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26.11.2019 19:56

Leibniz-Einrichtungen in Potsdam, Essen, Dummerstorf, Borstel und Marburg evaluiert

Christoph Herbort-von Loeper M.A. Kommunikation
Leibniz-Gemeinschaft

    Die Förderung von vier Leibniz-Einrichtungen soll fortgeführt werden. Beim Leibniz-Institut für Nutztierbiologie in Dummerstorf empfiehlt der Senat, die gemeinsame Förderung zu beenden. Das hat der Senat der Leibniz-Gemeinschaft heute nach Abschluss der regelmäßigen wissenschaftlichen Evaluierung beschlossen.

    Folgende Leibniz-Einrichtungen wurden evaluiert:
    • Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
    • RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung e. V., Essen (RWI)
    • Leibniz-Institut für Nutztierbiologie, Dummerstorf (FBN)
    • Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum (FZB)
    • Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung - Institut der Leibniz-Gemeinschaft, Marburg (HI)

    Zu den Stellungnahmen des Senats der Leibniz-Gemeinschaft im Einzelnen:

    1) Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
    Das Deutsche Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke (DIfE) widmet sich dem Zusammenspiel von Ernährung und Gesundheit. Das Institut bearbeite ein wissenschaftlich und gesellschaftlich aktuelles und hoch relevantes Themenfeld, so der Senat der Leibniz-Gemeinschaft in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme. Das Forschungsprogramm sei seit der letzten Evaluierung sehr überzeugend weiterentwickelt worden. Ein ruhestandsbedingter Generationswechsel im Amt des Direktors vor fünf Jahren und auf vielen weiteren wissenschaftlichen Leitungspositionen habe zu einer Stärkung von altersassoziierten und neurowissenschaftlichen Arbeiten geführt.
    Das DIfE lege bemerkenswerte Forschungsergebnisse vor. Eine wichtige Grundlage sei die Beteiligung des Instituts an umfangreichen Kohorten-, Beobachtungs- und Interventionsstudien. Das Institut wirke weit über die Wissenschaft hinaus. So setze es seine Erkenntnisse in Beratungs- und Informationsangebote für eine breite Öffentlichkeit um und gestalte evidenzbasierte Leitlinien zum Beispiel für die Behandlung von ernährungsbedingten Krankheiten mit. Der Senat beurteilt die wissenschaftlichen Ideen und Ausbauplanungen des DIfE für die nächsten Jahre sehr positiv.
    Das Institut kooperiere eng mit der Universität Potsdam und der neuen Gesundheitswissenschaftlichen Fakultät in Brandenburg sowie der Charité-Universitätsmedizin Berlin. Der entstehende „Gesundheitscampus Brandenburg“ biete in den nächsten Jahren weitere Chancen für die Vernetzung mit Partnern. Das Zusammenspiel mit den Hochschulen nutze auch der Ausbildung von Promovierenden und der Förderung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nach der Promotion.
    Der Senat empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des DIfE fortzusetzen.

    2) RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung e. V., Essen (RWI)
    Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen habe sich seit der letzten Evaluierung sehr gut entwickelt, so der Senat der Leibniz-Gemeinschaft in seiner heute veröffentlichten Stellungnahme. Thematisch setze das Institut überzeugend Prioritäten und befasse sich mit wissenschaftlich sowie gesellschaftlich zukunftsweisenden Themen, zum Beispiel. der Integration von Migranten und den Wirkungen des Klimawandels auf die ökonomischen Entwicklungen im globalen Süden. Der Senat sieht die bisherigen Leistungen als eine sehr gute Grundlage für die Planungen des RWI, künftig verstärkt die Zusammenhänge von Klimawandel, Entwicklung und Migration im Rahmen eines „Economic Policy Lab“ zu erforschen. Im „Forschungsdatenzentrum Ruhr“ bündele das RWI eine breite Methoden- und Datenkompetenz; die Möglichkeiten des Zentrums sollten künftig besser ausgeschöpft werden.
    Die sehr überzeugenden Forschungsergebnisse nutze das RWI, so der Senat weiter, für hochwertige Leistungen in der wissenschaftlichen Beratung von Politik, Verwaltungen und gesellschaftlichen Akteuren. So wirke das Institut zum Beispiel an der Gemeinschaftsdiagnose für die Bundesregierung zur Einschätzung der wirtschaftlichen Lage mit. Der Senat hebt außerdem die Tätigkeit des RWI-Präsidenten als Vorsitzender des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hervor.
    Kritisch beurteilt der Senat die geringe Zahl von Wissenschaftlerinnen in leitenden Aufgaben. Er empfiehlt, wissenschaftliche Stellen künftig aus einem breiten internationalen Bewerberpool zu rekrutieren. Erfreulich sei, dass das Institut auf institutioneller Ebene mit zahlreichen Partnern in der Region und darüber hinaus kooperiere. Dies komme im Rahmen der Ruhr Graduate School in Economics insbesondere auch den Promovierenden am RWI zugute.
    Der Senat empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des RWI fortzusetzen.

    3) Leibniz-Institut für Nutztierbiologie, Dummerstorf (FBN)
    Das Leibniz-Institut für Nutzierbiologie (FBN) in Dummerstorf verfolgt das Ziel, die funktionelle Biodiversität von Nutztieren im Kontext ihrer spezifischen Haltungsumwelten zu erforschen und daraus Lösungen für eine nachhaltige Nutztierhaltung abzuleiten.
    In seiner heute veröffentlichten Stellungnahme zum FBN hält der Senat fest, dass es dem Institut nicht gelungen sei, die 2015 durch ihn geforderten Verbesserungen zu erreichen. Die wissenschaftlichen und strategischen Schwächen, die zu der jetzigen, vorgezogenen Evaluierung geführt hätten, seien nicht ausreichend behoben worden. Insbesondere habe das Institut es nicht erreicht, wissenschaftlich innovative Fragestellungen zu entwickeln und in ein Gesamtkonzept zu integrieren. Stattdessen werde die Forschungspraxis am FBN nach wie vor zu stark durch die technischen Möglichkeiten der umfangreichen Forschungsinfrastrukturen des Instituts gesteuert. Vor diesem Hintergrund stagniere das Leistungsniveau des FBN.
    Der Senat erkenne an, dass die Beratungstätigkeit des FBN und seine technologischen Entwicklungen von Ministerien, Behörden und Unternehmen nachgefragt würden. Er sehe auch, dass in einzelnen Arbeitsbereichen sehr gute wissenschaftliche Leistungen entstünden. Es fehle aber ein Konzept, um die notwendige Dynamik für fachübergreifende, wissenschaftlich innovative Ergebnisse zu erzeugen. Grundlegende Kritik übt der Senat auch an der Personalpolitik des Instituts bei der Besetzung von Leitungspositionen. Er kritisiert zudem die geringe und in den letzten Jahren abnehmende Zahl von Promotionen.
    Insgesamt erfülle das FBN nicht mehr die Anforderungen an ein Leibniz-Institut. Der Senat empfiehlt daher Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung zu beenden.

    4) Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum (FZB)
    Das Forschungszentrum Borstel, Leibniz Lungenzentrum (FZB) widmet sich zum einen nicht-infektiösen, weit verbreiteten Zivilisationskrankheiten wie Asthma und bestimmten lungenbezogenen Allergien, zum anderen Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, die weltweit gesehen nach wie vor eine der häufigsten Todesursachen ist. Diese wissenschaftlichen Arbeiten werden durch einen Infrastrukturbereich Medizin ergänzt. Das Leibniz-Lungenzentrum FZB ist eng verbunden mit der Medizinischen Klinik Borstel, die anderweitig finanziert wird und daher nicht vom Leibniz-Senat evaluiert wird.
    Die Forschungsleistungen am FZB seien überzeugend, so der Senat, und hätten sich in den vergangenen Jahren qualitativ weiter verbessert. Insbesondere die Arbeiten zu Infektionskrankheiten werden ausgesprochen positiv eingeschätzt. Für die Arbeiten zu Asthma und Allergie sieht der Leibniz-Senat sehr gute Voraussetzungen für eine weitere Profilierung. Die Planungen, künftig die Forschungen zur Rolle des Mikrobioms in der Lunge auszubauen, werden nachdrücklich befürwortet.
    Der Senat würdigt, dass das FZB durch die Mitwirkung an zwei „Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung“ und durch seine Mitgliedschaft in der Leibniz-Gemeinschaft national sehr gut vernetzt sei. Auf internationaler Ebene wird insbesondere die Kooperation mit Partnern in Ländern, in denen die Tuberkulose weit verbreitet ist, positiv hervorgehoben. Der Senat empfiehlt, künftig verstärkt wissenschaftliches Personal aus dem Ausland zu gewinnen. Außerdem müsse der Anteil von Wissenschaftlerinnen mit leitenden Aufgaben erhöht werden.
    Der Senat empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des FZB fortzusetzen.

    5) Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung - Institut der Leibniz-Gemeinschaft, Marburg (HI)
    Das Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung - Institut der Leibniz-Gemeinschaft (HI) unterstützt mit seinen umfangreichen Sammlungsbeständen die historische Erforschung der Regionen und Gesellschaften des östlichen Mitteleuropa unter besonderer Berücksichtigung der ehemaligen deutschen Ost- und Siedlungsgebiete. In seiner heute veröffentlichten Stellungnahme hält der Senat der Leibniz-Gemeinschaft fest, dass das Institut seine verschiedenen Aufgaben in der Sammlungsentwicklung, in der Forschung und im Wissenstransfer sehr gut wahrnimmt.
    Die digitale Erschließung und Verfügbarmachung der Sammlungen sei seit der letzten Evaluierung deutlich vorangeschritten. Insbesondere bewertet der Senat den Ausbau der informationstechnischen Expertise am HI in den vergangenen Jahren positiv. Dem Institut sei es gelungen, eine überzeugende Digitalisierungsstrategie zu entwickeln und umzusetzen. Die Planungen für den weiteren Ausbau der informationstechnischen Expertise befürwortet der Senat.
    Die Forschungsleistungen des Instituts beurteilt der Senat ebenfalls sehr positiv. Er hebt außerdem hervor, dass die umfangreichen Fellowship- und Gastprogramme des HI eine wichtige Funktion für die internationale Vernetzung im Fachgebiet wahrnehmen.
    Der Senat empfiehlt Bund und Ländern, die gemeinsame Förderung des HI fortzusetzen.

    Die einzelnen Senatsstellungnahmen finden Sie im Wortlaut auch auf den Internetseiten der Leibniz-Gemeinschaft unter http://www.leibniz-gemeinschaft.de/ueber-uns/evaluierung/

    Hintergrund:
    Jede Leibniz-Einrichtung wird regelmäßig extern evaluiert, spätestens alle sieben Jahre. International ausgewiesene Sachverständige, die durch schriftliche Unterlagen und bei einem Evaluierungsbesuch informiert werden, bewerten die Leistungen und Strukturen jeder Einrichtung. Die Ergebnisse der Begutachtung werden in einem Bewertungsbericht festgehalten, zu dem das evaluierte Institut Stellung nehmen kann. Auf dieser Grundlage verabschiedet der Senat der Leibniz-Gemeinschaft eine wissenschaftspolitische Stellungnahme, die in der Regel Empfehlungen zur weiteren Förderung der Leibniz-Einrichtung enthält. Diese Senatsstellungnahme dient der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern (GWK) zur Überprüfung der Fördervoraussetzungen. Zusammen mit den Anlagen A (Darstellung der wesentlichen Inhalte und Strukturen der Einrichtung), B (Bewertungsbericht) und C (Stellungnahme der Einrichtung zum Bewertungsbericht) werden die Senatsstellungnahmen auf der Internet-Seite der Leibniz-Gemeinschaft veröffentlicht. Alle an der Bewertung und Beurteilung beteiligten Gremien sind ausschließlich mit Personen besetzt, die nicht an Leibniz-Einrichtungen tätig sind.

    Pressekontakt für die Leibniz-Gemeinschaft
    Christoph Herbort-von Loeper
    Tel.: 030 / 20 60 49 – 48
    Mobil: 0174 / 310 81 74
    herbort@leibniz-gemeinschaft.de

    Die Leibniz-Gemeinschaft
    Die Leibniz-Gemeinschaft verbindet 95 selbständige Forschungseinrichtungen. Ihre Ausrichtung reicht von den Natur-, Ingenieur- und Umweltwissenschaften über die Wirtschafts-, Raum- und Sozialwissenschaften bis zu den Geisteswissenschaften. Leibniz-Institute widmen sich gesellschaftlich, ökonomisch und ökologisch relevanten Fragen. Sie betreiben erkenntnis- und anwendungsorientierte Forschung, auch in den übergreifenden Leibniz-Forschungsverbünden, sind oder unterhalten wissenschaftliche Infrastrukturen und bieten forschungsbasierte Dienstleistungen an. Die Leibniz-Gemeinschaft setzt Schwerpunkte im Wissenstransfer, vor allem mit den Leibniz-Forschungsmuseen. Sie berät und informiert Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Leibniz-Einrichtungen pflegen enge Kooperationen mit den Hochschulen u. a. in Form der Leibniz-WissenschaftsCampi, mit der Industrie und anderen Partnern im In- und Ausland. Sie unterliegen einem transparenten und unabhängigen Begutachtungsverfahren. Aufgrund ihrer gesamtstaatlichen Bedeutung fördern Bund und Länder die Institute der Leibniz-Gemeinschaft gemeinsam. Die Leibniz-Institute beschäftigen knapp 20.000 Personen, darunter etwa die Hälfte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Der Gesamtetat der Institute liegt bei mehr als 1,9 Milliarden Euro.
    http://www.leibniz-gemeinschaft.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Wissenschaftler
    fachunabhängig
    überregional
    Organisatorisches, Wissenschaftspolitik
    Deutsch


     

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