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22.10.2019 19:00

Auftakt 19/20: Polarforscherin Antje Boetius spricht bei feierlicher Eröffnung des Akademischen Jahres

Dr. Corinna Dahm-Brey Presse & Kommunikation
Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg

    Mit der Meeresbiologin und Polarforscherin Antje Boetius als Festrednerin haben heute die Universität Oldenburg und die Universitätsgesellschaft Oldenburg e.V. (UGO) in einer gemeinsamen Veranstaltung das Akademische Jahr eröffnet. Boetius widmete sich in ihrem Vortrag dem Thema „Expeditionen ans Ende der Welt – Aufbruch in der Wissenschaft“.

    „In den Zeiten des schnellen arktischen Wandels fehlen uns immer noch Beobachtungsdaten aus der polaren Nacht, dem arktischen Winter. Derzeit richten wir daher die größte Nordpol-Drift-Expedition aus. Ein internationales Team wird ein Jahr lang vom Forschungsschiff „Polarstern“ aus für die Expedition MOSAIC mit dem Eis driften und uns eine völlig neue Sicht auf den Zusammenhang zwischen der polaren Region und unseren Breitengraden bescheren“, erklärte Prof. Dr. Antje Boetius vor rund 800 Gästen aus Stadt, Region und Universität. Die Polarforscherin berichtete von ersten Ergebnissen zum Zustand des Eises.

    Boetius ist Direktorin des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven, und Professorin für Geomikrobiologie an der Universität Bremen. Im Mittelpunkt ihrer Forschung stehen die Auswirkungen des Klimawandels auf den Arktischen Ozean wie auch die Lebensvielfalt der Tiefsee. Bislang hat sie an fast 50 Expeditionen mit internationalen Forschungsschiffen teilgenommen. Die Wissenschaftlerin wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Gottfried-Wilhelm-Leibniz Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), dem Communicator-Preis der DFG und des Stifterverbands sowie mit dem Deutschen Umweltpreis. Erst kürzlich erhielt sie das Bundesverdienstkreuz für ihr Engagement zum Schutz der Ozeane sowie den Leibniz-Ring des Presseclubs Hannover.

    „Die heutige Auftakt-Feier bringt uns einmal mehr zusammen: die Universität mit ihren Freunden und Förderern aus der Region. Wir wissen um Ihre Unterstützung und gehen mit diesem Wissen an die vielen Aufgaben und Herausforderungen des neuen akademischen Jahres heran: sei es an die Ausbildung unserer Studierenden, unsere Forschung, unsere Nachwuchsförderung oder an die Ausgründung von Unternehmen“, erklärte Universitätspräsident Prof. Dr. Dr. Hans Michael Piper bei der Begrüßung der Gäste. Auch der Vorsitzende der Universitätsgesellschaft, Hon.-Prof. Dr. Werner Brinker, unterstrich in seiner Rede die wichtige Verankerung der Universität in der Region: „Wir als UGO sehen uns als Bindeglied, als Brückenbauer zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, als kritische Begleiter – im Dienst einer freien und kritischen Forschung und Lehre“, sagte Brinker.

    Zu den Höhepunkten des Abends gehörte auch die Vergabe der UGO-Preise. Den mit 5.000 Euro dotierten „Preis für exzellente Forschung“ erhielt in diesem Jahr die Historikerin Dr. Annika Raapke. Gleich zweimal vergab die UGO den „Preis für herausragende Promotion“. Die Physikerin Dr. Stefanie Kerbstadt und der Physiker Dr. Jan Vogelsang erhielten je 2.000 Euro.

    Den musikalischen Rahmen gestalteten Studierende des Instituts für Musik unter der Leitung von Axel Fries, Peter Janßen, und Volker Schindel. Die Gäste erlebten ein vielfältiges Musikprogramm, darunter ein Percussion-Ensemble, Auszüge aus der jüngsten Musiktheaterproduktion „Heimat im Koffer“ sowie die Band „6 p.m jam“. Die Festveranstaltung schloss mit einem Empfang im Foyer des Hörsaalzentrums. Hier präsentierten zudem junge Existenzgründerinnen und -gründer den Gästen ihre Geschäftsideen.

    Die Preisträgerinnen und der Preisträger

    Dr. Annika Raapke studierte Geschichte, Germanistik und Französisch in Münster und Oldenburg. Während ihrer Promotion war sie Stipendiatin und anschließend Postdoktorandin im DFG-Graduiertenkolleg „Selbst-Bildungen“ der Universität Oldenburg. Derzeit forscht sie im Akademienprojekt „Prize Papers“ unter Leitung von Prof. Dr. Dagmar Freist am Institut für Geschichte. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Körper- und Medizingeschichte der Frühen Neuzeit: Leitfrage ist unter anderem, wie soziale Wirklichkeit durch körperliche Praktiken her- und dargestellt wird. Was etwa sagt die Thematisierung des eigenen Körpers über Vorstellungen und Konstruktionen von „Rasse“ und Geschlecht, Natur und „Zivilisation“, Gesundheit und Krankheit aus? Konkret hat Raapke die körperlichen Erfahrungen von Europäerinnen und Europäern untersucht, die im 18. Jahrhundert die Kolonialgefüge der Karibik bevölkerten. Grundlage ihrer Arbeit sind Briefe aus britischen Kaperbeständen, die zwischen 1744 und 1826 verfasst wurden und von der Karibik aus Frankreich hätten erreichen sollen.

    Dr. Stefanie Kerbstadt hat ihre Promotion bei Prof. Dr. Matthias Wollenhaupt am Institut für Physik der Universität Oldenburg abgeschlossen. In ihrer Arbeit entwickelte sie einen neuen Aufbau, mit dem sie genau definierte Laserpulse erzeugen kann. Diese Pulse sind nur wenige Femtosekunden kurz, das sind billiardstel Sekunden. Mit den maßgeschneiderten Lichtblitzen beobachtete und manipulierte Kerbstadt die physikalischen Prozesse, die der Wechselwirkung zwischen Licht und Materie zugrunde liegen. Unter anderem gelang es ihr, Elektronen, die bei dieser Photoionisation frei werden, gezielt zu steuern. Die Physikerin forscht aktuell am Center for Free-Electron Laser Science (CFEL) des Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY (Hamburg).

    Dr. Jan Vogelsang hat seine Promotion ebenfalls am Institut für Physik angefertigt. Unter Anleitung von Prof. Dr. Christoph Lienau baute Vogelsang ein neuartiges Elektronenmikroskop auf, das die Bewegung von Elektronen als Video aufnehmen kann. Es gelang ihm, Prozesse wie die Ladungstrennung in Nanostrukturen mit einer räumlichen Auflösung von 20 Nanometern und einer zeitlichen Auflösung von 20 Femtosekunden zu filmen. Diese gleichzeitig erreichte hohe räumliche und zeitliche Auflösung stellt einen neuen Weltrekord dar. Für seine Promotion wurde Vogelsang im Mai mit dem Friedrich Hirzebruch-Promotionspreis der Studienstiftung des Deutschen Volkes ausgezeichnet. Nach dem Abschluss seiner Doktorarbeit wechselte er an die Universität Lund in Schweden, wo er als Postdoktorand durch das Marie-Sklodowska-Curie-Programm der EU gefördert wird.

    Hinweis für die Kolleginnen und Kollegen der Presse:

    Unter www.presse.uni-oldenburg.de/mit/2019/351.html finden Sie ab Mittwoch, 23. Oktober, 9.30 Uhr, Fotos der Veranstaltung zum Herunterladen.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler, jedermann
    Geschichte / Archäologie, Meer / Klima, Physik / Astronomie
    regional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungs- / Wissenstransfer
    Deutsch


     

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