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13.09.2019 12:21

Erste weltweit durchgeführte Studie zur Behandlung der Frühgeborenenretinopathie mit VEGF-Inhibitoren veröffentlicht

Constanze Steinke Pressearbeit
Universität Greifswald

    Im Rahmen einer internationalen Kollaboration untersuchte eine von der Firma Novartis gesponserte Studie die Wirksamkeit des VEGF-Inhibitors Ranibizumab (Lucentis®) bei der Therapie der Frühgeborenenretinopathie. Die Frühgeborenenretinopathie stellt nach wie vor eine der häufigsten Erblindungsursachen bei Kindern weltweit dar.

    Die bisherige Standardtherapie der retinalen Laserkoagulation kann Nachteile wie beispielsweise Narbenbildung, Gesichtsfeldeinschränkungen und hohe Kurzsichtigkeit bei den behandelten Kindern mit sich bringen. In 26 Ländern und an insgesamt 87 Zentren wurde daher im Rahmen der RAINBOW Studie untersucht, ob die Injektion des Medikaments Ranibizumab in das Auge erkrankter Kinder bessere Therapieergebnisse gegenüber der herkömmlichen Lasertherapie bietet. Die Ergebnisse dieser Studie wurden heute online in der renommierten Fachzeitschrift The Lancet publiziert.
    Prof. Dr. Andreas Stahl von der Universitäts-Augenklinik Greifswald ist Erstautor der Veröffentlichung und war an Design und Durchführung der Studie maßgeblich beteiligt.

    Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die Therapie der Frühgeborenenretinopathie mit Ranibizumab sicher und effektiv ist. Es ist hervorzuheben, dass die Effektivität der Behandlung unter einer Vielzahl durchaus unterschiedlicher Bedingungen weltweit belegt wurde, sowohl bei Frühgeborenen in hochindustrialisierten Ländern mit meist ausgezeichneter neonatologischer Betreuung als auch in Ländern in Asien oder Afrika, in denen der Verlauf der Frühgeborenenretinopathie sich deutlich von demjenigen in industrialisierten Ländern unterscheiden kann. Auch wenn der statistisch signifikante Nachweis einer Überlegenheit von Ranibizumab gegenüber der Lasertherapie mit einem p-Wert von 0,051 ganz knapp verfehlt wurde, war der Anteil der Kinder mit erfolgreichem Behandlungsergebnis in der mit Ranibizumab 0,2mg behandelten Gruppe mit 80% deutlich höher als in der Lasergruppe (66%). Die Fachzeitschrift The Lancet wählte hierfür die Formulierung „ranibizumab 0.2 mg might be superior to laser therapy“. Insbesondere die Rate der unerwünschten strukturellen Veränderungen, die im späteren Leben das Sehvermögen behandelter Kinder einschränken können, traten häufiger in der Lasergruppe auf (odds ratio (OR) = 2,19 gegenüber Ranibizumab 0,2mg).

    Neben dem direkten Vergleich zur Lasertherapie untersuchte die Studie auch, ob es einen Unterschied zwischen verschiedenen Dosierungen von Ranibizumab gibt (0,1mg vs. 0,2 mg). Dies war in der Studie nicht der Fall, beide Dosierungen hatten eine vergleichbare Effektivität. Die jetzt publizierten Ergebnisse sind der erste Nachweis einer Wirksamkeit von Ranibizumab in zwei Dosierungen im direkten Vergleich mit der Laserkoagulation. Die im Rahmen der Studie behandelten Kinder werden aktuell in einer Folgestudie nachkontrolliert bis zu einem Alter von 5 Jahren, um auch Langzeitsicherheit und funktionelle Ergebnisse untersuchen zu können.

    Prof. Dr. Stahl, Direktor der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde an der Universitätsmedizin Greifswald, war einer der Koordinatoren der Studie und lobt die sorgfältige Vorbereitung und die professionelle Durchführung der Studie: „Es ist nicht selbstverständlich, dass in einer so schwierigen Indikation wie der Frühgeborenenretinopathie eine so komplexe Studie umgesetzt wird. Die vorliegenden Ergebnisse verdanken wir einem hoch motivierten Team aus Ophthalmologen und Neonatologen weltweit, die an ihren jeweiligen Zentren Patienten im Rahmen der Studie identifiziert, behandelt und engmaschig nachverfolgt haben. Der logistische Aufwand einer solchen Studie ist immens und für die relativ seltene Indikation der behandlungsbedürftigen Frühgeborenenretinopathie in solch einem Ausmaß bisher einmalig. Gerade bei seltenen Indikationen ist es oft schwierig, belastbare Daten aus klinischen Studien zu gewinnen. Die Tatsache, dass das hier in einem vorbildlichen Maße gelungen ist, liegt an der Motivation und der Professionalität aller beteiligter Partner. Dafür möchte ich mich im Namen aller Autoren der Studie bedanken. Besonders schön zu sehen ist, dass die European Medical Agency (EMA), basierend auf den Daten der RAINBOW Studie, die Frühgeborenenretinopathie als zugelassene Indikation für Ranibizumab empfohlen hat. Diese Entscheidung wird Auswirkungen auf Leitlinien und Stellungnahmen in zahlreichen Ländern haben und unser Therapiearsenal bei der Frühgeborenenretinopathie deutlich erweitern.“

    Publikation:
    Stahl et al.: “Ranibizumab versus laser therapy for the treatment of very low birthweight infants with retinopathy of prematurity (RAINBOW): an open-label randomised controlled trial”.
    The Lancet, September 12, 2019
    DOI: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(19)31344-3


    Ansprechpartner an der Universität Greifswald
    Prof. Dr. Andreas Stahl
    Direktor der Klinik
    Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde
    Universitätsmedizin Greifswald
    Ferdinand Sauerbruch Straße
    17475 Greifswald
    andreas.stahl@med.uni-greifswald.de
    http://www2.medizin.uni-greifswald.de/augen/


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Ansprechpartner an der Universität Greifswald
    Prof. Dr. Andreas Stahl
    Direktor der Klinik
    Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde
    Universitätsmedizin Greifswald
    Ferdinand Sauerbruch Straße
    17475 Greifswald
    andreas.stahl@med.uni-greifswald.de
    http://www2.medizin.uni-greifswald.de/augen/


    Originalpublikation:

    Stahl et al.: “Ranibizumab versus laser therapy for the treatment of very low birthweight infants with retinopathy of prematurity (RAINBOW): an open-label randomised controlled trial”.
    The Lancet, September 12, 2019
    DOI: https://doi.org/10.1016/S0140-6736(19)31344-3


    Bilder

    Prof. Dr. Andreas Stahl
    Prof. Dr. Andreas Stahl
    Foto: UMG/Manuela Janke
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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    Biologie, Medizin
    überregional
    Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

    Prof. Dr. Andreas Stahl


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