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03.12.2019 18:19

Stadtgeschichte als Zeitgeschichte: Junge Historikerinnen und Historiker erforschen die Entwicklung Berlins im 20. Jh.

Marion Schlöttke Öffentlichkeitsarbeit
Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF)

    Berlin boomt. Die spannungsreiche, vielfach gebrochene Geschichte der Stadt lockt jährlich Millionen Besucherinnen und Besucher an. Auch die Geschichtswissenschaft hat Berlin wiederentdeckt. Ein neuer Band, herausgegeben von Hanno Hochmuth und Paul Nolte, versammelt zwölf Studien zur jüngeren Stadtgeschichte. Sie entstanden größtenteils im Kontext des Masterstudiengangs Public History, den die Freie Universität (FU) Berlin seit 2008 zusammen mit dem Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) anbietet. Die Beiträge erschließen neue Quellen und eröffnen ein breites Panorama vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart.

    Im 19. Jahrhundert gewannen europäische Städte vor allem durch die Industrialisierung enorm an Bedeutung. So auch Berlin, die Hauptstadt des Deutschen Reiches: Um 1880 überschritt die Einwohnerzahl die Millionengrenze. Das Leben der Stadtbevölkerung wandelte sich. Elektrisches Licht, Straßenbahn und U-Bahn, das Auto, Vergnügungsparks und das Kino veränderten den All-tag. Doch der Erste Weltkrieg markierte schon bald eine Zäsur. Es folgte eine Zeit der schweren Krisen, der gebrochenen Entwicklung und der Zerstörung, die von Berlin ausging und die Stadt wieder einholte. Das »Jahrhundert der Extreme« hinterließ tiefe Spuren in der Stadtlandschaft. Die zeithistorische Forschung in Deutschland hat die Stadtgeschichte jedoch lange Zeit ignoriert, lag doch die »Boomphase« der Urbanisierung offenbar nicht im 20. Jahrhundert.

    Hanno Hochmuth vom ZZF Potsdam und Paul Nolte von der FU Berlin haben sich zum Ziel gesetzt, die Stadtgeschichte für die Zeitgeschichte neu zu entdecken. »Auch im 20. Jahrhundert hat sich das innere Gewebe europäischer Städte stark verändert. Die politischen Entwicklungen haben den städtischen Raum geprägt«, betont Nolte. »Die Differenz zwischen Stadt und Land hat an Bedeutung gewonnen. Sie drückt sich auch als wachsende kulturelle und politische Spaltung aus.« Der neue Band sei deshalb auch als eine »Vorgeschichte unserer Gegenwart« zu lesen.

    Für die Erforschung der Berliner Stadtgeschichte bedeutet das, nicht nur der politischen Bedeutung als »Reichshauptstadt« oder Symbol der Teilung Europas Beachtung zu schenken. Die geteilte Stadt war zwar ein geopolitischer Sonderfall, aber auch eine »normale« Großstadt. Hanno Hochmuth möchte deshalb neue Fragen stellen: »Wir erleben seit einiger Zeit, dass die soziale Segregation des 19. Jahrhunderts, also die Trennung von Arbeiter- und Bürgerstadt, neue Aktualität erfährt – mitunter unter umgekehrten Vorzeichen. Parallel stellt uns die Deindustrialisierung und Globalisierung vor neue Herausforderungen. Welche Folgen hat das für die städtische Sozialstruktur?« Die neue Berlin-Forschung folgt damit auch dem gewachsenen öffentlichen Interesse an der Geschichte und Gegenwart der Stadt.

    Die zwölf Artikel des Bandes erkunden die Berliner Stadtgeschichte aus unterschiedlichen Perspektiven – von der Judenverfolgung im Sport über die Erfahrungen von Frauen in der frühen Nachkriegszeit und das Engagement neuer sozialer Bewegungen bis hin zum städtischen Umgang mit der eigenen Vergangenheit. Die Autorinnen und Autoren sind Absolventinnen und Absolventen der FU Berlin. Einige von ihnen promovieren inzwischen am ZZF Potsdam; die beiden Herausgeber lehren Zeitgeschichte und Public History an der FU Berlin.

    Seit 2008 bieten die FU und das ZZF gemeinsam den Masterstudiengang Public History an (https://www.zzf-potsdam.de/de/public-history/masterstudiengang-public-history). Damit wird dem hohen medialen Interesse an Geschichte sowie der gewachsenen gesellschaftlichen Bedeutung von Museen, Gedenkstätten und anderen historischen Lernorten Rechnung getragen. Der Studiengang qualifiziert seine Absolventinnen und Absolventen insbesondere für Tätigkeiten, die die Aufbereitung und Vermittlung fachwissenschaftlicher Erkenntnisse in ei-nem breiten öffentlichen Kontext erfordern.

    Zum Buch:
    Hanno Hochmuth, Paul Nolte (Hg.)
    Stadtgeschichte als Zeitgeschichte
    Berlin im 20. Jahrhundert
    https://www.zzf-potsdam.de/de/publikationen/stadtgeschichte-als-zeitgeschichte

    erschienen in der Publikationsreihe des ZZF Potsdam:
    Geschichte der Gegenwart, Band 22
    Ort: Göttingen
    Jahr: 2019
    Verlag: Wallstein Verlag
    Seiten: 359
    ISBN: 978-3-8353-3524-0


    Wissenschaftliche Ansprechpartner:

    Dr. Hanno Hochmuth:
    hochmuth@zzf-potsdam.de


    Weitere Informationen:

    https://www.zzf-potsdam.de/de/mitarbeiter/hanno-hochmuth - Infos zu Hanno Hochmuth


    Bilder

    Anhang
    attachment icon ZZF PM 03.12.2019 Neuerscheinung Stadtgeschichte als Zeitgeschichte

    Merkmale dieser Pressemitteilung:
    Journalisten, Studierende, jedermann
    Geschichte / Archäologie, Gesellschaft
    überregional
    Wissenschaftliche Publikationen
    Deutsch


     

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