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28.11.2019 12:36

Blinddarmentzündungen bei Kindern: Ultraschall als erstes Mittel zur exakten Diagnose

Friederike Gehlenborg Pressestelle
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)

    Kinder haben häufig akute Bauchschmerzen – oft ist es nicht leicht, die Ursache dafür zu finden. Schmerzen im rechten Unterbauch können auf eine Blinddarmentzündung hinweisen, aber auch andere Auslöser sind möglich. Eine sehr genaue Diagnose ermöglicht der Bauchultraschall – das hat jetzt eine weitere Studie gezeigt. Bei jenen Kindern, die mehr als zwölf Stunden unter Beschwerden litten, konnte eine Blinddarmentzündung mittels Ultraschall zu 100 Prozent diagnostiziert werden. Experten der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM) empfehlen, die Sonografie als erste weiterführende Untersuchung bei Verdacht auf eine kindliche Blinddarmentzündung einzusetzen.

    Eine Blinddarmentzündung tritt bei Kindern zwischen sechs und zehn Jahren besonders häufig auf, kann aber auch bei Kleinkindern vorkommen. Bei ihnen ist sie zwar seltener, aber oft besonders schwer zu diagnostizieren. „Zunächst verspüren Erkrankte oft Schmerzen, die vom Bauchnabel ausgehen und sich anschließend in den rechten Unterbauch verschieben“, sagt PD Dr. Doris Franke von der Kinderklinik an der Medizinischen Hochschule Hannover. „Häufig kommen Übelkeit und Fieber hinzu.“ Wenn die Beschwerden bei Bewegungen mit Erschütterungen schlimmer werden, beispielsweise beim Hüpfen, dann sollten Eltern mit ihren Kindern umgehend zum Arzt gehen, der mit einer Ultraschall- und Blutuntersuchung abklärt, ob eine Blinddarmentzündung dahintersteckt.

    Die Sonografie des Bauchraumes ermöglicht bei den kleinen Patienten eine besonders exakte Diagnose – wie eine aktuelle Studie von spanischen Wissenschaftlern zeigt. Marcos Prada-Arias von der Universitätsklinik Ávaro Cunqueiro in Vigo und seine Kollegen haben für die Untersuchung nach den wertvollsten Instrumenten zur exakten Diagnose einer kindlichen Blinddarmentzündung (Appendizitis) gesucht. Über fünf Jahre hinweg dokumentierten die Wissenschaftler die Daten von 82 Kindern unter fünf Jahren, die mit Verdacht auf Appendizitis in die pädiatrische Notaufnahme der Universitätsklinik in Vigo gebracht wurden. Eine besonders gute diagnostische Klarheit brachte der Bauchultraschall. „Bei Kindern, die mehr als zwölf Stunden unter Beschwerden litten, konnte eine Blinddarmentzündung mittels Ultraschall in dieser Studie zu 100 Prozent diagnostiziert werden“, so Dr. Rüdiger Kardorff, Sektionsleiter Kindergastroenterologie in Duisburg. Auch wenn eine Diagnosesicherheit von 100 Prozent im praktischen Alltag nicht erreicht wird, hat die Sonografie gerade bei den kleinen Patienten eine besonders hohe Aussagekraft – viel exakter beispielsweise als die gängige Methode der Blutuntersuchung. Die Expertin empfiehlt, die Ultraschalldiagnostik bereits frühzeitig als Bildgebung zur Abgrenzung verschiedener Differentialdiagnosen anzuwenden.

    Eine rasche Diagnose ist sehr wichtig, da eine Blinddarmentzündung bei Diagnoseverschleppung lebensbedrohlich werden kann. „Wenn die Appendizitis nicht rechtzeitig erkannt und behandelt wird, kann der entzündete Wurmfortsatz des Blinddarms platzen“, sagt der Kinderchirurg Dr. med. Kay Großer, Stellvertretender Leiter der DEGUM-Sektion Pädiatrie.
    „Dabei können Eiter und Stuhl in die Bauchhöhle gelangen – und so eine lebensbedrohliche Blutvergiftung auslösen.“ Die Sonografie des Bauchraumes ist bei Kindern primär empfehlenswert, da sie generell sonografisch besser zu untersuchen sind als Erwachsene und da bei ihnen durch die im Vergleich zu Erwachsenen dünneren Bauchdecken noch mehr Einzelheiten dargestellt werden können. „Organe und Strukturen, von denen das Bauchweh kommen können, sind per Ultraschall besonders gut darstellbar. Unterstützt wird das durch Anwendung der Sonopalpation, bei der mit dosiertem Druck die schmerzhafte Region untersucht wird. Gefahndet wird nach Umgebungsveränderungen, die bei der Entscheidungsfindung zu einer eventuell erforderlichen Operation hilfreich sind“, erläutert Großer.

    Wesentliche Voraussetzung für eine genaue Diagnose ist neben entsprechender Gerätetechnik die Ultraschall-Kompetenz des behandelnden Arztes: „Nur wenn der Untersucher entsprechend qualifiziert ist, kann er eine Blinddarmentzündung exakt diagnostizieren oder auch hinreichend sicher ausschließen“, so Universitätsprofessor Dr. Hans-Joachim Mentzel, DEGUM-Experte und Leitender Arzt der Sektion Kinderradiologie am Universitätsklinikum Jena. Weiterführende invasivere Bildgebung wie die Magnetresonanztomografie, die in dieser Altersgruppe mitunter eine Sedierung erforderlich macht, kann den Kindern so erspart werden. Die DEGUM-Sektion Pädiatrie bietet Kinderärzten, -chirurgen und -radiologen nach ihrem bewährten Dreistufenkonzept Fortbildungsmaßnahmen an. Ärzte, die auf diese Weise qualifiziert sind, können dann auch besonders gut entscheiden, ob eine Operation notwendig ist oder nicht.

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    Weiterführende Informationen:

    J Paediatr Child Health 2019; online 4. September. Appendicitis or non‐specific abdominal pain in pre‐school children: When to request abdominal ultrasound?https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/jpc.14617

    Über die DEGUM:

    Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bietet ein Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch auf dem Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint rund 10 000 Ärzte verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten, Naturwissenschaftler und Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in der Medizin. Ultraschallanwendern bescheinigt die DEGUM eine entsprechende Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen I bis III. DEGUM-zertifizierte Ärzte finden Patienten im Internet unter: http://www.degum.de

    ++++++++++ Bei Veröffentlichung Beleg erbeten. ++++++++

    Kontakt für Journalisten:
    Pressestelle der Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e.V. (DEGUM)
    Katharina Weber
    Postfach 30 11 20
    70451 Stuttgart
    Tel.: 0711 8931-583
    Fax: 0711 8931-167
    E-Mail: weber@medizinkommunikation.org


    Weitere Informationen:

    http://www.degum.de


    Bilder

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten
    Ernährung / Gesundheit / Pflege, Gesellschaft, Medizin
    überregional
    Buntes aus der Wissenschaft, Forschungsergebnisse
    Deutsch


     

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