idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instanz:
Teilen: 
07.10.2019 10:56

Studie zeigt: Nicht-börsennotierte Unternehmen versprechen sicherere Erträge

Magister Susanne Pitro Presse und Veranstaltungsmanagement
Freie Universität Bozen

    Neue Forschungsergebnisse der NYU Stern, der Freien Universität Bozen und der Università Bocconi zeigen, dass Investitionen in nicht-börsennotierte Betriebe entgegen bisheriger Annahmen zuverlässigere Erträge bringen als jene in börsennotierte Unternehmen. Das Ergebnis beruht auf einem neunjährigen Forschungsprojekt, in dem die Ertragsqualität von fast 400.000 europäischen Unternehmen in elf Ländern untersucht wurde.

    Börsennotierte Unternehmen bieten potenziellen Investoren dank Marktdisziplin und Transparenz zuverlässigere Finanzdaten als nicht notierte Unternehmen: Diese weit verbreitete Überzeugung wird nun von einer Studie der NYU Stern School of Business, der Freien Universität Bozen und der Università Bocconi widerlegt. Ein internationales Forscherteam zeigt darin auf, dass in Europa Unternehmen, die nicht an der Börse notiert sind, im Vergleich zu börsennotierten Unternehmen bei vergleichbaren Organisationsstrukturen eine höhere „Ertragsqualität“ (Earnings Quality oder EQ) erzielen. Diese ist ein wichtiges Maß für die Zuverlässigkeit von Finanzberichten.

    Anhand von Daten, die über einen Zeitraum von neun Jahren (2005-2014) gesammelt wurden, untersuchten Paul Zarowin, Professor an der NYU Stern, Massimiliano Bonacchi, Professor an der Freien Universität Bozen und Gastprofessor an der NYU Stern, sowie Antonio Marra, Professor an der Università Bocconi, die EQ von fast 400.000 europäischen Unternehmen in elf Ländern.

    Um die Ertragsqualität der beiden Unternehmensformen zu vergleichen, haben die Autoren nicht-börsennotierte Unternehmen zunächst in zwei Kategorien eingeteilt: (1) eigenständige Unternehmen und (2) Unternehmensgruppen. Da alle börsennotierten Unternehmen als Unternehmensgruppen strukturiert sind, verglichen die Autoren die Jahresabschlüsse von börsennotierten Unternehmen mit jenen nicht-börsennnotierter Unternehmensgruppen, um so herauszufiltern, wie nicht markbedingte Größen wie zum Beispiel Steueranreize oder der Druck der Stakeholder auf die Ertragsqualität von börsennotierten bzw. nicht-notierten Unternehmen wirken.

    Die Co-Autoren kommen zu dem Schluss:

    • Beim Vergleich von börsennotierten mit nicht-notierten Unternehmen (sowohl Einzelunternehmen als auch Unternehmensgruppen) weisen börsennotierte Unternehmen eine höhere EQ auf. Werden dagegen börsennotierte Unternehmen mit nicht-notierten Unternehmensgruppen verglichen, erzielen die nicht-börsennotierten Unternehmensgruppen eine höhere EQ.

    • Eine bemerkenswerte Ausnahme von der Regel ist Großbritannien, der am weitesten entwickelte Markt in Europa, wo sich auch bei diesem Vergleich börsennotierte Unternehmen als zuverlässiger erweisen als nicht-notierte Unternehmen.

    „In weniger anspruchsvollen Kapitalmärkten sind die Anreize für das Erstellen hochwertiger Finanzberichte nicht stark genug", erklärte Prof. Zarowin. „Unsere Untersuchungen zeigen, dass börsennotierte Unternehmen oft überhöhte Gewinne ausweisen, um ihre kurzfristige Performance zu verbessern. Aufgrund dieses Trends sollten Anleger auf vielen europäischen Märkten diese öffentlich zugänglichen Finanzdaten kritischer hinterfragen.“

    „US-Investoren sollten sich stärker für europäische Unternehmen interessieren, die nicht an der Börse notiert sind", fügte Prof. Massimiliano Bonacchi hinzu. „Wenn politische Entscheidungsträger diese relativ niedrige Ertragsqualität von börsennotierten Unternehmen verbessern wollen, sollten sie für diese Art von Unternehmen mehr Anreize (und mehr gesetzliche Vorschriften) schaffen, um qualitativ hochwertige Gewinne auszuweisen, insbesondere in weniger entwickelten Märkten."

    „Leider konnten wir die Situation in den Vereinigten Staaten aufgrund fehlender Daten von nicht-notierten US-Unternehmen nicht untersuchen“, erklärte Prof. Marra. „Die Vereinigten Staaten haben qualitativ hochwertige Kapitalmärkte, aber aufgrund der dort weit verbreiteten opportunistischen Berichterstattung ist nicht klar, ob ähnliche Ergebnisse erzielt werden können."

    Das Paper “Organizational Structure and Earnings Quality of Private and Public Firms" wurde in der Septemberausgabe der Review of Accounting Studies veröffentlicht.


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    NYU Stern
    Prof. Paul Zarowin
    pzarowin@stern.nyu.edu
    Carolyn Ritter, Office of Public Affairs
    212-998-0624, critter@stern.nyu.edu

    Freie Universität Bozen
    Prof. Massimiliano Bonacchi
    massimiliano.bonacchi@stern.nyu.edu

    Università Bocconi
    Prof. Antonio Marra
    antonio.marra@unibocconi.it
    Fabio Todesco, Media Relations
    02.5836.2331, fabio.todesco@unibocconi.it


    Originalpublikation:

    https://doi.org/10.1007/s11142-019-09495-y


    Bilder

    Prof. Massimiliano Bonacchi, Freie Universität Bozen
    Prof. Massimiliano Bonacchi, Freie Universität Bozen
    unibz
    None

    Prof. Antonio Marra, Università Bocconi
    Prof. Antonio Marra, Università Bocconi
    Università Bocconi
    None


    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, Wirtschaftsvertreter, Wissenschaftler
    Wirtschaft
    überregional
    Forschungsergebnisse, Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

    Prof. Massimiliano Bonacchi, Freie Universität Bozen


    Zum Download

    x

    Prof. Antonio Marra, Università Bocconi


    Zum Download

    x

    Hilfe

    Die Suche / Erweiterte Suche im idw-Archiv
    Verknüpfungen

    Sie können Suchbegriffe mit und, oder und / oder nicht verknüpfen, z. B. Philo nicht logie.

    Klammern

    Verknüpfungen können Sie mit Klammern voneinander trennen, z. B. (Philo nicht logie) oder (Psycho und logie).

    Wortgruppen

    Zusammenhängende Worte werden als Wortgruppe gesucht, wenn Sie sie in Anführungsstriche setzen, z. B. „Bundesrepublik Deutschland“.

    Auswahlkriterien

    Die Erweiterte Suche können Sie auch nutzen, ohne Suchbegriffe einzugeben. Sie orientiert sich dann an den Kriterien, die Sie ausgewählt haben (z. B. nach dem Land oder dem Sachgebiet).

    Haben Sie in einer Kategorie kein Kriterium ausgewählt, wird die gesamte Kategorie durchsucht (z.B. alle Sachgebiete oder alle Länder).