathrin de la Rosa studierte Biologie in Freiburg und absolvierte ihre Promotion im Labor von Prof. Hermann Eibel am Centrum für Chronische Immundefizienz des Universitätsklinikums Freiburg. Im Anschluss wechselte sie in das Labor von Prof. Antonio Lanzavecchia am Institute for Research in Biomedicine in der Schweiz. Mit der Förderung durch ein Emmy-Noether-Fellowship konnte Dr. de la Rosa im Juli 2018 eine unabhängige Nachwuchsforschergruppe am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin in Berlin etablieren.
Die Deutsche Gesellschaft für Immunologie e.V. (DGfI) vergibt einmal jährlich den Fritz-und-Ursula-Melchers-Postdoktorandenpreis an ihre Mitglieder. Der Preis wird an bis zu 35 Jahre alte PostdoktorandInnen für ihre bisher geleisteten Arbeiten auf dem Gebiet der Immunologie verliehen. Der/die BewerberIn sollte mindestens eine Publikation als Erstautor aus Arbeiten nach der Promotion vorlegen können. Ein Teil der Arbeiten (Dissertation oder Postdoc) muss im deutschsprachigen Raum angefertigt worden sein. Der Abschluss der Promotion sollte i.d.R. nicht länger als fünf Jahre zurückliegen. Eigenbewerbungen und Vorschläge durch andere sind möglich.
Stifter und Namensgeber des Preises sind Fritz und Ursula Melchers. Fritz Melchers war langjähriger Direktor des „Basel Institute for Immunology“ und ist Gründungs- und Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Immunologie e.V. Herausragend sind Prof. Melchers Forschungsarbeiten, die entscheidend zu unserem Verständnis der Reifung Antikörper-produzierender B-Lymphozyten beigetragen haben.
Herbert-Fischer-Preis für Neuroimmunologie, Dotierung: 1.500 €
Dr. rer. nat. Theresa Bunse
Gliome sind Tumore des Zentralnervensystems (ZNS) und gehören zu den bösartigsten Krebserkrankungen bei Erwachsenen. Bisher sind die Behandlungsmöglichkeiten dieser Krebserkrankung begrenzt und die Überlebensraten der Patienten sind gering. Im Mittelpunkt der Arbeit von Dr. Theresa Bunse steht die Erforschung der Mechanismen, wie Gliome einerseits vom Immunsystem erkannt werden und andererseits Immunangriffen entgehen. Das Verständnis dieser Mechanismen ist entscheidend, um therapeutisch eine effektivere Reaktion des Immunsystems hervorzurufen und damit eine Vernichtung der Tumorzellen zu erreichen. In ihrer Arbeit im Labor von Prof. Michael Platten charakterisierte Theresa Bunse ein neues Tumorantigen, genannt IDH1R132H, das in Tumorzellen einer Gruppe von Gliomen vorkommt. Antigene sind Stoffe, die von Antikörpern oder bestimmten Zellen des Immunsystems als fremd erkannt werden können. Dr. Bunse nutzte die Immunantwort gegen dieses tumorspezifische Antigen, um einen neuartigen Impfstoff zu entwickeln, der Gliompatienten in Zukunft Hoffnung geben könnte, da bereits eine erste klinische Studie durchgeführt wurde. Die Ergebnisse dieser Arbeit wurden von Dr. Theresa Bunse mit einer geteilten Erstautorenschaft im Fachmagazin Nature (Schumacher, Bunse et al., 2014) veröffentlicht. In einem zweiten wegweisenden Artikel, der in Nature Medicine (Bunse, Pusch, Bunse et al., 2018) veröffentlicht wurde, charakterisierte Dr. Bunse einen neuartigen Mechanismus, mit dem Gliomzellen eine Immunantwort gegen sich verhindern, indem sie einen Metaboliten (ein Zwischenprodukt in einem meist biochemischen Stoffwechselweg), der als 2-HG bezeichnet wird, absondern. Die Erkenntnisse aus der Arbeit von Dr. Bunse sind von großer Bedeutung, denn so können neue Strategien zur Verbesserung der tumorspezifischen Immunität und Behandlung von Tumorpatienten entwickelt werden.
Dr. Theresa Bunse studierte Biologie und Molekulare Biomedizin an der Westfälischen Wilhelmsuniversität Münster. Im Anschluss fertigte sie ihre Doktorarbeit im Labor von Prof. Michael Platten am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg an. Aktuell arbeitet sie als Postdoktorandin in den Laboren von Prof. Platten am DKFZ und an der medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg.
Die Deutsche Gesellschaft für Immunologie e.V. (DGfI) vergibt an ihre Mitglieder einmal jährlich den Herbert-Fischer-Preis für Neuroimmunologie. Der Preis wird an DoktorandInnen und Junior-PostdoktorandInnen (max. 4 Jahre nach Erhalt der Promotion) für im deutschsprachigen Raum durchgeführte Arbeiten auf dem Gebiet der Neuroimmunologie verliehen. Eigenbewerbungen und Vorschläge durch andere sind möglich.
Der Preis erinnert an den ehemaligen Direktor (1961-1981) des Max-Planck-Institutes für Immunbiologie. Herbert Fischer war ein Pionier auf dem Gebiet der Systemimmunologie. Er erkannte die Bedeutung des zellulären Milieus für die Immunantwort. Sein Interesse galt besonders dem Zusammenspiel zwischen Lymphozyten mit Makrophagen, welches er durch innovative Methoden wie Chemilumineszenz und Mikrokinematographie beleuchtete.
Stifter des Preises ist die Rosa Laura und Hartmut Wekerle Stiftung.
Werner-Müller-Preis, Dotierung: 2.000 €
Dr. Rajagopal Murugan
Dr. Rajagopal Murugan erhält den Werner-Müller-Preis 2019 für seinen herausragenden Beitrag zum Verständnis von Antikörperreaktion bei Malariaerkrankungen. Malaria ist eine der häufigsten Todesursachen in tropischen Ländern. Plasmodium falciparum (Pf), der Erreger der schwersten Form der Erkrankung, durchläuft beim Menschen verschiedene Entwicklungsstadien und präsentiert dem Immunsystem verschiedene Antigene (Bruchstücke von Erregern, die von Zellen des Immunsystems erkannt werden können) auf seiner Oberfläche. Dazu gehört z.B. das Circumsporozoiten-Protein des Erregers (PfCSP). Dr. Rajagopal Murugan hat untersucht, wie die Antikörperreaktion gegen PfCSP aufgrund einer Malaria-Infektion beim Menschen entsteht und wie sich diese entwickelt. Das Verständnis dieser Vorgänge ist unerlässlich für die Entwicklung eines hochwirksamen Impfstoffs gegen Malaria. Hierfür entwickelte Dr. Rajagopal Murugan eine Plattform für die Amplifikation (gezielte Vervielfältigung von DNA-Abschnitten) und Sequenzierung von humanen Antikörpern im Hochdurchsatz. Im Gegensatz zu Bulk-Sequenzierungen erlaubt diese Plattform die Probenentnahme von Gedächtnis-B-Zellen aus dem begrenzten klinischen Material, während sie die Identität der schweren und leichten Kette der Antikörper auf Einzelzellebene erhält. Darüber hinaus ermöglicht seine Arbeit Einblicke in die Qualität, der durch B-Zellen erzeugten Antikörper, und erlaubt Rückschlüsse auf die Genmerkmale, die zu einer schützenden Antikörperreaktion führen. Die tiefgreifenden immunologischen Erkenntnisse dieser Arbeit werden das Impfstoffdesign neuer PfCSP-basierter Impfstoffe prägen. In Zukunft könnten die in der Arbeit beleuchteten Grundprinzipien, die zur Entstehung qualitativ hochwertiger Antikörperreaktionen führen, auch in der Impfstoffentwicklung gegen andere Infektionen Anwendung finden. Die Daten wurden unter anderem in einer Erstautorpublikation in Science Immunology (Murugan, Buchauer et al., 2018) sowie im Rahmen einer Ko-Autorenschaften im Journal of Experimental Medicine (Scally, Murugan et al., 2018) veröffentlichen.
Dr. Rajagopal Murugan hat Technologie, Biotechnologie und Bioverfahrenstechnik am Indian Institute of Technology Kharagpur in Indien studiert und in der Arbeitsgruppe von Prof. Hedda Wardemann am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg promoviert. Seit 2018 ist er in der Arbeitsgruppe von Prof. Hedda Wardemann als Postdoktorand tätig.
Die Deutsche Gesellschaft für Immunologie e.V. (DGfI) vergibt an ihre Mitglieder in diesem Jahr erstmals den Werner-Müller-Preis. Der Preis wird einmal jährlich an junge Postdocs (max. 4 Jahre nach Erhalt der Promotion) für ihre Leistungen auf dem Gebiet der Immunologie verliehen, die für die Prävention, Diagnose oder Behandlung von Krankheiten in Entwicklungsländern von Nutzen sein können. Die Nominierung sollte von einer Peer-Review-Publikation begleitet werden, bei der der Antragsteller einen wesentlichen Beitrag geleistet hat. Die Urheberschaft und der Beitrag des Autors zur Veröffentlichung soll belegt werden. Eigenbewerbungen und Vorschläge durch andere sind möglich.
Der Preis ist benannt nach Werner Müller, einem Pionier, der an der Entwicklung der ersten Mausstämme, die humanisierte Antikörper produzieren, und unzähliger anderer transgener Mäuse, die auf der ganzen Welt eingesetzt werden, beteiligt war. Er ist Gründungsmitglied der IMGT-Datenbank und Inhaber des Bill-Ford-Lehrstuhls für Zelluläre Immunologie an der Universität von Manchester, UK.
Sponsor des Preises ist Trianni, Inc.
Georges-Köhler-Preis, Dotierung: 3.000 €
Prof. Dr. Christoph Scheiermann
Das Forschungsthema von Prof. Christoph Scheiermann ist die zirkadiane, d.h. tageszeitabhängige Funktion des Immunsystems. Leukozyten (auch weiße Blutkörperchen genannt, da sie im Gegensatz zu roten Blutkörperchen keinen roten Blutfarbstoff enthalten) sind Immunzellen, die man auch im Gewebe, in den Schleimhäuten und Lymphknoten finden kann. Die Hauptaufgabe der Leukozyten ist die Abwehr von Krankheitserregern. Viele Leukozyten haben die Fähigkeit, sich aktiv fortzubewegen und können von den Blutgefäßen aus ins Gewebe einwandern. Die Rekrutierung von Leukozyten in Gewebe und deren Lokalisation innerhalb von Geweben spielt eine entscheidende Rolle für die Immunantwort. Immer mehr Erkenntnisse deuten darauf hin, dass viele Komponenten des Immunsystems einem zirkadianen Rhythmus unterliegen und dies auch einen potentiellen Einfluss auf den Verlauf von Krankheiten oder die Wirksamkeit von Therapien haben könnte. Prof. Christoph Scheiermann war einer der Pioniere auf diesem Gebiet. Er untersucht die Bewegungsmuster von Leukozyten in Geweben mit verschiedenen intravitalen Mikroskopietechniken. Die Intravitalmikroskopie ist eine Form der Mikroskopie, mit der biologische Vorgänge und einzelne Zellen im Gewebe lebender Tiere mit einer hohen Auflösung beobachtet werden können. Prof. Scheiermann geht es vor allem darum, wie neuronale Einflüsse (z.B. Sympathikusaktivierung) die zirkadiane Wanderung von Leukozyten im Gewebe regulieren, welche bewegungsstimulierenden Faktoren diese Rhythmik kontrollieren und wie diese Regulationsmechanismen durch chirurgische, pharmakologische oder genetische Eingriffe verändert werden. Ziel ist es, neue mechanistische Erkenntnisse über die systemische Regulation der Leukozytenwanderung zu erlangen, um z.B. Behandlungen bei chronisch entzündlichen Erkrankungen zeitbasiert, d.h. chronotherapeutisch optimieren zu können. So hat Prof. Scheiermann entdeckt, dass die Bewegungsmuster von Leukozyten zum Lymphknoten (einer zentralen Station der Immunregulation) einer zirkadianen Kontrolle unterliegen, und dass dies die adaptive Immunantwort stark beeinflusst. Zudem konnte er zeigen, dass die Tageszeit, zu der das Immunsystem stimuliert wurde, die Gesamtstärke der Immunreaktion sogar noch Wochen nach dem Auftreten des ersten Stimulus beeinflusst (Druzd et al., Immunity 2017). In einer zweiten Studie (He et al., Immunity 2018) hat Prof. Scheiermann die zirkadiane Rhythmik als Screening-Tool verwendet, um neue molekulare Muster in Adhäsionsmolekülen zu erkennen, die die tageszeitabhängige Wanderung von verschiedenen Leukozyten zu bestimmten Organen steuern. Diese Erkenntnisse sollen Wissenschaftler zukünftig bei ihrer Analyse der Leukozytenwanderung im Körper unterstützen. Die interessanten Forschungsergebnisse von Prof. Christoph Scheiermann wurden in zahlreichen hochkarätigen Zeitschriften publiziert (z.B. Immunity 2017, Immunity 2018, Nature Reviews Immunology 2018).
Prof. Christoph Scheiermann hat Biochemie an der Freien Universität Berlin studiert und promovierte im Labor von Prof. Sussan Nourshargh am Imperial College London. Anschließend war er als Postdoktorand im Labor von Prof. Paul Frenette an der Mount Sinai School of Medicine, New York, USA, und später am Albert Einstein College of Medicine, New York tätig. Mit der Förderung durch das Emmy Noether-Programm der DFG konnte Prof. Scheiermann eine unabhängige Nachwuchsgruppe an der Ludwig-Maximilians-Universität in München etablieren. Während seiner Zeit in München konnte er erfolgreich einen ERC starting grant einwerben. 2018 hat Prof. Scheiermann eine Position als Associate Professor in der Abteilung für Pathologie und Immunologie an der Universität Genf in der Schweiz angenommen. Da er seine Zugehörigkeit zur LMU zusätzlich beibehalten hat, pendelt er derzeit zwischen beiden Laboren. Prof. Christoph Scheiermann erhielt für seine Forschungstätigkeit zahlreiche Preise und Auszeichnungen und warb umfangreiche Drittmittel ein.
Die Deutsche Gesellschaft für Immunologie e.V. (DGfI) vergibt an ihre Mitglieder einmal jährlich den Georges-Köhler-Preis. Der Preis wird an Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftler verliehen, deren Arbeiten zum besseren Verständnis des Immunsystems herausragend beigetragen oder daraus resultierende Anwendungen geschaffen haben. Namensgeber des Preises ist Prof. Dr. Georges Jean Franz Köhler (1946-1995), Nobelpreisträger 1984 für Physiologie oder Medizin (zusammen mit César Milstein und Niels K. Jerne für die Entdeckung des Prinzips der Herstellung von monoklonalen Antikörpern) und früherer Direktor am Max-Planck-Institut für Immunbiologie, Freiburg.
Mit freundlicher Unterstützung der Dr.-Ing. h.c. F. Porsche AG, Stuttgart-Zuffenhausen
Über die Deutsche Gesellschaft für Immunologie (DGfI)
Die Deutsche Gesellschaft für Immunologie e.V. (DGfI), gegründet 1967, vereint führende Naturwissenschaftler und Mediziner, um die Wirkmechanismen der körpereigenen Abwehr zu erforschen. Dadurch werden bedeutende Grundlagen für die Diagnose und Behandlung von Krankheiten geschaffen. Durch nationale Schulungen (Akademie für Immunologie) und im Austausch mit internationalen Fachgesellschaften fördert die DGfI in besonderem Maße den wissenschaftlichen und klinischen Nachwuchs. Auch die Akzeptanz für immunologische Forschung in der breiten Bevölkerung zu erhöhen, ist der DGfI ein wichtiges Anliegen. Mit über 2.300 Mitgliedern ist die DGfI weltweit die viertgrößte nationale Fachgesellschaft für Immunologie. Weitere Informationen finden Sie auf www.dgfi.org.
Pressekontakt:
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Tel: ++49-30-284 60 648
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Zur Veröffentlichung, honorarfrei. Belegexemplar oder Hinweis erbeten.
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Biologie, Ernährung / Gesundheit / Pflege, Medizin
überregional
Wettbewerbe / Auszeichnungen, Wissenschaftliche Tagungen
Deutsch
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