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28.10.2019 10:38

Deutsche Krebshilfe fördert Methadon-Therapiestudie

Christiana Tschoepe Pressestelle
Deutsche Krebshilfe

    Wirkstoff soll die Chemotherapie bei Darmkrebs verstärken

    Ulm (gwb) –In den letzten Jahren ist das Schmerzmittel Methadon als vermeintlich vielversprechendes Krebsmedikament in den Blickpunkt der Öffentlichkeit geraten. Jedoch liegen bisher noch keine belastbaren Daten für den Einsatz in der klinischen Praxis vor. Wissenschaftler des Universitätsklinikums Ulm wollen nun in einer Therapiestudie feststellen, ob Methadon bei Patienten mit fortgeschrittenem Darmkrebs wirksam ist. Damit wird der Wirkstoff erstmals unter klinischen Bedingungen untersucht. Die Deutsche Krebshilfe fördert die Studie mit 1,6 Millionen Euro.

    Eingeschlossen in die Studie werden Patienten mit bereits metastasiertem Darmkrebs, bei denen die Chemotherapie nicht mehr anschlägt. „Die Krebszellen nehmen die Medikamente nicht mehr auf, sie sind widerstandsfähig geworden. Unsere Hypothese ist, dass Methadon den Tumor wieder empfindlich für die Chemotherapeutika macht – auch dann, wenn alle anderen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind“, erläutert der Studienleiter Professor Dr. Thomas Seufferlein, Ärztlicher Direktor der Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Ulm.

    Experimentelle Untersuchungen haben gezeigt, dass sich Methadon als wirksame Substanz erweisen könnte. Entscheidend für die Wirkung sind die sogenannten Opioid-Rezeptoren auf der Oberfläche von Krebszellen. An diese kann sich das Methadon anheften und seinen Effekt auf die Zelle entfalten. „Je höher die Anzahl der Rezeptoren auf der Zelle ist, desto empfänglicher ist sie für Methadon“, so Seufferlein weiter. „Einmal angedockt, sorgt es in der Zellkultur dafür, dass die Chemotherapeutika besser in die Zellen eindringen können – die Medikamente wirken damit effektiver. Wir hoffen, dass sich dieses Konzept auch auf die Patienten übertragen lässt.“

    Von der Grundlagenforschung zum Patienten

    Die Ulmer Wissenschaftler wollen nun feststellen, ob die im Labor gewonnenen Erkenntnisse auch in der klinischen Praxis Bestand haben. Dazu werden sie zunächst die Verträglichkeit des Methadons und die passende Dosis in Verbindung mit der Chemotherapie anhand einer kleinen Gruppe von Studienteilnehmern untersuchen. In der zweiten Phase der Studie wird eine größere Patientengruppe in zwei Therapiearme aufgeteilt: Eine Gruppe erhält die Chemotherapie zusammen mit Methadon, während die andere Gruppe ausschließlich mit den Chemotherapeutika behandelt wird. Nach einer bestimmten Zeit wird festgestellt, welche Patienten die besseren Behandlungsergebnisse aufweisen. „Dabei geht es zwar primär um den Therapieerfolg an sich – darüber hinaus möchten wir aber auch die Lebensqualität unserer Patienten im Auge behalten“, erklärt Seufferlein. Die Studie soll bis zum Jahr 2026 abgeschlossen werden.

    Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe, betont: „Bisher liegen zum in der Öffentlichkeit diskutierten Thema Methadon in der Krebstherapie nur Ergebnisse aus der Grundlagenforschung vor. Auf dieser Basis raten wir nach wie vor von einem Einsatz von Methadon als Krebsmedikament außerhalb von kontrollierten Studien ab. Daher halten wir es für wichtig, das mögliche Potenzial dieses Wirkstoffs nun erstmals unter klinischen Bedingungen zu untersuchen.“

    Stellungnahme der Deutschen Krebshilfe zum Thema „Methadon in der Krebsmedizin“: https://www.krebshilfe.de/stellungnahme-methadon

    Bonn, 28. Oktober 2019

    Interviewpartner auf Anfrage


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Thomas Seufferlein
    Ärztlicher Direktor
    Klinik für Innere Medizin I
    Zentrum für Innere Medizin
    Universitätsklinikum Ulm
    Albert-Einstein-Allee 23
    D-89081 Ulm/Germany
    Fon: +49 731 50044501
    Fax: +49 731 50044502
    Email: thomas.seufferlein@uniklinik-ulm.de


    Weitere Informationen:

    https://www.krebshilfe.de/fileadmin/Downloads/PDFs/Stellungnahmen/Deutsche_Krebs...


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Medizin
    überregional
    Forschungsprojekte
    Deutsch


     

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