Studentenclubs gab und gibt es in Rostock mehrere. Aber nur einer befindet sich unter der Erde: Der Studentenkeller mit seinen alten Gemäuern, dem jungen Publikum, cooler Musik und unverwechselbarer Atmosphäre. Es ist der erste Studenten-Klub der Hanse- und Universitätsstadt und einer der beliebtesten Studentenclubs von Rostock. Am Montag, 11. November 2019, feiert er sein 50-jähriges Bestehen.
Seit 50 Jahren steigen junge Leute hinab in das gemauerte Gewölbe, um zu tanzen und zu feiern. Am 11.11. ab 18 Uhr und mit freiem Eintritt sowie einem bunten Programm soll das Jubiläum zünftig begangen werden. Die meisten Besucher sprechen seit Generationen vom „Keller“, wie Ralf Bogdahn, einer der Vorstände weiß. Unter der Erde zieht sich das bei Generationen beliebte Gemäuer wie ein Schlauch bis zur Tanzfläche. Der Leitspruch der Akteure: „Studenten für Studenten“. Ralf Bogdahn sagt: „Der Keller ist im Grunde immer noch der Gleiche wie vor 50 Jahren“. Aber er ist heute nicht nur Club, sondern seit August 1991 ein eingetragener Verein.
Seit vielen Jahren gehört auch der große Außenbereich zum Studentenkeller. Aber das Herzstück bleiben die unterirdischen Räume. Hier hat beispielsweise die Gruppe Rosenstolz Anfang der 90er Jahre mehrere Konzerte gegeben, die Sängerin Veronika Fischer und Band schrieb am 16. April 1978 ins Gästebuch: Wir kommen gerne wieder“. Und auch die Gruppe MTS widmete dem Klub nette Worte.
Inzwischen wird nur noch am Mittwoch und am Wochenende „gekellert“. „Das Ausgehverhalten der jungen Leute hat sich geändert“, sagt Ralf Bogdan. Nur Disko, das reiche lange nicht mehr. Heute werde Entertainment erwartet. Für die meisten ist Keller traditionell am Mittwoch. Die Happy Hour und der günstige Eintritt sowie die gute Atmosphäre locken Rostocks junge Leute.
Rostocks Uni-Rektor Professor Wolfgang Schareck sagt zum 50 jährigen Jubiläum:
„Im Zentrum der Stadt ist der „Keller“ eine unverzichtbare Institution für die Universität. Oft ist der Keller als Treffpunkt das erste, was unsere neuen Studierenden kennenlernen, in dem sie persönliche Kontakte pflegen, aber auch die Interdisziplinarität unserer Universität in ihrer Freizeit schätzen lernen“, unterstreicht der Rektor.
Inzwischen haben Generationen im Studentenkeller gefeiert. Joachim Feuerstein aus Lichtenhagen Dorf gehört beispielsweise zur ersten Generation. Der 71-Jährige Präsident vom Universitäts-Fußballclub (UFC) Arminia sagt heute: „Nach 50 Jahren kann ich mich vor allem an viel Gerümpel erinnern, das wir mit der Schubkarre aus dem Gewölbe transportiert haben, unter dem der Studentenkeller entstehen sollte. Damals war ich Student der Fischereitechnik im ersten Studienjahr. Häufiger als im Studentenkeller war ich allerdings in der alten Mensa in der Thierfelder Straße, im LT-Club und im Meli. Meine Tochter zog es später jedoch in den Studentenkeller und in die neue Mensa“, blickt Joachim Feuerstein zurück.
Auch Rostocks Sozial-Senator Steffen Bockhahn hat im Studentenkeller so manche Party gefeiert. Der 40-Jährige sagt heute: „Es gibt diese besonderen Orte im Leben. „Der Keller“ ist für mich ohne Zweifel ein solcher. Eine kaputte Brille zu „Nirvana“ und zum Glück ein kurzer Heimweg sind Teil meiner Erinnerungen. Ich hoffe, dass es diesen Club mit studentischem Flair auch für meine Enkel noch geben wird.“
Zur so genannten zweiten Generation der Kellerbesucher gehört der Rostocker Mathematik-Professor Konrad Engel. Der 63-jährige Wissenschaftler erinnert sich: „In meiner Studienzeit Ende der 70er- und Anfang der 80er-Jahre war die Studentenszene gut entwickelt. Anziehungspunkte waren mehrere Clubs, wie zum Beispiel der LT-Club (damals noch in der Kobertstraße), der Meli-Club in der Thierfelderstraße, der ST-Club auf dem Gelände der damaligen Schiffstechnik, der Filmclub, der unter anderem in der Bierstube der damaligen Mensa wirkte, und eben vor allem auch der Studentenkeller in der Schwaanschen Straße. Wir Mathematiker feierten aber vorrangig im gemeinsamen Wohnheim in der jetzigen St.-Georg-Straße, wo monatlich HeiDis (Heimdiskos) und jährlich der legendäre universitätsweite Mathe-Fasching (MaFa) stattfanden. Und so waren meine Besuche des Studentenkellers auch eher sporadisch. Wenn man es nach einigem Anstehen dann aber in den Keller geschafft hatte – damals nicht erst gegen Mitternacht, sondern zu etwas angenehmeren und gesünderen Startzeiten, dann konnte man in eine interessante Atmosphäre aus Musik und Gesprächen mit Tanz und Getränken eintauchen“. Ansprechend sei zu dieser Zeit auch die kulturelle Szene gewesen. „Es gab sowohl Aufführungen von Uni-Angehörigen – so hat es mich als Mitglied des Singeclubs „Archimedes“ in den Studentenkeller verschlagen – als auch Auftritte von bekannten Künstlern“. Besonders in Erinnerung hat Professor Engel, wie er sagt, „eine Veranstaltung im Studentenkeller mit der Gruppe MTS („10 böse Autofahrer“) und der oppositionellen Sängerin Bettina Wegner.“
Text: Wolfgang Thiel
So einladend und gemütlich sah es zu Beginn der Kellerzeiten aus.
Foto: Studentenkeller / privat
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Damals wie heute werden die schönsten Momente für die nachfolgenden Generationen festgehalten
Foto: Studentenkeller / privat
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