Eine Steuer auf Kohlendioxid und andere Schadstoffe wirkt doppelt: Sie kann die Emissionen verringern und soziale Ungleichheiten ausgleichen, zeigt eine Studie des Oldenburger Wirtschaftsexperten Christoph Böhringer.
In Diskussionen um die CO2-Steuer ist immer wieder der Vorwurf zu hören, eine pauschale Abgabe auf Treibhausgas-Emissionen sei sozial ungerecht – da sie ärmere Haushalte überproportional belasten würde. Doch tatsächlich könnten Haushalte mit niedrigem Einkommen in manchen europäischen Ländern finanziell von einer CO2-Steuer profitieren – wenn die Einnahmen zu gleichen Anteilen auf alle Haushalte zurückverteilt werden. Das zeigt eine neue Studie unter Leitung des Oldenburger Volkswirtschaftlers Prof. Dr. Christoph Böhringer, die soeben in der Fachzeitschrift Economics of Energy & Environmental Policy erschienen ist.
Zusammen mit Kollegen vom Basque Center for Climate Change in Leioa (Spanien) und vom Massachusetts Institute of Technology in Boston (USA) untersuchte Böhringer, welche wirtschaftlichen und ökologischen Auswirkungen eine grüne Steuerreform in Spanien haben würde. Die vorgeschlagene Steuer betrug 40 Euro pro Tonne CO2 in allen Sektoren, die nicht vom Emissionshandel der EU abgedeckt werden. Dazu kam eine Steuererhöhung für fossile Brennstoffe, um die spanische Steuer an den EU-weiten Durchschnitt von 1,5 Prozent des Bruttoinlandprodukts anzugleichen. Außerdem wurden Abgaben auf Luftschadstoffe wie Stickoxide und Schwefeldioxid erhoben. Die zusätzlichen Steuereinnahmen wurden direkt an alle Haushalte mit einer gleich hohen Pauschalzahlung zurückverteilt.
Das Ergebnis: „Diese Maßnahmen führen zu einer deutlichen Senkung der Emissionen, ohne einzelne Bevölkerungsgruppen ökonomisch übermäßig zu belasten“, berichtet Böhringer. Der Studie zufolge fallen die Kohlendioxid-Emissionen um zehn Prozent, der Ausstoß an Stickoxiden könnte sich um 13 Prozent reduzieren, der an Schwefeldioxid um 20 Prozent. Die Forscher erwarten Einnahmen von 7,3 Milliarden Euro, was einer Rückzahlung von 400 Euro pro Haushalt entsprechen würde. Bei der unteren Hälfte der Einkommen dürften die Rückzahlungen die Steuer ausgleichen: Die Haushalte mit dem niedrigsten Einkommen erhalten demnach eine Netto-Zuwendung von 203 Euro, die reichsten Haushalte zahlen netto 599 Euro pro Jahr.
Die Umweltsteuer verspricht demnach eine doppelte Dividende: Umweltbelastungen würden sich ebenso verringern wie die Steuerlast für Geringverdiener. Die Forscher erwarten, dass ein ähnliches Steuermodell auch in anderen Ländern funktionieren würde.
Prof. Dr. Christoph Böhringer, Tel.: 0441/798-4102, E-Mail: christoph.boehringer@uol.de
Christoph Böhringer, Xaquin Garcia-Muros, Mikel González-Eguino: „Greener and Fairer: A Progressive Environmental Tax Reform for Spain“, Economics of Energy & Environmental Policy, Vol. 8, No. 2., S. 141ff, DOI: 10.5547/2160-5890.8.2.cboh
https://uol.de/wipol
https://www.iaee.org/en/publications/eeeparticle.aspx?id=283
Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler, jedermann
Gesellschaft, Politik, Umwelt / Ökologie, Wirtschaft
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Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
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