Am Donnerstag eröffnet in Düsseldorf der 11. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN), der größte deutschsprachige Kongress der Nierenheilkunde. Die Tagungspräsidenten Prof. Dr. Peter J. Heering, Solingen, Prof. Dr. Andreas Kribben, Essen, und Prof. Dr. Lars Christian Rump, Düsseldorf, legen einen besonderen Schwerpunkt auf das Thema Transplantation. Sabine Weiss, Wesel, (MdB und Parlamentarische Staatsekretärin im Gesundheitswesen) spricht in ihrem Eröffnungsvortrag zum Thema „Gesellschaftliche Verantwortung in der Transplantationsmedizin“.
Vom 10. -13.10. 2019 findet der größte deutschsprachige Kongress der Nephrologie in Düsseldorf statt, zu dem mehr als 1.500 auf die Nieren spezialisierte Fachärzte erwartet werden. Wichtiges Thema ist neben der Prävention und Gesunderhaltung der Nieren die Versorgung von Menschen mit Nierenkrankheiten.
In Deutschland leben ca. 9 Millionen Menschen mit einer chronischen Nierenkrankheit und die Tendenz ist wegen des demografischen Wandels weiter steigend. Ca. 90.000 Patienten sind in Deutschland auf eine Nierenersatztherapie angewiesen. Neben der regelmäßigen Blutwäsche (Dialyse) stellt die Nierentransplantation die Therapie der Wahl dar. „Aus medizinischer Sicht ist die Transplantation die beste Nierenersatztherapie, die wir anbieten können. Der Körper wird durch die Spenderniere kontinuierlich und schonend entgiftet, während bei der Dialyse nur alle zwei bis drei Tage eine Entgiftung erfolgt, der Organismus also in der Zwischenzeit durch Toxine und Stoffwechselprodukte belastet wird. Es ist bekannt, dass transplantierte Patienten nicht nur eine bessere Lebensqualität, sondern auch eine deutlich bessere Überlebensprognose haben als Patienten an der Dialyse“, erklärt Kongresspräsident Prof. Lars Christian Rump.
Ein großes Problem stellt allerdings der Mangel an Spenderorganen dar. Im Jahr 2018 warteten 7.526 Menschen auf eine neue Niere, aber nur 2.291 Patienten konnten transplantiert werden (von denen erhielten 638 eine Lebendspende eines Angehörigen – prominente Beispiele sind Tina Turner oder Elke Büdenbender, die 2010 eine Niere von Ihrem Mann, Frank-Walter Steinmeier erhielt) [1]. „Die Wartezeit auf eine neue Niere beträgt im Durchschnitt 5-6 Jahre, in einigen Fällen sogar bis zu 10 Jahren“, erklärt Prof. Rump. „Etwa jeder zehnte Patient wird im Verlauf der Wartezeit so krank, dass er nicht mehr transplantiert werden kann oder verstirbt. Das ist ein unhaltbarer Zustand“, erklärt Prof. Rump.
Auf dem Kongress wird umfassend diskutiert werden, wie dieses Problem zu lösen ist. Beleuchtet werden u.a. Möglichkeiten, die Vorbehandlung der Patienten und die Auswahl von Spendern zu optimieren. Ebenso wird überlegt, wie die Immunsuppression weiter verbessert werden kann, damit die Spendernieren im neuen Körper länger funktionieren.
Eine Verkürzung der Wartezeiten auf eine neue Niere könne allerdings nicht allein die Medizin bewirken – im Gegenteil, die Nierenexperten (Nephrologen) sehen es als wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe an, die Organspendebereitschaft in der Bevölkerung zu stärken. „Hier ist die Politik gefragt, auch wenn im letzten Jahr bereits ein erster Meilenstein mit der Verabschiedung des Zweiten Gesetzes zur Änderung des Transplantationsgesetzes – Verbesserung der Zusammenarbeit und der Strukturen bei der Organspende erreicht wurde“, kommentiert Prof. Kribben, Kongresspräsident und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie. „Wir hoffen, dass mit dem neuen Gesetz zwar das Erkennungs- und Meldedefizit der Entnahmekrankenhäuser verringert und somit das Organaufkommen erhöht wird, aber es bedarf noch weiterer Maßnahmen.“
Die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) und die Deutsche Transplantationsgesellschaft (DTG) sprechen sich seit Jahren für die Einführung der Widerspruchlösung aus. Anfang des Jahres hatte auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn eine breite Debatte über die Widerspruchslösung angestoßen. Dann wäre grundsätzlich jeder Bürger ein Organspender, es sei denn, er spricht sich explizit dagegen aus. Derzeit ist es noch umgekehrt: Jeder, der bereit ist, seine Organe im Falle seines Ablebens zu spenden, muss das ausdrücklich bekannt geben (z.B. durch Willensbekundung auf einem Organspendeausweis). „Leider setzen sich Menschen ungern mit dem Thema Tod auseinander, was zur Folge hat, dass zwar theoretisch sehr viele Menschen pro Organspende sind, aber praktisch nur wenige einen Organspendeausweis haben“, erklärt Prof. Peter J. Heering das Dilemma. „Das System hat hier in unseren Augen versagt, auch große Werbekampagnen konnten nichts an der Situation des eklatanten Organmangels ändern. Es ist also an der Zeit, neue Wege zu gehen.“
Welche Lösungen die Politik vorschlägt, wird mit Spannung erwartet. Zur Eröffnung des Kongresses in Düsseldorf wird Sabine Weiss, Wesel, MdB und Parlamentarische Staatsekretärin im Gesundheitswesen, die gesellschaftliche Verantwortung in der Transplantationsmedizin beleuchten. Die Nierenexperten hoffen auf mutige Konzepte und die Durchsetzung konkreter Maßnahmen zur Verbesserung der Organspende.
Pressevertreter sind herzlich eingeladen. Um Vorakkreditierung wird gebeten.
[1] DSOO-Jahresbericht 2018. https://www.dso.de/SiteCollectionDocuments/DSO_Jahresbericht_2018.pdf
Pressekontakt
Pressestelle der DGfN
Dr. Bettina Albers
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Tel. 03643/ 776423 / Mobil 0174/ 2165629
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