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24.11.2003 14:58

Ein "stabraum" als Grenzerfahrung

Anette Schober-Knitz Referat für Hochschulkommunikation und Marketing
Hochschule Biberach

    Grenzen als architektonisches Phänomen: Mit diesem Thema beschäftigt sich der Architekt Dipl.-Ing. Matthias Loebermann, Professor an der Fachhochschule Biberach im Fachbereich Architektur, innerhalb einer Forschungsarbeit über "Die Phänomenologie der architektonischen Grenze". Grenzen zu ziehen versteht Loebermann als Teil architektonischen Entwerfens. Und als maßgeblichen Wesenszug des Menschen: Indem der Mensch Grenzen zieht, zeige er sich in seinem ganzen Wesen. Der Mensch selbst sei gar nicht in der Lage sich anders zu sehen oder zu denken als in Situationen, in denen er Grenzen setzt oder sich mit Grenzen auseinandersetzt, so Loebermanns These. Und damit, so der Architekt, werde das Thema "Begrenzen" im Zusammenhang bildenden Bauens zum sinnlichen Ausdruck der den Menschen bestimmenden Notwenigkeit: Grenzen zu entwerfen und in Grenzen existieren zu müssen.
    Gemeinsam mit Studierenden des achten Semesters Architektur beschäftige sich Loebermann mit diesem Thema. Entstanden ist ein so genannter "stabraum", ein Holzbaupavillon, aktuell ausgezeichnet mit einer Anerkennung des Holzbau-Preises Baden Württemberg 2003.

    Die Studierenden beschäftigten sich vor allem mit der theoretischen, formalen und konstruktiven Entwicklung sowie der realen Umsetzung in ein gebautes, begehbares Objekt: 4000 laufende Meter Fichtenholz wurden dafür verarbeitet, 9000 Schrauben und zehn Liter Holzleim. Im 18 Meter langen "stabraum" verliert die theoretisch klar definierte, quaderförmige Struktur aus Raumkanten peu à peu ihre eigentliche Raumform. Sie verwandelt sich zu einer "dynamischen Raumwolke" (Loebermann), und diese Modulation bleibt nicht ohne Wirkung auf die menschliche Wahrnehmung. Ein Experiment, über das die Studierenden eben diese veränderte Wahrnehmung des Menschen in Bezug auf Offenheit oder Komplexität, Ruhe oder Dynamik und Lichtverhältnisse untersuchen wollen.
    Dabei wird die Abfolge dieser unterschiedlichen Räume als kontinuierliche Veränderung dargestellt: Ein einziges Bauelement ohne sichtbare Verbindungen haben Loebermann und seine Studenten verwendet; 200 Rahmen haben sie hintereinander verbaut. In vier Schritten verändert sich diese quaderförmige Röhre; besonderen Wert legte die Gruppe auf die Übergänge von einer Raumform zur nächsten. Betritt man den "stabraum" befindet sich der Betrachter zunächst in einem klar definierten Quader; im nächsten Schritt werden die Seitenwände herausgeklappt, dann der Boden aufgefaltet, schließlich die Decke. Der Raum gerät in Schieflage. Zum Ende hin sind die Stäbe in der Horizontalen herausgedreht, ein dreidimensional verformter Innen- und Außenraum entsteht. Der "stabraum" löst sich - wie Loebermann formuliert - in einer "chaotischen Raumwolke" auf.
    Im Betrachten und Begehen dieses Raumobjekts addieren sich in der Wahrnehmung des Besuchers das Innen und Außen des "stabraumes". In der Zusammenschau bringen sie ihm Loebermanns Thema näher: Begrenzung und Entgrenzung als menschliche Grunderfahrung. Ein Erlebnis.

    Der "stabraum" wurde als mobiler Holzbaupavillon entworfen und soll an wechselnden Standorten ausgestellt werden: zunächst in Biberach, später in Friedrichshafen und Nürnberg. Die Stadt Biberach hat das Projekt der Fachhochschule Biberach stets unterstützt. Und so sorgte Baubürgermeister Julius Ogertschnig dafür, dass der Pavillon derzeit auf dem Gelände des städtischen Gartenbauamtes stehen kann und anschließend einen repräsentativen Ort nahe der Stadtbibliothek erhält.


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    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Bauwesen / Architektur
    überregional
    Forschungsprojekte, Studium und Lehre
    Deutsch


     


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