Ein Forschungsteam unter Leitung der Universität Göttingen, des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern und der Universität Greifswald hat im Tollensetal 31 ungewöhnliche Objekte entdeckt. Die Forscherinnen und Forscher vermuten, dass die Funde zum persönlichen Besitz eines bronzezeitlichen Kriegers gehören, der vor 3.300 Jahren auf dem Schlachtfeld starb. Ein Tauchteam unter Leitung von Dr. Joachim Krüger von der Universität Greifswald entdeckte den Fundkomplex, der im Fluss offenbar von der Plünderung verschont blieb. Die neuen Forschungsergebnisse sind in einem Aufsatz der Zeitschrift Antiquity erschienen.
(pug) Die archäologischen Zeugnisse der europäischen Bronzezeit werden von Siedlungen, Deponierungen und Bestattungen dominiert. Die Entdeckungen im Tollensetal in Nordostdeutschland heben sich davon völlig ab und die dortigen Funde liefern erstmals für Europa den Nachweis eines prähistorischen Schlachtfelds. Mehr als 12.000 menschliche Knochen wurden bereits aus dem Tal geborgen. Die Osteoanthropologin Ute Brinker vom Landesamt für Kultur und Denkmalpflege hat mehr als 140 Individuen identifizieren können, die auf junge erwachsene Männer in guter körperlicher Verfassung zurückgehen. Die Knochen zeigen vielfältige Verletzungen, die durch Nah- und Fernwaffen verursacht wurden. Auch verheilte Verletzungen sind zu beobachten, was auf frühere Kampferfahrungen hinweist. Isotopenanalysen deuteten darauf hin, dass zumindest ein Teil der Opfer nicht aus der Region stammt, aber bislang war die Herkunft dieser Kämpfer unklar.
Die Tauchergruppe fand eine Reihe von Bronzen in ihrer originalen Fundlage am Flussgrund, darunter eine verzierte Gürteldose, drei Gewandnadeln und Pfeilspitzen. Überraschend konnten auch 31 Objekte mit einem Gewicht von 250 Gramm dicht beieinanderliegend geborgen werden. Vermutlich befanden sich diese in einem inzwischen vergangenen Behälter aus Holz oder Stoff. Zu den Bronzegegenständen gehören ein Pfriem mit einem Griff aus Birkenholz, ein Messer, ein Meißel und weitere Fragmente. Radiokarbondatierungen belegen, dass die Objekte zum Schlachtfeldhorizont gehören. Die Funde wurden in einer Masterarbeit von Tobias Uhlig untersucht und seine Ergebnisse unterstreichen, dass es in der älteren nordischen Bronzezeit (2000-1200 v. Chr.) im Tollensetal zu einem größeren gewaltsamen Konflikt von überregionaler Bedeutung gekommen ist.
Prof. Dr. Thomas Terberger vom Seminar für Ur- und Frühgeschichte der Universität Göttingen zeigt sich begeistert: „Dies ist die erste Entdeckung persönlicher Gegenstände auf dem Schlachtfeld, die uns Einblicke in die Ausstattung eines Kriegers geben. Die kleinen Bronzefragmente dienten wahrscheinlich als eine Art frühe Währung. Die Neufunde liefern uns auch Anhaltspunkte für die Herkunft der Männer, die an der Schlacht beteiligt waren und es mehren sich die Hinweise, dass zumindest einige der Krieger aus dem südlichen Mitteleuropa stammen.“
Prof. Dr. Thomas Terberger
Georg-August-Universität Göttingen
Seminar für Ur- und Frühgeschichte
Nikolausberger Weg 15, 37073 Göttingen
Telefon: 0171 3565493
E-Mail: thomas.terberger@phil.uni-goettingen.de
www.uni-goettingen.de/de/570533.html
Tobias Uhlig et al. Lost in combat? A scrap metal find from the Bronze Age battlefield site at Tollense. Antiquity (2019). DOI: 10.15184/aqy.2019.137
Blick auf die Ausgrabungsstätte an der Tollense in Weltzin, wo viele menschliche Überreste und Objek ...
Stefan Sauer
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Diese Sammlung von Objekten wurde von einer Tauchergruppe im Fluss Tollense gefunden und ist wahrsch ...
Volker Minkus
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Merkmale dieser Pressemitteilung:
Journalisten, Wissenschaftler
Geschichte / Archäologie
überregional
Forschungsergebnisse
Deutsch
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